Die Justiz arbeitet langsam, heißt es oft. Doch das HFV-Sportgericht scheint noch gemächlicher zu agieren. Diesen Eindruck erweckt zumindest der Fall, der sich am 6. September auf dem Sportplatz des FSV Hohe Luft zugetragen haben soll.
Ablauf des Vorfalls:
Laut Sonderbericht des Schiedsrichters ereignete sich die Auseinandersetzung nach Abpfiff des A-Junioren-Kreisligaspiels zwischen FSV Hohe Luft und HGM Fulda. Der Schiedsrichter selbst war nicht involviert und fühlte sich auch nicht bedroht. Er schildert, dass etwa 60 bis 90 Sekunden nach Spielende eine „Rudelbildung“ entstand.
Die Situation sei unübersichtlich gewesen, doch der Schiedsrichter versuchte, aus einer Entfernung von drei bis fünf Metern das Geschehen zu überblicken. Er beschreibt: „Spieler schlugen sich am Boden liegend und traten auf am Boden liegende Gegenspieler ein.“ Die Rudelbildung dauerte etwa zwei Minuten, und der Schiedsrichter konnte drei Spieler des FSV Hohe Luft und einen Spieler von HGM Fulda als Beteiligte identifizieren. Zudem griff ein Vater eines Hohe-Luft-Spielers wiederholt Spieler von HGM Fulda an. Als Hauptauslöser nannte der Schiedsrichter das provokative Verhalten des Gästetrainers, der während des Spiels einen Gegenspieler angerempelt haben soll. Aus Selbstschutz verzichtete der Schiedsrichter darauf, während der Auseinandersetzung Platzverweise auszusprechen.
Recherchen ergeben: Täter spielen noch immer
Mehr als sieben Wochen nach dem Vorfall gibt es noch immer keine Sanktionen für die identifizierten Spieler, die nach wie vor regelmäßig spielen, wie Recherchen ergaben. Das HFV-Sportgericht befasste sich zwar bereits Mitte September mit dem Fall, jedoch ohne abschließendes Urteil. Nach dem Verbandstag am 28. September wurde das Sportgericht unter dem neuen Vorsitz von Stephan Dittl komplett neu besetzt. Der HFV erklärt die Verzögerung so: „Die Übergangsphase der neu gewählten und ernannten Gremien im Zuge des Verbandstags führte zu Verzögerungen in der Urteilsfindung. Schwerwiegende Fälle werden zunächst vom Verbandsanwalt geprüft und dann an das Sportgericht übergeben. Vor dem Verbandstag kam es zu keinem Urteil, das neue Gremium nahm den Fall eine Woche nach der Berufung am 9. Oktober wieder auf und informierte die betroffenen Vereine.“
HFV hält sich bedeckt
Warum das Sportgericht bislang keine Vorsperren für die vier beschuldigten Spieler verhängt hat, bleibt unklar. Der HFV erklärt dazu lediglich schriftlich: „Das Sportgericht bemüht sich um eine vollständige Aufklärung des Sachverhalts und um angemessene Sanktionen gemäß der Jugendstrafordnung.“ Eine Jugendstrafordnung gibt es freilich nicht, sondern lediglich eine Jugendordnung und eine Strafordnung. Zum Inhalt des Verfahrens und zum Zeitpunkt einer möglichen Verhandlung äußerte sich der Verband nicht, machte jedoch klar, dass diese im Falle des Falles nicht öffentlich sein wird.
Auch bei der Nachfrage zur aktuellen Zusammensetzung des HFV-Sportgerichts hält sich der Verband bedeckt: „Der Vorsitzende des HFV-Sportgerichts ist Dr. Stephan Dittl, der des Verbandsgerichts Halil Öztas. Die Namen der Mitglieder werden demnächst auf unserer Homepage veröffentlicht.“ Von den insgesamt 13 Mitgliedern beider Gerichte war vor dem Verbandstag nur eine Person bereits im Amt. Wie viele Fälle derzeit offen sind, will der Verband nicht beantworten. Klar ist nur: Noch ist erst zu einem Fall der aktuellen Spielzeit ein Urteil durch das HFV-Sportgericht oder das Verbandsgericht ergangen.