Auch im hohen Norden hat sich die Frankfurter Eintracht nicht von ihrem Weg abbringen lassen: Die beachtlich Serie von acht Spielen (sieben Siege) ohne Niederlage, hielt auch beim FC Midtjylland, dem amtierenden dänischen Meister. Die Hessen ließen bei ihrem 2:1-(1:0)-Erfolg in Herning in Mitteljütland nichts anbrennen und haben damit einen großen Schritt in Richtung direkter Qualifikation für das Achtelfinale in der neu orchestrierten Europa League getan. Nun müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn sich das die Hessen noch aus der Hand nehmen ließen. Danach sieht es aber jetzt nicht aus. Nach fünf Spieltagen in ihrem Lieblingswettbewerb haben die Frankfurter als Dritter bereits 13 Zähler aufs Konto geschaufelt, punktgleich mit dem Ersten, nur gegen Viktoria Pilsen gab es ein Remis.
Die Skandinavier waren in ihrem eigenen, kleinen und mit knapp 12 000 Menschen ausverkauften Stadion nicht unbedingt die schlechtere Mannschaft, aber die Hessen, das ist eine ihrer neu entwickelten Stärken, nutzten ihre sich bietenden Gelegenheiten bestens aus. Hugo Larsson und Omar Marmoush trafen zum Sieg, der Frankfurter Höhenflug hält an.
Erwartungsgemäß hatte Trainer Dino Toppmöller auch dieses Mal wieder andere Spieler aufs Feld in Herningen geschickt als zuletzt gegen Werder Bremen, auf vier Positionen hatte er moderat rotiert: Ellyes Skhiri, Mario Götze, Ansgar Knauff und der ohnehin nicht für den Europacup gemeldete Nathaniel Brown hatten fürs Erste ein Päuschen verordnet bekommen, Mo Dahoud, Fares Chaibi an seinem 22. Geburtstag, Niels Nkounkou und Hugo Larsson durften anfangen.
Ein wenig überraschend: Rasmus Kristensen, der Lokalmatador, der beim FC Midtjylland fußballerisch groß geworden war, sechs Jahre dort spielte, musste zunächst auf der Bank Platz nehmen. Dabei hätte der unweit des Stadions geborene Däne doch liebend gerne von Anfang an gegen seine ehemaligen Kollegen gespielt.
Als „harte Nuss“ hatte der Coach diese Partie in Mitteljütland vorab bezeichnet, und in der Tat war das kein Spaziergang bei beinahe Minusgraden, um die Dänen in Schach zu halten, deren ganz große Stärke der ruhende Ball war. „Wir wollen den Gegner möglichst weit weg von unserem, Tor halten“, hatte der 44 Jahre alte Coach noch unmittelbar vor dem Anpfiff gesagt,
Das war den Gästen, wie so häufig, allenfalls in Phasen gelungen. Im Grunde brauchten die Frankfurter die ersten fünf Minuten, um überhaupt auf dem Platz zu sein. Dann waren sie aber präsent: Mit dem ersten gelungenen Angriff waren sie in Führung gegangen, der bärenstarke Tuta hatte im Mittelfeld einen Ball ergattert, über Hugo Ekitiké und Omar Marmoush gelangte die Kugel zu Larsson, und der Schwede war so frei, in Dänemark nach sieben Minuten das 1:0 mit einem feinen Schuss ins lange Ecke zu erzielen. Das war mal ein Auftakt wie gemalt. Und auch in der Folgezeit zeigten die Hessen das deutlich reifere Spiel auf schwer bespielbarem Boden, der Ball lief gut durch die Reihen, das Spiel war lange Zeit unter Kontrolle. Da wurde ein Schuss von Marmoush noch abgeblockt oder der lange Torwart Elias Olafsson lenkte einen Versuch von Arthur Theate um den Pfosten.
Doch irgendwann, nach einer halben Stunde, schlich sich der Schlendrian ein. Stürmer Ekitiké war Sinnbild für diese Nachlässigkeit, phasenweise spielt er fast jeden Ball nur mir der Hacke oder wenig seriös. Mit der Folge: Midtjylland bekam plötzlich Zugriff auf die Partie, vor allem durch die gefürchteten langen Einwürfe. Adam Buksa, der Mittelstürmer, scheiterte einmal (35.) an Torhüter Kevin Trapp, kurz darauf strich sein Kopfball am Pfosten vorbei. Da hätte schon der Ausgleich fallen können, unverdient wäre er nicht gewesen.
Genauso gut hätten die Hessen mit 2:0 zur Pause vorn liege können, eigentlich müssen: Nach einem schnellen, langen Abschlag von Trapp leitete Ekitiké den Ball prima auf Marmoush weiter, allein vor dem Tor lupfte er die Kugel aber aufs Tordach. Und kaum war die Partie nach der Pause wieder angepfiffen, hatte Niels Nkounkou das 2:0 auf dem Fuß, doch der Franzose traf den Ball nicht richtig.
Und weil die Frankfurter so schludrig mit ihren Möglichkeiten umgingen, war es keine faustdicke Überraschung, dass praktisch im Gegenzug der Ausgleich gelang. Es war ein glücklicher Treffer für die Hausherren, der als Flanke gedachte Versuch von Mikel Gogorza, einem 18 Jahre alten Nachwuchsspieler, senkte sich, von Nnamdi Collins abgefälscht, ins lange Eck ins Tor. 48 Minuten waren da absolviert.
Dass die Frankfurter wieder in Führung gingen, nur acht Minuten später, hatten sie auch dem VAR zu verdanken, der eingegriffen hatte, weil Ousmane Diao den Ball aus kurzer Distanz an die Hand bekommen hatte. Elfmeter, eine harte Entscheidung. Marmoush, wer sonst, ließ sich diese Gelegenheit nicht entgehen, er verwandelte sehr sicher.
Doch wieder gab diese neuerliche Führung den Frankfurter nicht die notwendige Sicherheit, Niels Nounkou etwa verdaddelte (62.) eine brillante Kontergelegenheit mutlos, so dass der dänische Meister weiter im Spiel bleiben konnte. Ekitiké, dem wirklich nicht viel gelang, vergab aussichtsreich mit einem Schuss ans Außennetz (72.), Can Uzun (75.) köpfte kurz nach seiner Einwechslung (für Marmoush) neben das Tor.
Und weil das 3:1 nicht fiel, mussten die Hessen bis zum Ende zittern - und hatten Glück, dass Buksa (81.) frei vorm Frankfurter Tor verzog. Es reichte zum Sieg, und damit blieb die Eintracht in den letzten 18 Spielen in der Europa League ungeschlagen.