Ausgleich in 90.+8: Schiedsrichter ist Hauptdarsteller des Derbys

05. Mai 2024, 18:55 Uhr

Die Spieler waren nicht die Hauptdarsteller des Derbys zwischen Neuhof und Eichenzell. © Charlie Rolff

„Einfach eine brutale Saison“, sagte Romeo Andrijasevic nach Abpfiff eines denkwürdigen Derbys zwischen dem SV Neuhof und Britannia Eichenzell. Andrijasevic ist Trainer der Eichenzeller und musste im Kampf um den Klassenerhalt eine ganz bittere Pille schlucken.

Eigentlich hätte sich niemand über den Schiedsrichter beschweren können. Der Hessenliga-erfahrene Patrick Werner hatte über 90 Minuten eine souveräne Spielleitung in einem niemals hitzigen und unspektakulären Derby gezeigt. Nach 90 Minuten führte der Gast dank einer engagierten und leidenschaftlichen Vorstellung, der besten seit Wochen, auch völlig verdient mit 1:0. Oder, anders ausgedrückt, nur mit 1:0, denn nach Moritz Reiths Führungstreffer, der von Philipp Pfeiffers klugem Pass profitierte, spielten die Britannen gute Kontergelegenheiten schlampig aus. Allerdings stand die Defensive bombensicher und ließ bis zur 90. Minute keine klare Chance der ebenfalls noch nicht endgültig gesicherten Gastgeber zu.

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Doch mit Beginn der Nachspielzeit übernahm Werner die Hauptrolle. Ein Tor, eine kurze Verletzungsunterbrechung und sechs Wechselfenster ließen Werner zur schon umstrittenen, weil überzogenen Nachspielzeit hinreißen. Diese fünf Minuten überstand Eichenzell mit etwas Glück, denn Austin Nkwonta verpasste per Kopf den Ausgleich. Doch auch nach dem Verstreichen der fünf Minuten wollte Werner dem Treiben kein Ende setzen. Zwar nahm er zwischenzeitlich mal die Pfeife in den Mund, genau sieben Minuten waren da schon vorüber, doch er überlegte es sich doch noch einmal und wartete einen weiteren Angriff der Neuhöfer ab, den tatsächlich der als Feldspieler eingewechselte etatmäßige Torwart Toby Hunt zum Ausgleich verwertete. 

Sieben Minuten und 36 Sekunden waren da bereits gespielt. Danach pfiff Werner nicht mehr an und hatte auch an Hunts Treffer nichts auszusetzen, obwohl nicht wenige bei der Ballannahme ein klares Handspiel und zusätzlich eine Abseitsposition erkannt hatten. Andrijasevic stand einige Sekunden regungslos am Spielfeldrand, bevor er sich den Schiedsrichtern näherte: „Ich habe nicht gefragt, warum sie so lange nachspielen. Ich habe ihnen gesagt, dass sie das offensichtlich aus Spaß an der Freude machen, es bei uns aber um die Existenz eines Vereins geht.“ Klar ist: Für Eichenzell war späte Ausgleichstreffer ein Tiefschlag im Abstiegskampf.

Die Statistik: SV Neuhof: Pino; Nkwonta, Basilico, Shyti, Menezes (81. Hunt) – Juwara, Reichler (63. Zeyrek) – de Oliveria (90.+3 Ali), Amazirh (63. de Araujo), Yanez – Orellana (72. Imani). Britannia Eichenzell: Grösch; Körner, Kratz, Ströder, Kücükler – G. Müller (49. Budenz), Ganß (79. B. Müller) – Reith (76. Rützel), Ludwig, Pfeiffer (90.+5 Lüdicke) – Wettels (90.+3 Vico). Schiedsrichter: Patrick Werner (SKG Bauschheim). Zuschauer: 130. Tore: 0:1 Moritz Reith (54.), 1:1 Toby Hunt (90.+8).

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