Barockstadt-Trainer Daniyel Cimen im Gespräch: Der Mensch an erster Stelle

03.09.2024

Daniyel Cimen (39) ist neuer Trainer von Regionalligist SG Barockstadt. Im Interview mit torgranate.de äußert sich der A-Lizenz-Inhaber zu seiner neuen Herausforderung in der Domstadt und seinem emotionalen Abschied vom FC Gießen. 

Daniyel, der Wechsel zur SG Barockstadt kam ziemlich unerwartet.

Ja, es war in der Tat etwas überraschend, auch für mich. Ehrlicherweise ist der Schritt nach sechs Spielen zu einem Ligakonkurrenten nicht leicht, zumal wir in den vergangenen Jahren in Gießen viel aufgebaut haben, der Verein ein Stück weit meine Heimat geworden ist und ich mich mit vielen Protagonisten beim FCG sehr verbunden fühle. Ich habe in den fast sieben Jahren in Gießen viel gelernt, bin dort zu dem Trainer und Menschen geworden, der ich jetzt bin.

Trotzdem nehmen dir manche Fans den Schritt krumm. 

Dass in Gießen jetzt nicht alle Menschen Freudentänze aufführen, ist auch für mich total verständlich. Der Zeitpunkt ist einfach nicht ideal, aber gibt es dafür überhaupt einen idealen Zeitpunkt? Ich höre oft auf mein Gefühl und mein Gefühl hat mir auch nach ein paar Tagen gesagt: Das ist der richtige Schritt.

Wieso?

Barockstadt ist in vielen Bereichen schon weiter als Gießen, insbesondere was die Infrastruktur und die Zukunftsperspektiven angeht. Die Gespräche mit dem Vorstand waren sehr konstruktiv und haben mir ein richtig gutes Gefühl gegeben, dass hier in den nächsten Jahren richtig was entstehen soll. Für mich war das in keinster Weise eine Entscheidung gegen Gießen, sondern eine klare Entscheidung für Barockstadt . Diese Möglichkeit gibt es vielleicht nur einmal und die wollte ich nutzen. Auch wenn der Zeitpunkt natürlich mit Nebengeräuschen begleitet ist.

Haken wir das Thema ab und sprechen über Inhalte. Was bist du für ein Trainer?

Ich will erst einmal meine Arbeit machen, das sollen gerne andere beurteilen. 

Aber du wurdest gewiss von einigen Trainern beeinflusst?

Mein Ansatz ist sehr menschenorientiert. Ich glaube fest daran, dass man die besten Leistungen erzielt, wenn man eine starke und positive Beziehung zu den Spielern aufbaut. Aber zu meiner Profizeit war das Geschäft härter, da haben dich die Trainer mehr an und auch mal über die Grenze gezwungen. Wir benötigen auch in Fulda Mentalität und viel Einsatz. Die Mischung macht es.

Welche kurz- und langfristigen Ziele verfolgen Sie mit Barockstadt?

Ich kenne das Team, habe es oft gesehen. Auch bei der Niederlage am Sonntag in Offenbach. Dort habe ich eine intakte Mannschaft erlebt, in der viel Potenzial steckt. Jetzt ist es wichtig, dass die Verletzten schnell zurückkehren, um wieder mehr Optionen in der Breite zu generieren. Klar ist, dass ich mitten in der Saison nicht alles ändern werde, was auch gar nicht notwendig ist. Über Ziele können wir gerne in der Winterpause sprechen. 

Bis dahin arbeitest du mit dem bisherigen Trainerstab zusammen. Du kommst allein nach Fulda?

Ja, Yasin Kocatepe wird mein Co-Trainer sein, Senoucci Allam für die Analyse und Witold Sabela für die Torhüter zuständig sein. Vielleicht werden wir das Team noch ergänzen, das steht aber noch nicht fest. 

Du warst früher selbst Profifußballer. Bist du jetzt „nur“ Fußballtrainer? 

Eigentlich ja. Neben meinem Job beim FC Gießen habe ich immer mal wieder bei Eintracht Frankfurt in Feriencamps gearbeitet und zuletzt eine Fußballschule in meiner Heimat gegründet. Aber die Aufgabe bei der SG Barockstadt genießt natürlich absolute Priorität. 

Apropos Heimat. Du wohnst schon lange mit deiner Frau und deinen beiden Söhnen in Rodgau. Das bleibt so?

Unbedingt. Ich fahre gerne Auto und von Rodgau bin ich sehr schnell in Fulda. Ich bin ein absoluter Familienmensch und total heimatverbunden, weswegen Fulda für mich schon immer eine attraktive Adresse war, da die Wege kurz sind.

Deine Söhne sind acht und neun Jahre alt. Bist du deren fußballerisches Vorbild? 

Nein, das ist mein Neffe. Der ist sehr talentiert und spielt leistungsorientiert mit 14 Jahren bei Eintracht Frankfurt. Er ist der Held meiner Söhne, die unheimlich gerne Fußball spielen. 

Zum Abschluss noch ein Quiz: Wusstest du, dass die Fulda Saints gerade in die 3. Liga aufgestiegen sind?

Nein, das wusste ich nicht. Ich hatte in den letzten Tagen anderes zu tun. Aber ich werde dort sicherlich mal ein Spiel schauen. American Football ist meine zweite große Leidenschaft. Wenn die Saison in Amerika läuft, kann es schon mal passieren, dass ich sonntags bis tief in die Nacht vor dem Fernseher hänge.