Ein Jahr nach der Revolution: „Sehr dankbar, dass die Mädels uns unterstützen“

16. Oktober 2024, 17:55 Uhr

Priscilla Gelhard (von links), Nicole Schleicher und Sofia Nowak (rechts) spielen für die zweite Mannschaft des TSV Dalherda. Zur Freude von Vorstandsmitglied Stefan Banik auch im zweiten Jahr in Folge. © Verein

Seit der vergangenen Saison dürfen in Hessen Frauen bei den Männern mitspielen. Wie sind die Erfahrungen ein Jahr später? Priscilla Gelhard vom TSV Dalherda spricht darüber.

Am 18. Juli 2023 verkündete der Hessische Fußball-Verband (HFV) in einer Pressemitteilung, dass Frauen in Männerfußballteams spielen dürfen . Eine kurze Mitteilung, die für großes Aufsehen sorgte. Schon in den ersten Tagen nach der Ankündigung spielten einige Frauen bei den Männern mit. In der Region Fulda ist der TSV Dalherda II Vorreiter: Mit Priscilla Gelhard, Sofia Nowak und Nicole Schleicher spielen gleich drei Fußballerinnen in der zweiten Mannschaft des TSV, die in der C-Liga Fulda/Rhön aktiv ist.

Frauen im Männerfußball: Ein Jahr nach der Revolution in Hessen

Zunächst fand nur Gelhard aufgrund ihres Bruders Nils den Weg nach Dalherda, debütierte beim 4:1-Erfolg gegen die SG Ulstertal II für Dalherda II . „Ich hatte immer die Unterstützung vom Verein und der Mannschaft, deshalb war ich eigentlich nie nervös vor den Spielen“, sagt Gelhard ein Jahr später. Die 22-Jährige steht im Rampenlicht, wird von torgranate.de und der Hessenschau mit der Kamera begleitet. „Medial wurde das irgendwann zu viel und wir haben weitere Anfragen abgeblockt“, sagt die Spielerin ehrlich. Denn für sie zählt vor allem eines: Fußball spielen.

Der Fußball in der C-Liga ist ein anderer als der in der Frauen-Hessenliga, wo Gelhard für die TSG Lütter spielt: „Frauenfußball ist langsamer, dafür wird mehr mit dem Kopf gespielt. Bei den Männern ist es körperlicher. Da bin ich schon unterlegen und muss Alternativen finden, mich durchzusetzen.“ Erfahrungen damit machte Gelhard, die in der vergangenen Saison elf Spiele absolvierte, auf die eine und andere Art und Weise: „Manchmal hatte ich schon das Gefühl, dass mein Gegenspieler den Zweikampf hätte gewinnen können, aber zögerlich war, weil ich eine Frau bin. Andere haben dafür gleich mal ein Zeichen gesetzt.“

Einige Spieler hätten die TSV-Spielerin nach den Spielen angesprochen und gesagt, dass sie es toll fänden, dass eine Frau bei den Männern mitspielt. „Nach zwei, drei Spielen habe ich mir auch nichts anderes vorstellen können“, betont Gelhard und musste sich nicht zweimal fragen, ob sie an ihre Debütsaison bei den Männern noch eine zweite dranhängen würde. Und das, obwohl die Wochenenden nun vollgepackt sind: Samstags stehen die Spiele mit Lütter an, sonntags mit der TSV-Reserve. Montags ist wieder Training in Lütter. „Kein Problem“, sagt die 22-Jährige mit einem Lächeln.

Der Verein ist froh, die drei Spielerinnen im Kader zu haben. „Über die ganze Runde gesehen haben sie uns auch personell geholfen. Das ein oder andere Spiel hätte ohne sie sonst nicht auf dem Elfer-Feld stattfinden können. Wir sind sehr dankbar, dass die Mädels uns unterstützen“, sagt TSV-Trainer Tobias Reher, der weiterhin auf Gelhard, Nowak (fünf Spiele in der vergangenen Saison) und Schleicher (vier Spiele) zählen kann. Ähnlich wie A-Ligist SG Schweben II/Magdlos I, wo Lena Grosser in der vergangenen Saison, als der Verein noch B-Ligist war, auf sieben Einsätze kam und diese Spielzeit wieder im Kader steht – und am ersten Spieltag gleich in der Startelf stand.