Ballbesitzfußball? Von wegen! Das hat sich bei Eintracht geändert

16.09.2024

Eintracht Frankfurt hat einen guten Saisonstart hingelegt. Der Erfolg beim VfL Wolfsburg hatte einige wertvolle Erkenntnisse für die Hessen.

Frankfurt - Mit sechs Punkten aus drei Spielen und dem Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokals hat Eintracht Frankfurt einen Start hingelegt, der an die Saison 2016/17 erinnert. Damals endete die Saison mit einem Endspiel gegen Borussia Dortmund (1:2) und einem Platz im Mittelfeld der Bundesliga. Diesmal streben die Hessen nach mehr: Sie wollen sich erneut für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren und vielleicht sogar einen weiteren Pokal in ihrer Vitrine platzieren.

Am 16. September mag das noch wie ein Traum erscheinen, doch der Sieg der Eintracht gegen den VfL Wolfsburg (2:1) war bemerkenswert. Die Frankfurter zeigten eine reife Leistung und gewannen verdient in der Autostadt. Gästetrainer Ralph Hasenhüttl äußerte sich zwar kritisch über den Schiedsrichter, doch das kann auch als Kompliment für die Eintracht gesehen werden, die sich nicht aus der Ruhe bringen ließ. Hier sind fünf Erkenntnisse von fussball.news.

1.) Ballbesitz-Fußball? Keineswegs!

In der vergangenen Saison wurde Trainer Dino Toppmöller von einigen kritisiert, weil er zu sehr auf Ballbesitzfußball setzte . Nun wurde ihm vorgeworfen, in den ersten 30 Minuten dem Gegner das Spielgerät komplett überlassen zu haben. Tatsache ist: In der „Ballbesitz-Tabelle“ liegt die Eintracht derzeit mit durchschnittlich 39,73 Prozent auf Platz 15 - nur der SC Freiburg (39,18 Prozent), Union Berlin (38,42) und der 1. FC Heidenheim (37,98) hatten weniger Ballbesitz. In der Vorsaison lag der Durchschnitt der Eintracht bei 51,8 Prozent. Ein Stilwandel ist also erkennbar.

2.) Eintracht zeigt Stabilität

Die Eintracht zeigt „Mentalität“, wie alle Beteiligten nach dem Sieg in Wolfsburg betonten . Es gab drei kritische Momente, die das Spiel hätten kippen können. Erstens die Anfangsphase, in der der VfL ständig Druck machte, sich aber gegen die teilweise unorganisierten Frankfurter keine Topchancen erspielte. Zweitens musste Torhüter und Kapitän Kevin Trapp durch den Neuling Kaua Santos ersetzt werden. Und drittens hätte der unverdiente Gegentreffer das Spiel kippen können. Doch die Eintracht ließ sich nicht aus der Spur bringen und „zeigte eine gute Reaktion“, wie Toppmöller lobte. So endete eine sechsmonatige Durststrecke ohne Auswärtssieg (letzter Erfolg am 2. März in Heidenheim).

3.) Standardsituationen werden gefährlicher

In der 68. Minute war es fast soweit. Farés Chaibi schlug einen Eckball von der rechten Seite genau in die Mitte und Neuzugang Arthur Theate kam zum Kopfball . Der Ball prallte gegen den Pfosten! In der 81. Minute trat Chaibi erneut an, diesmal zu einem Freistoß aus dem Halbfeld. Seine Flanke landete im Strafraum und führte schließlich zum Handelfmeter, der den Sieg brachte. Auch wenn das klassische Muster Ecke, Kopfball, Tor noch ausbleibt, so machen die Hessen doch Fortschritte. Die Zeiten, in denen die Fans bei Standardsituationen ein Bier holen konnten, ohne hinzusehen, scheinen vorbei zu sein.

4.) Das Umschaltspiel ist bei der Eintracht endgültig zurück

Das Führungstor der Frankfurter kam aus dem „Nichts“ und überraschte den Gegner völlig. Der Linksverteidiger Niels Nkounkou rückte ins Zentrum und leitete einen langen Ball von Trapp zu Hugo Larsson weiter. Dessen Pass wurde nicht ausreichend geklärt, sodass Larsson, diesmal mit dem Knie (!), Hugo Ekitiké in Position bringen konnte. Der Franzose spielte mit dem ersten Kontakt einen perfekten Pass mit dem linken Fuß zu Omar Marmoush, der den Angriff vollendete. Die Eintracht verfügt über Durchschlagskraft, Raffinesse, Schnelligkeit, Technik und Torinstinkt in der vordersten Reihe. Toppmöller und sein neu formiertes Trainerteam um Stefan Buck, Jan Fießer und Xaver Zembrod haben in der Pause offenbar die richtigen Schlüsse gezogen.

5.) Taktische Flexibilität ist ein großer Vorteil

Sportdirektor Markus Krösche hat es geschafft, in der Sommerpause zwei große Schwachstellen zu beheben. Mit Rasmus Kristensen und Theate kamen zwei Spieler, die die Positionen des rechten und linken Außenverteidigers mindestens auf Bundesliga-Niveau besetzen können. Dadurch ist es möglich, während eines Spiels von einer Dreier- oder Fünferkette auf eine Viererkette umzustellen. Wolfsburg kam mit dieser taktischen Änderung von Toppmöller nicht zurecht und wurde überrascht. Und wenn diese Frankfurter einmal in Führung gehen, dann ist es sehr schwer, ihre Konterstärke zu stoppen .

Natürlich sind auch diese Erkenntnisse noch mit Vorsicht zu genießen. Es sind erst drei Spieltage vorbei, die harten englischen Wochen mit vielen Spielen in drei Wettbewerben stehen erst bevor. Aber bei der Eintracht sind schon viele positive Entwicklungen zu erkennen, die Lust auf mehr machen. Der im Sommer 2023 eingeleitete Umbruch wurde konsequent fortgesetzt. Am kommenden Samstag gegen Borussia Mönchengladbach bietet sich die große Chance, sich im oberen Bereich der Tabelle festzusetzen.