„Noch ist keine Entscheidung gefallen, diese wird in den kommenden Tagen im Umlaufverfahren durch den Verbandsspielausschuss getroffen, dann dem antragstellenden Verein und schließlich der Presse kommuniziert“, erklärt Robert Neubauer, der Hessenliga-Klassenleiter und Vorsitzender des Verbandsspielausschusses in Personalunion ist. Er möchte allerdings keine Wasserstandsmeldung abgeben und auch nicht kommunizieren, wie sein Abstimmverhalten ist. Die Hessenligisten wurden über die „Causa Darmstadt 98“ von offizieller Seite bislang nicht informiert.
Hessenliga: SV Darmstadt 98 wird wohl kommen
Die Sachlage ist nicht neu für den Hessischen Fußball-Verband, der beim vergangenen Verbandstag durch eine Satzungsänderung ermöglichte, dass Lizenzmannschaften beantragen dürfen, eine Zweitvertretung in einer Verbandsspielklasse (Hessenliga, Verbandsliga, Gruppenliga) zu melden. Eintracht Frankfurt wurde dies vor ziemlich genau zwei Jahren gestattet – obwohl seinerzeit die Hessenligisten dagegen waren . Tom Balser, inzwischen verstorben, hatte in seiner Funktion als Hessenliga-Sprecher ein Meinungsbild eingeholt und als stimmberechtigtes Mitglied des Verbandsspielausschusses letztlich gegen die Aufnahme der Eintracht gestimmt.
Diesmal sollen die Hessenligisten gar nicht erst befragt werden, wie Neubauer bekräftigt: „Dies haben wir im Verbandsspielausschuss diskutiert und nicht für notwendig erachtet.“ Obwohl der Vereinssprecher der Hessenligisten noch immer stimmberechtigtes Mitglied im Ausschuss ist. Dies ist Stefan Bechthold, Vorstandsmitglied des FSV Fernwald . Bechthold gibt an, dass ihn einige Vereine proaktiv angesprochen und er sich mit diesen auch ausgetauscht hätte. Ein Meinungsbild wolle er nicht einholen, „denn nicht die Vereine, sondern der Verbandsspielausschuss entscheidet aufgrund von Rechtsgrundlagen“.
Warum die Vereine nicht befragt werden, liegt offensichtlich an einem Fakt: Die Spielordnung lässt kaum Spielraum zu, um im Falle von Darmstadt anders als bei Eintracht Frankfurt zu entscheiden. Wenngleich Darmstadt 98 nächste Saison mit ziemlicher Sicherheit keine Bundesliga mehr spielt und auch die A- und B-Junioren derzeit nicht in der Bundesliga spielen. Grundsätzlich könnte man Darmstadts U23 in der Verbands- oder Gruppenliga einteilen, doch die Südhessen haben ihren Antrag explizit für die Hessenliga eingereicht.
Fakt ist: Erhält Darmstadt 98 ein Startrecht, erhöht sich die Anzahl der Hessenligisten in der neuen Spielzeit von 18 auf 19. Insgesamt vier Spieltage mehr müssen eingeplant werden und gleichzeitig würde sich höchstwahrscheinlich die Anzahl der Absteiger erhöhen, um wieder auf die ursprüngliche Richtzahl von 18 Teams zu gelangen. Und nun stelle man sich vor, dass der Verbandsspielausschuss den Antrag erwartungsgemäß durchwinkt und Darmstadts U23 in der kommenden Saison aussichtslos am Tabellenende steht. Sie könnte ihr Team kurzfristig abmelden und dann einen neuerlichen Antrag stellen, um in der Hessenliga zu spielen. Die Satzung des HFV gibt das her. Käme es hierzu, so bekräftigt Bechthold, würde er in einem solchen Falle dann auch das Meinungsbild der Vereine einholen.
Dem Verbandsspielauschuss gehören neben Neubauer und Bechthold weitere zehn Personen an. Aus der Region Fulda sind dies der Regionalbeauftragte Erhard Zink (Herbstein) und der Verbandsschiedsrichterobmann Gerd Schugard (Dipperz). Eine einfache Mehrheit dieses Gremiums ist ausreichend, um in der Hessenliga in der kommenden Saison die U23 von Darmstadt 98 aufzunehmen.