Heute wird Theresa Panfil im Stuttgarter Stadtteil Bad Canstatt einen ausgeben müssen. Schließlich feiert sie ihren 29. Geburtstag und hat dennoch keinen freien Tag. Denn es gibt viel zu tun. Seit Juli ist Theresa Panfil hauptamtliche Co-Trainerin des Frauenfußball-Regionalligisten VfB Stuttgart . Cheftrainer ist Heiko Gerber, der 199 Bundesligaspiele absolvierte und seit 2010 als Trainer für den VfB arbeitet. Seit 2022 verantwortet er die Frauen, die sich mehr und mehr professionalisieren. Im Sommer erst in die Regionalliga Süd aufgestiegen, steht das Team nun kurz vor dem Gewinn der Herbstmeisterschaft und gilt als großer Titelfavorit. Schon in der kommenden Saison könnte der VfB Zweitligist sein.
Theresa Panfil ist Co-Trainerin beim VfB Stuttgart
Dann könnte Panfil gleich in ihrem ersten Jahr im Trainergeschäft eine Meisterschaft feiern. Ihr jedenfalls bereitet die Arbeit mit den vielen jungen und einigen sehr erfahrenen Spielerinnen Spaß. Das Trainergeschäft hatte Panfil schon immer gereizt, weshalb sie die B-Lizenz schon vor einigen Jahren ablegte. Jetzt darf sie ihr Wissen endlich in der Praxis umsetzen. Bislang mit großem Erfolg. Nicht nur fußballerische Inhalte möchte sie vermitteln, sondern darüber hinaus in der Persönlichkeitsentwicklung helfen.
Und da ist Panfil die richtige Ansprechpartnerin, denn auf ihren vielen Stationen hat sie eine Menge erlebt. Viel Sonne, aber auch viel Schatten. Die „ewige Optimistin“, wie sie einst Kollegen der „Hessenschau“ beschrieben, musste ihre Karriere schon mit 26 Jahren beenden , nachdem sie sechs Jahre kaum ein Spiel bestritten hatte. Eine Knieoperation jagte die nächste. Kleinen Fortschritten folgten nicht selten große Rückschläge.
Panfil ging damit sportlich um, machte nicht nur den Trainerschein, sondern sogar einen Bachelor in Sportmanagement. Die Kämpferin mit dem Löwenherz wollte nicht einfach aufgeben, bis sie sich im Januar 2021 doch entschloss, einen Schlussstrich zu ziehen. Die Monate danach, so gibt sie offen und ehrlich zu, seien nicht leicht gewesen. Sie fiel in ein Loch und musste zunächst Abstand vom Fußball gewinnen, wollte sich nicht mal mehr ein Spiel anschauen. Mit einer Sportpsychologin hinterfragte sie vieles und begab sich auf neue Pfade. Sie reiste. Auch mal allein. Das wollte sie schon immer austesten. Und sie machte sich Gedanken, wie ein Leben ohne Profifußball eigentlich funktionieren kann. Wie der Mensch Theresa Panfil nun funktionieren soll.
Sie zog die richtigen Schlüsse, absolvierte erst ein Praktikum beim DFB und dann eines bei Red Bull. Beim Brausehersteller arbeitete sie im Bereich des Athletenmarketings, und hier ist der österreichische Großsponsor vielfältig unterwegs. Insbesondere in die sogenannten Trendsportarten gewann Panfil nun Einblicke. Erweiterte ihren Horizont und überzeugte so sehr, dass sie ein Jobangebot bekam. Sie zog es nach Leipzig zum Bundesligisten RB, der bekanntlich von Red Bull gesponsert wird. Es war eine bereichernde Zeit, doch so richtig glücklich wurde sie in der sächsischen Landeshauptstadt nicht. Und just als sie sich entschieden hatte, in Bayreuth ein Masterstudium anzugehen, kam ein Anruf aus Stuttgart. Ob sie nicht Interesse hätte, an Heiko Gerbers Seite Co-Trainerin der VfB-Frauen zu werden. Eine glückliche Fügung, wie sich schnell herausstellen sollte.
Wieder einmal packte Panfil ihre Siebensachen und zog in die schwäbische Metropole. Für sie, die Reisende, keine Last, sondern ein Privileg. Selbst wenn der Weg steinig ist, so ihre tiefe Überzeugung, kann man an jeder neuen Station lernen und reifen. Panfil musste nicht zuletzt durch die verletzungsbedingten Schicksalsschläge schon früh reifen und entwickelte dementsprechend schnell einen eigenen Wertekanon. Einen mit Vorbildcharakter.
Dem hält sie in Stuttgart die Treue. Und ist ausgerechnet bei dem Verein gelandet, dem sie schon als kleines Kind die Daumen drückte. Ihr erstes Fußballtrikot war eines vom VfB, da war sie sieben oder acht. Mittelstürmer Kevin Kuranyi, einer ihrer Helden. Den traf sie am ersten Arbeitstag in Stuttgart zufällig auf der Geschäftsstelle. Gleich ein gutes Omen. Doch Fan eines Vereins ist sie heute nicht mehr. Vielmehr Fan des schönen Spiels. Eine verfängliche Liebe, die sie nicht loslässt. Trotz aller Schicksalsschläge.
Nun hat sich Theresa Panfil längst in Stuttgart akklimatisiert, ihre nächste Etappe erfolgreich angegangen und so verwundert es nicht, als sie die Eingangsfrage des Gesprächs, nämlich wie es ihr geht, mit einem durch das Telefon strahlenden „blendend“ beantwortet.
Ich habe nicht bewusst gesucht und doch etwas gefunden, das mein Leben bereichert. Theresa Panfil über ihren neuen Job.
Ich habe mich gefragt, wer ich außerhalb des Platzes sein will. Ich musste mich erst mal selbst finden und genieße jetzt den Moment. Theresa Panfil fühlt sich angekommen.