Borussia Mönchengladbach und der Regen sorgen für ein dickes Geschäft

19.03.2023

Sieben Jahre nach dem Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern hatte der FSV Schwarzbach am 28. Juli 1985 zum zweiten und bisher letzten Mal einen Bundesligisten für ein Freundschaftsspiel zu Gast.

Die Vorgaben für das Aufeinandertreffen waren andere als gegen Kaiserslautern . Reiste der FCK noch für 9800 Mark nach Schwarzbach , mussten die Rhöner für die Gladbacher bereits 28 000 Mark hinblättern. Finanziell ein gewaltiges Risiko, doch der Schwarzbacher Plan ging auf. 3200 Zuschauer waren offiziell zum Gastspiel der Borussen gekommen. Augenzeugen sind bis heute der Meinung, es könnten durchaus ein paar mehr gewesen sein. Zum großen Glücksfall wurde das Wetter für den FSV. Da man das Gladbach-Spiel mitten in ein zweiwöchiges Sportfest mit vielerlei Veranstaltungen gelegt hatte, stand ein riesiges Zelt auf dem B-Platz bereit, das rund 2000 Besucher Unterschlupf bot.

Borussia Mönchengladbach lief beim FSV Schwarzbach auf

Während des Spiels gegen den Bundesligisten kam der mit zunehmender Spieldauer immer schlimmer aufkommende Starkregen genau recht. „Eine Viertelstunde vor Schluss fing es an. Die Leute sind regelrecht ins Zelt gerannt und anschließend natürlich dort geblieben. Ich weiß noch ganz genau, wie pickepackevoll das Zelt war, als ich nach dem Duschen dort eingelaufen bin. Ich dachte erst, ich sehe nicht richtig“, sagt der damalige Torwart Hans-Jürgen Sandner heute schmunzelnd.

Nie vergessen wird er vor allem eine Szene. Den Elfmeter, den Gladbachs Kapitän Hans- Günter Bruns gegen ihn verwandelte. „Der hat den Ball mittendrauf geknallt und ich glaube, dass ich noch nie so froh war, dass ich mir eine Ecke ausgesucht hatte. So bin ich dem Geschoss aus dem Weg gegangen. Das war Wahnsinn“, blickt Sandner auf das Ereignis zurück.

Mönchengladbachs Ewald Lienen trug den Trikotkoffer

Anekdoten zu diesem Spiel gibt es reichlich. Beispielsweise die von Andreas Fritsch, der 1985 noch ein kleiner Junge war. Der Sohn von Schwarzbachs Spieler Reinhold Fritsch hatte die Ehre, mit auf das Teamfoto zu dürfen, weil er den Anstoß zur Partie ausführen durfte. Das Problem: Der kleine Mann wollte im Anschluss das Feld überhaupt nicht mehr verlassen. „Hansi hat ihn dann runter getragen“, erinnert sich Schwarzbachs Harald Schäfer.

Dazu gab es die Geschichte vom Wiedersehen zwischen Schwarzbachs Trainer Jürgen Krawczyk und Gladbachs Ewald Lienen. Beide agierten 1978 für Deutschland bei der Studenten-Weltmeisterschaft in Uruguay. Auf Krawczyks Frage an Lienen, warum er denn als einer der erfahrenen Spieler den Trikotkoffer trage, antwortete Lieben damals: „Damit ich keine Autogramme schreiben muss. So habe ich keine Hand frei.“ Lienen war dafür bekannt, dass er nur sehr ungern Fotos schoss oder Autogramme schrieb.

Bemerkenswert ist auch, dass die Partie damals ein „Toto-Spiel“ war. So wie heute bei Sportwetten oder Oddset konnte man damals im „Toto“ die Ergebnisse der Spiele tippen. Die Quote der Partie ist nicht mehr in Erfahrung zu bringen. Im Tor der Gladbacher stand zu dieser Zeit übrigens Uli Sude, der 1992 Trainer von Borussia Fulda wurde.

FSV Schwarzbach: Peter Ortmann (46. Hans-Jürgen Sandner); Karl-Georg „Charly“ Fladung (72. Wolfgang Kümpel), Lothar Brehl (46. Hans-Joachim Trapp), Hubertus Vilmar, Peter Laibach, Dieter Brehl (83. Thomas Janez), Rainer Mihm (68. Alexander Schrehardt), Detlef Pabst (46. Wilfried Fischer), Hans Vilmar, Wolfgang Lambrecht, Thomas (75. Theo Klewitz).

Borussia Mönchengladbach Borussia Mönchengladbach: Uli Sude (46. Uwe Kamps); Thomas Krisp (46. Bernd Krauss), Michael Frontzeck (46. Hans-Georg Drehsen), Wilfried Hannes (46. Andre Winkhold), Peter Enevoldsen, Ewald Leinen (46. Thomas Herbst), Hans-Günter Bruns, Christian Hochstätter (46. Wilfried Budde), Hans-Jörg Criens, Uwe Rahn.

Die Statistik: Schiedsrichter: Hermann Dücker (1. FC Nüsttal). Zuschauer: 3200. Tore: 0:1 Uwe Rahn (16.), 0:2 Hans-Jörg Criens (19.), 0:3 Ewald Lienen (34.), 0:4 Hans-Jörg Criens (40.), 0:5 Christian Hochstätter (42.), 0:6 Hans-Georg Drehsen (56.), 0:7 Karl-Georg Fladung (58., Eigentor), 0:8 Thomas Herbst (790.), 0:9 Hans-Günter Bruns (73., Foulelfmeter), 0:10 Heiko Nickel (75.).