Hinten hapert’s

20.09.2024

Borussia Mönchengladbach will nach einer ernüchternden Vorsaison nach oben klettern – doch die Defensive wackelt.

Es gibt genügend Skeptiker, die Statistiken nicht vertrauen, weil sie sich ja doch irgendwie verdrehen lassen. Aber manche Erhebungen sprechen eine ganz einfache Sprache. Nehmen wir das Abschneiden von Borussia Mönchengladbach in der abgelaufenen Spielzeit. Da avancierte die Elf vom Niederrhein fast schon zur Schießbude der Liga, 67-mal schlug es im eigenen Kasten ein. Das ist ein bemerkenswert schlechter Wert. Sogar beim Absteiger 1.FC Köln klingelte es nur 60-mal, lediglich das abgeschlagene Schlusslicht Darmstadt 98 (86) und der Relegationsteilnehmer VfL Bochum (74) kassierten mehr Gegentreffer.

Die Folge einer anfälligen Defensive: eine unbefriedigende Saison mit Rang 14 als Abschlussplatzierung. Dass es nicht noch schlimmer kam, hatte die Borussia ihrer Offensivabteilung zu verdanken, die immerhin 56 Tore fabrizierte – das sind fünf mehr als Eintracht Frankfurt auf Rang sechs zustande brachte. Beide treffen nun in der neuen Runde am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) im Waldstadion aufeinander.

In dieser Spielzeit wollen sich die Gladbacher hinten abdichten. Die Abwehr sollte dringend stabilisiert werden, noch einmal dürften nicht so viele Gegentreffer fallen. Da sind sich rund um den Borussia-Park alle einig.

Torwart Omlin fällt aus

Dummerweise kann es schon mal vorkommen, dass die Realität die schöne Theorie rechts überholt. Und so stehen nach drei Spieltagen schon wieder sechs Gegentreffer zu Buche, 2:3 gegen Leverkusen, 1:3 gegen Stuttgart – lediglich beim 2:0-Sieg in Bochum schafften es die Gladbacher, die Null zu halten. Nach der Niederlage gegen den VfB urteilte der „Kicker“: „Mangelhafte Defensive.“ Die Spielernoten des Fachmagazins für die Viererkette: Joe Scally 4,5, Ko Itakura 4,5, Nico Elvedi 4, Luca Netz 5. Da muss man nicht viel Phantasie haben, um zu ergründen, wo der Schuh drückt.

Zu allem Überfluss fällt nun auch noch Torhüter Jonas Omlin auf unbestimmte Zeit aus. Der Kapitän hat sich im Training eine Sehnenverletzung im Unterschenkel zugezogen. Am Samstag wird Omlin von Moritz Nicolas vertreten, der schon in der vergangenen Saison für den damals an einer hartnäckigen Schulterverletzung leidenden Schweizer Stammkeeper einsprang. Nicolas machte 27 Bundesligaspiele, seine Leistungen waren ansprechend. An ihm lag’s also eher nicht, dass es so oft einschlug im Gehäuse.

Verantwortlich für das Abschneiden ist natürlich der Cheftrainer, in diesem Fall Gerardo Seoane. Die Sportliche Führung stärkte dem Schweizer trotz des ernüchternden 14. Tabellenplatzes demonstrativ den Rücken. Ob er das Vertrauen zurückzahlen kann? Überraschenderweise findet der Fußballlehrer die Abwehrarbeit gar nicht so verkehrt. „Was die defensive Aktivität angeht, haben wir uns schon deutlich verbessert“, sagte er.

Was stimmt: Die Gladbacher haben bisher ein ganz anderes Bild abgegeben als in der rumpeligen Vorsaison, die Einstellung stimmt, die Leistung über weite Teile ebenfalls. „Unsere Stimmung ist weiter positiv“, sagt Seoane. „Auch wenn wir mit zwei Heimniederlagen in die Saison gestartet sind, haben sich die Partien anders angefühlt als in der Rückrunde.“ Auch Sportchef Roland Virkus schlägt in diese Kerbe und kämpft gegen aufkeimende Kritik: „Wir lassen uns unsere Leistungen jetzt nicht schon wieder kaputtreden.“ Zumal sich auch Neuzugänge wie Tim Kleindienst, Kevin Stöger und Philipp Sander gut eingefunden haben.

Und doch: Bei einer Niederlage in Frankfurt wäre der Fehlstart perfekt, ein Platz im Tabellenkeller reserviert. Da ist schon jetzt Druck auf dem Kessel. Dabei, sagte Sportboss Virkus, solle in dieser Saison alles besser werden. „Wir möchten allen zeigen, dass wir besser sind als Platz 14. Wir müssen in die erste Tabellenhälfte.“ Der Weg könnte steinig werden.