SGB-Coach Daniyel Cimen hatte etwas Personaltrouble, denn beim befreiend wirkenden 3:1-Erfolg gegen Eintracht Trier vor Wochenfrist flog Innenverteidiger Aaron Frey vom Platz und Joker Marius Köhl kassierte seine fünfte Gelbe Karte. Für Frey brachte Cimen den deutlich offensiveren Tim Korzuschek und vertraute zunächst einer Dreierkette, in der Kapitän Patrick Schaaf als linker Halbverteidiger auflief. Spoiler: Schon nach 25 Minuten warf Cimen alle Pläne um, stellte den Capitano ins Mittelfeld und spielte im 4-2-3-1, das schon gegen Trier in Halbzeit zwei erfolgsbringend war.
Dass Cimen so schnell seine Pläne umwarf, lag natürlich am schnellen 0:2-Rückstand: Und dieser war mehr als unglücklich zustande gekommen. Zweimal entschied der insgesamt fahrige, unglücklich und ohne ersichterliche Linie agierende Schiedsrichter Luca Schilirò auf Strafstoß. Erst hatte Moritz Dittmann im Rücken David Kammerbauer übersehen und traf diesen unglücklich, aber elfmeterwürdig (13.), dann aber konnte man mindestens geteilter Meinung sein, als Clint Essers klar den Ball traf, aber Christian Mauersberger zu Boden ging, den sterbenden Schwan spielte und den Pfiff bekam (18.). Kickers-Mittelstürmer David Braig blieb vom Punkt beide Male eiskalt.
Doch die SGB schüttelte sich schnell und kam noch vor der Pause dank eines Doppelschlags von Leon Pomnitz zurück: Zunächst traf Pomnitz per Abstauber nach Vorlage von Korzuschek (30.), dann war er nach einem abgewehrtem Standard aus 16 Meter per präzisem Abschluss ins rechte Eck erfolgreich (32.). Beide Teams präsentierten sich in Durchgang überaus effizient, hatten jeweils nur eine weitere Tormöglichkeit.
Der zweite Durchgang war hingegen völlig zerfahren: Barockstadt überließ dem Gastgeber weite Teile des Spielfelds, doch die Elf von Marco Wildersinn konnte damit wenig bis nichts anfangen. Wenig Plan und Struktur, viele Spielunterbrechungen, mehrfach die vergebliche Hoffnung auf einen dritten Elfmeterpfiff und eine kurze Schlussoffensive waren fast alles, was vor immer unzufriedener werdenden 3860 Zuschauern passierte. Mit Ausnahme eines „Hundertprozenters“, den Marius Gröschs Fehler im Aufbauspiel ermöglichte, aber er selbst im Verbund mit Eric Ganime und Samuel Zapico gegen den durchgebrochenen Lucas Kiefer doch noch bereinigte (58.). Doch auch Barockstadt blieb durch den einen oder anderen Nadelstich gefährlich. Unter anderem als Joker Kelvin Onuigwe vergab (90.+1).
Insbesondere die letzten Spielminuten, die eine neunminütige Nachspielzeit nach sich zogen, waren extrem emotional. Barockstadt-Keeper Samuel Zapico, der schon in den Schlussminuten mit Becherwürfen provoziert worden war, sah nach Spielende noch Gelb-Rot aufgrund von Provokationen gegen das Publikum.
Die Statistik: SV Stuttgarter Kickers: Dornebusch; Blank, Polauke, Behrendt, Kammerbauer – Lockl (87. Petrovic) – Tomic (46. Berisha), Tekerci (79. Kalajdzic), Kiefer (61. Dicklhuber), Mauersberger (61. Schembri) – Braig. SG Barockstadt: Zapico; Habermehl, Grösch, Schaaf – Essers (77. Kraft), Ganime, Pomnitz, Schmitt – Dittmann (46. Dittmann), Reinhard, Korzuschek (84. Onuigwe). Schiedsrichter: Luca Schilirò (SV Herrmann-Röchling-Höhe). Zuschauer: 3860. Tore: 1:0 David Braig (14., Foulelfmeter), 2:0 David Braig (19., Foulelfmeter), 2:1 Leon Pomnitz (30.), 2:2 Leon Pomnitz (32.). Gelb-Rote Karte: Samuel Zapico (Barockstadt, nach Spielende).