66 Millionen Euro Kapitalerhöhung? Eintracht-Boss nennt Hintergründe

10.01.2025

Eintracht Frankfurt plant eine Kapitalerhöhung in Höhe von 66 Millionen Euro. Vorstandssprecher Axel Hellmann gibt dem Plan ein Gesicht.

Frankfurt - Die Mitgliederversammlung von Eintracht Frankfurt findet am 17. Februar dieses Jahres statt . Ein Thema rückt in den Fokus der Veranstaltung: Die Hauptversammlung hat den Vorstand am 2. Dezember 2024 mit der Vorbereitung einer Kapitalerhöhung beauftragt. „Der Umfang der Kapitalerhöhung darf danach die Ausgabe von 368.333 neuer Aktien nicht überschreiten und muss mindestens 179,41 Euro pro Aktie betragen. In der Summe sollen damit bis zu 66 Millionen Euro Kapital aufgenommen werden“, hieß es in der Pressemitteilung.

Das Eintracht-Konzept startete bereits unter Vorgänger Fredi Bobic

Doch warum muss ein Klub, der seine Akteure für vergleichsweise wenig Geld holt und anschließend teuer verkauft, einen solchen Schritt gehen? Vorstandssprecher Axel Hellmann erklärte im Gespräch mit Bild die Hintergründe: „Die Tatsache, dass wir Kapital brauchen, ist ja nicht Ausdruck einer Ideenlosigkeit, weil wir nicht wissen, wie wir Werte schöpfen, sondern Ausdruck eines klaren Konzepts, mit dem wir vor sechs, sieben Jahren noch unter Fredi Bobic gestartet sind.“

Fredi Bobic war Vorgänger von Sportvorstand Markus Krösche. Der Europameister brachte die Eintracht in seiner Zeit von 2016 bis 2021 viele Schritte nach vorne. Allerdings gab es noch Grenzen für den Klub. Hellmann führte aus: „Damals hatten wir noch nicht die wirtschaftliche Tiefe, den Erfolg und die europäische Reputation, um europäische Top-Talente zu uns zu holen. Jetzt aber wollen sie zu uns, weil sie wissen, dass der Klub etwas vorhat und dazu ordentlich geführt ist.“

Eintracht-Boss Hellmann erklärt die Hintergründe

Er fügte an: „Das Stadion ist immer voll, die Trainer sind Führungspersönlichkeiten und die sportliche Leitung bewahrt Ruhe. Das sind die Faktoren, die, gemeinsam mit der Vision junge Spieler besser machen zu können, zu dem Erfolg und zu der wirtschaftlichen Tiefe im Kader geführt haben, wie wir sie heute haben.“ Doch lassen sich diese Kracher auf dem Transfermarkt dauerhaft wiederholen ? Was passiert, wenn der Klub ein schwächeres Jahr erlebt, ins Mittelmaß rutscht und die „Juwelen“ nicht glänzen können?

Viele Konkurrenten haben große Fehler gemacht und wurden deshalb seit 2016 Schritt für Schritt überholt: Hamburger SV , Schalke 04, Borussia Mönchengladbach oder Werder Bremen sind nur einige Beispiele. „Wir drehen mittlerweile wirtschaftlich ein höheres Rad, haben keinen Kaderwert von 150 oder 180 Millionen, sondern eben von etwa 300. Deshalb müssen wir auch ein anderes Kapital vorhalten, auch im Lizenzierungsverfahren“, mahnte Hellmann.

Für die DFL zählen nur knallharte Fakten

Der Jurist weiß genau, dass beim Lizenzierungsverfahren nur die knallharten Fakten zählen : „Denn die Vermögenswerte im Spielerbereich erkennt eine DFL auf dem Papier nicht an. Die erkennt nur an, was an Liquidität zugesichert und auf dem Konto ist. Die Lücke ist durch die hohen Werte im Kader immer größer geworden, und die müssen wir jetzt schließen. Das geht nur über Eigenkapital. Um den Weg, den wir begonnen haben, fortsetzen zu können.“

Erfolg kostet Geld! Und sich nur auf eine Säule, den teuren Verkauf von „Juwelen“ zu verlassen, ist riskant. Verpasst man dann die europäischen Ränge, kann es schnell turbulent zugehen: „Um unser Niveau zu halten, müssen wir in den nächsten fünf Jahren mindestens dreimal europäisch spielen. Und falls dann doch mal was verrutscht, brauchen wir diese Kapitalrücklage, um keinen Ausverkauf von Spielern vornehmen zu müssen. Das meine ich mit Unabhängigkeit.“

Eintracht will nicht an einem Geldgeber hängen

Hellmann zeigte auf, welche Aufgaben daher anstehen: „Auf der Organisationsseite bedeutet das, dass wir möglichst viele Einnahmen aus unterschiedlichsten Feldern ziehen, damit wir nicht nur eine Quelle, einen Geldgeber haben, an dem wir wie ein Junkie an der Nadel hängen, und wenn er keine Lust mehr hat, gehen die Lichter aus. Und auf der Sport-Seite heißt das, dass du die Hand auf den Transfers haben musst. Diese Unabhängigkeit ist die Lebensgrundlage von Eintracht Frankfurt und der einzige Weg im Konzert größerer Vereine mitspielen zu können.“

Die Mitgliederversammlung jedenfalls wird ein Schlüsseltag für die Eintracht. Der Klub hat bereits alle Hebel in Bewegung gesetzt und die Kommunikation mit den Fans gesucht. Ein solches Vorhaben werden Hellmann und Präsident Mathias Beck nichts dem Zufall überlassen. Schließlich gibt es auch Bedenkenträger in der Anhängerschaft, es ist ein schmaler Grat im Fußball-Business zwischen Kommerz und Tradition geworden. Manch ein Fan fühlt sich abgehängt und will die Millionensummen, die inzwischen für Profis fließen, nicht mehr mittragen. Die Bosse werden viel Feingefühl und schlüssige Antworten auf kritische Fragen benötigen.