In Flörsheim standen die Chancen in Sachen Klassenerhalt für den Verein aus dem Main-Taunus-Kreis mit 19 Punkten nicht schlecht. Doch kurz vor Weihnachten meldeten sich 20 Spieler ab, die mittlerweile größtenteils schon neue Vereine gefunden haben. Der Sportliche Leiter Dirk Ludwig hatte sein Amt zum Jahresende niedergelegt und da auch sein Mitstreiter Sadik Can aufgehört habe, sei die DJK auf sportlicher Ebene führungslos. Da aufgrunddessen sämtliche Sponsoren ausgestiegen seien, hätte man den Fußballern in der Rückrunde keine Aufwandsentschädigungen mehr zahlen können. Die Kicker suchten daraufhin rechtzeitig das Weite und die Vereinsführung zog die Mannschaft zurück. Ludwig war seit 44 Jahren DJK-Mitglied und hatte sich lokalen Medienberichten zufolge über den Ausschluss seiner Tochter aus einer DJK-Tanzgruppe geärgert. Als diesbezügliche Anfragen an den Vorstand unbeantwortet blieben, habe sich der langjährige Funktionär dazu entschieden, sein Engagement einzustellen. Für den Neuaufbau gibt es zwei Optionen: Gruppenliga oder Kreisoberliga.
Jugendabteilung in einem kleinen Ort wie Altwiedermus unmöglich
Etwas anders gelagert ist der Fall im beschaulichen Altwiedermus. Am Fuße der Ronneburg hatte es in den vergangenen vier Jahren drei Aufstiege gegeben. Der nur 160 Mitglieder aufweisende Verein war kometenhaft von der A-Liga bis in die Verbandsliga gespült worden und konnte aufgrund geschickt akquirierter Gelder immer wieder gute Fußballer aus benachbarten Kreisen anlocken. Glücklich zustande kam im Sommer der Verbandsliga-Einzug, denn in der Dreierrunde der Gruppenliga-Vizemeister reichte dank des Rückzugs von Viktoria Nidda und des Hessenliga-Aufstiegs des Vizemeisters Türk Gücü Friedberg auch der dritte Rang. Zur Winterpause wies der SVA bereits zehn Punkte Rückstand auf das rettende Ufer auf. Der erst während der Runde für Heinz-Martin Walther eingestiegene Trainer Sven Reuter hatte im Dezember das Handtuch geworfen, weil der Coach mit dem verbliebenen Personal keine Perspektive sah. Denn auch bei den Ronneburgern meldeten sich Spieler ab: Cedric Liuzzo wechselte als Spielertrainer zum FSV Bischofsheim und nahm Nikola Andrejic gleich mit. "Neben drei weiteren Abmeldungen hatten wir uns von zwei Spielern getrennt. Wir wollten im Winter Ersatz holen, haben aber keine passenden Spieler gefunden. Wir hätten mit Spielern aus dem B-Liga-Team auffüllen müssen, aber das wäre aussichtslos gewesen", verdeutlicht Frank Thomas, der Vorsitzende des SVA. Mit 734 Einwohnern war Altwiedermus der kleinste Spielort in der Südstaffel. Die Vorgaben des Verbandes in Sachen Jugendarbeit konnte der SVA nicht erfüllen, weswegen schon in dieser Saison drei Punkte aberkannt wurden. In der nächsten Saison wären dann schon sechs Zähler futsch gewesen, was Thomas ärgert: "Es ist in einem kleinen Ort wie Altwiedermus unmöglich, eine Jugendabteilung aufzubauen. Das schaffen wir nicht mal zusammen mit umliegenden Vereinen. Es muss eine Regelung geschaffen werden, damit auch kleine Vereine sich in höheren Klassen etablieren können." Die verbliebenen Spieler werden nun das B-Team verstärken, welches laut den Statuten sein Aufstiegsrecht verwirkt. Diese sollen dann im Sommer das Gerüst für den Neuaufbau bilden, auch hier lauten die Optionen Gruppenliga oder Kreisoberliga. "Ohne den Punktabzug würden wir die Gruppenliga annehmen, so müssen wir uns das bis zum Stichtag 15. Mai überlegen", erklärt Thomas. Die Verweildauer von Büdinger Kreisvertetern auf Verbandsebene bleibt damit von kurzer Zeit. Nach dem SSV Lindheim und Viktoria Nidda ist Altwiedermus schon der dritte Rückzieher innerhalb weniger Jahre. Aufnahme in die Vereinschronik dürfte neben den Aufstiegen noch der sensationelle 4:0-Sieg beim designierten Hessenliga-Aufsteiger Hanauer FC 93 finden.