Er war der erste Neuzugang, den sich die Frankfurter Eintracht für diese Saison gesichert hatte. Schon im letzten Winter, genau am 3. Januar, wurde mit Nathaniel Brown ein Vertrag vereinbart, Laufzeit bis 2029. Die Frankfurter überwiesen drei Millionen Euro Ablöse für den damals noch 20 Jahre alten Verteidiger an den 1. FC Nürnberg. „Nathaniel Brown ist ein sehr talentierter Spieler, der trotz seines jungen Alters auf und neben dem Platz einen überaus reifen Eindruck macht“, hatte Sportdirektor Timmo Hardung den Neuen mit wohlwollenden Worten begrüßt, „er passt mit seiner Dynamik perfekt in unser Anforderungsprofil.“
Um die sportliche Entwicklung nicht zu stören, durfte Brown auf Leihbasis noch ein weiteres halbes Jahr in Nürnberg in der Zweiten Liga spielen. Eine vorausschauende Planung wie bei so vielen Transfers von jungen Spielern in den letzten Jahren. Browns Einstand in Frankfurt lief denn auch ab Juli genauso, wie es alle Beteiligten erhofft hatten.
Zu Beginn noch gesetzt
In der Vorbereitung schien der U 21-Nationalspieler auf dem besten Weg, sich einen Platz auf der linken Seite der Abwehrkette zu erkämpfen. Er galt als einer der Gewinner der Tage im Trainingslager in den USA. Auch bei der Generalprobe auf die neue Saison, beim Testspiel in Valencia, stand Brown in der Anfangsformation. Er habe die „Nase vorn“ vor Niels Nkounkou hatte Trainer Dino Toppmöller damals Anfang August gesagt. Dass an jenem Samstagabend im sommerlichen Valencia der Grundstein gelegt wurde, dass aus dem vermeintlichen Gewinner ein Verlierer der internen Konkurrenzkämpfe geworden ist, war da noch nicht abzusehen. Brown hatte zwar nicht so besonders gut gespielt bei der 2:3-Niederlage gegen den FC Valencia, aber das hatten andere auch nicht.
Doch wie von Geisterhand hatten sich für den jungen Mann die Voraussetzungen bei seinem neuen Arbeitgeber in wenigen Tagen verändert. Beim Pokalspiel eine Woche später in Braunschweig setzte der Trainer auf den etwas erfahreneren Nkounkou, Brown blieb zunächst auf der Bank, wurde erst in der Schlussphase eingewechselt.
So weit so normal. Auch als die Eintracht kurz darauf mit Arthur Theate einen neuen Abwehrspieler verpflichtete, dürfte „Nene“, so der Spitzname von Nathaniel, noch nicht ins Grübeln gekommen sein. Schließlich sollte der belgische Nationalspieler Theate ja in erster Linie die Innenverteidigung verstärken, nachdem es mit dem Transfer des Griechen Konstantinos Koulierakis nicht geklappt hatte.
Doch zum Glück für die Eintracht, aber zum Unglück für Brown, hat sich herausgestellt, dass Theate eben nicht nur innen in der Viererkette, sondern auch außen verteidigen kann. Und das auch noch ziemlich gut. Und wieder gab es für Brown, wie von Geisterhand, eine Option weniger.
Und so nahm das persönliche Unglück des Nathaniel Brown seinen Lauf. In der Bundesliga hat er noch keine Minute gespielt, war überhaupt nur einmal im Kader, beim Auswärtsspiel in Kiel. In der Europa-League hat er auch noch keine Minute gespielt, ganz einfach, weil ihn die Eintracht den Umständen entsprechend, siehe oben, gar nicht für diesen Wettbewerb gemeldet hat. Ein weiterer Tiefschlag für Brown.
Doch damit nicht genug. Dass er mit seiner verordneten Inaktivität in Frankfurt aktuell auch kein Kandidat für die U 21 Nationalmannschaft sein kann, ist selbsterklärend und kommt als weitere mentale Erschwernis für den Spieler hinzu. Und dies alles im Grunde unverschuldet. Denn Nathaniel Brown werden allenthalben gute Trainingsleistungen attestiert. Es waren die Umstände, die ihn zurückgeworfen haben. Ein Einsatz in der Anfangself im „falschen“ Spiel, ein nachträglicher Transfer, der seine Position mit abdeckt und nicht zuletzt die guten Leistungen der Kollegen, haben Brown ins Abseits befördert.
Der Trainer spricht Mut zu
Die ersten werden die letzten sein, steht im Neuen Testament. Für Brown ist das bislang zutreffend, aber daran hat er bei seinem Wechsel ganz sicher nicht gedacht. Immerhin, es besteht Hoffnung. Dino Toppmöller gibt sich große Mühe dem gebeutelten Jungstar Mut zuzusprechen.
Das Vertrauen in den Spieler sei ungebrochen, sagt der Cheftrainer der Eintracht, „er gibt richtig Gas im Training und hat gegen Luxemburg einen sehr starken Eindruck hinterlassen.“ Das Ende der mentalen Leidenszeit, so Dino Toppmöller, sei nicht mehr weit entfernt. „Wenn er so weitermacht, dann wird er Einsätze bekommen und uns noch viel Freude bereiten“, stellt der Trainer in Aussicht, „Nene spielt in meinen Zukunftsplanungen eine wichtige Rolle.“ Vielleicht wird der aktuell „Letzte“ dann bald doch einmal der „Erste“ sein.