Die Mitglieder von Eintracht Frankfurt werden in diesen Tagen eine Einladung erhalten. Aufsichtratschef Mathias Beck hat ein paar Infos, die er der Gemeinde gerne vorstellen möchte. Freilich sind sie ein bisschen sperrig. Es geht um Geld. Natürlich geht es um Geld. Und zwar um den Vorschlag einer Erhöhung des Eigenkapitals. Die soll Eintracht Frankfurt für die Zukunft nicht nur gut, sondern besser aufstellen.
Es sollen, so haben es die Aktionäre auf ihrer ordentlichen Hauptversammlung Anfang Dezember des vergangenen Jahres beschlossen, bis zu 368 333 neue Aktien ausgegeben werden. Bei einem Kaufpreis von mindestens 179, 41 Euro kann dadurch in Summe etwa 66 Millionen Euro Kapital aufgenommen werden. Derzeit beläuft sich das Eigenkapital nach Angaben des früheren Finanzchefs Oliver Frankenbach auf 51,6 Millionen Euro.
Für eine Kapitalerhöhung ist die Zustimmung der Mitglieder der Eintracht erforderlich. Über diesen Antrag stimmen sie auf der außerordentlichen Versammlung am 17. Februar ab. Weil das Thema komplex ist, soll es den Mitgliedern der Eintracht im Vorfeld der Abstimmung erläutert werden.
Im Grunde dreht es sich um die simple Frage: Wieso braucht die Frankfurter Eintracht Geld, obwohl sie in der jüngeren Vergangenheit einen „wahnsinnigen Überschuss“ gemacht hat, wie Vorstandschef Axel Hellmann es unlängst formulierte. Der Verkauf von Randal Kolo Muani (95 Millionen) und Jesper Lindström (35 Millionen) haben jüngst etwa 130 Millionen Euro in die Kasse gespült.
Hellmann relativiert diese Einschätzung: „Genau genommen haben wir gar nicht so viele Transferüberschüsse gemacht, weil wir diese Mittel dazu verwendet haben, den Kader auf unsere Seite zu drehen.“ Indem man also junge, vielversprechende Spieler verpflichtet hat.
Es ist eine Grundsatzentscheidung: „Wir werden in den nächsten Jahren international spielen, dazu brauchen wir fußballerische Qualität, aber auch eine Mannschaft, die so zusammengestellt ist, dass sie für uns am Markt einen Wertzuwachs ergeben“, erläutert Hellmann. Und das gibt es nicht umsonst. Das Geschäftsmodell der Hessen ist bekanntlich: Talente günstig erwerben, ausbilden, verbessern und teuerer verkaufen.
Um die Marge bei etwaigen Transfers nach oben zu treiben, werden sie mit langfristigen Verträgen ausgestattet: Nnamdi Collins bis 2030, Kaua Santos bis 2030, Nathaniel Brown bis 2029. Diese Talente sind aber nicht billig. In junge Spieler hat Eintracht Frankfurt einiges investiert wie Can Uzun (elf Millionen), Krisztian Lisztes (4,5 Millionen), Jean-Matteo Bahoya (acht Millionen), Aurele Amenda (9,5 Millionen), und sie zudem alle bis 2029 unter Vertrag genommen. Geld, das man eingesetzt hat, um den Kader qualitativ besser zu machen und zusammenzuhalten. Hellmann nennt das „eine der nachhaltigsten Investitionen,“ die der Klub je vorgenommen habe.
Junge Talente binden
Diese Spieler, und das ist das besondere (und macht sie teuer), „gehören“ komplett der Eintracht, ohne Nebenabreden und die Möglichkeit, vorzeitig auszusteigen. Das heißt: „Wir haben in gute, junge Spieler investiert, die einen guten Marktwert haben, von denen wir aber sicher sind, dass sie einen noch höheren Marktwert bei uns entfalten können,“ so Hellmann. „Und wenn sie ihn entfalten, dann wird dieser nicht durch eine günstige Ausstiegsklausel genommen, weil es bei uns keine Ausstiegsklauseln gibt.“ Dieses Streichen von Ausstiegsoptionen in Verträgen geht meist einher mit zusätzlichen Zahlungen.
So bei Omar Marmoush, dem aktuell mit Abstand wertvollsten Spieler. Da habe man die Hand drauf. Schon im Sommer vergangenen Jahres habe man zu einem angedachten Wechsel „Nein“ sagen können, weil die Konditionen nicht gestimmt hatten.
Mit einer Anhebung des Eigenkapitals „haben wir die Beinfreiheit, Marmoush nicht verkaufen zu müssen“, sagt Hellmann, zumindest nicht auf Biegen und Brechen. Man werde möglicherweise einen ökonomischen Verlust einkalkulieren müssen, habe dafür aber einen Spieler, der „uns Tore schießt und Spiele gewinnt,“ so Hellmann. Diese Entscheidungshoheit, wann man einen Spieler abgibt oder nicht, sei das wichtigste, wenn man langfristig eine Mannschaft erfolgreich wachsen lassen will, sagt der Vorstandschef. Die Kapitalmaßnahme eröffnet Bewegungsspielräume. „Wir sind im Driver’s Seat, wenn es darum geht, Verkaufsschilder hinter die Spieler zu hängen.“
Die Eintracht, die am Sonntag in aller Freundschaft FSV Mainz 05 testet, kennt auch die andere Seite der Medaille. Daichi Kamada oder Evan Ndicka hatten ihren Wert im Markt durch gute Leistungen bei der Eintracht deutlich erhöht. Dennoch haben sie den Klub ablösefrei verlassen können. Das will man künftig verhindern. Hellmann erinnert an den VfB Stuttgart mit „seiner Riesenmannschaft“. Nach der Vizemeisterschaft im vergangenen Jahr hatte er wegen Ausstiegsklauseln Spieler gehen lassen müssen, etwa Serhou Guirassy. Das zu verhindern kostet Geld. Geld, das durch die geplante Anhebung des Eigenkapitals frisch in Frankfurter Kassen fließen soll.
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