Mit "Glück im Unglück" fasst Schad seine eigene Geschichte zusammen, die er im Großteil nur aus Erzählungen zusammenfassen kann. Der Urlaub in München und den Bergen in der Woche zuvor, das Spiel in Sand, der darauffolgende Tag im Büro – an all das kann er sich nicht erinnern. An besagtem Montag, den 19. August, trinkt der selbständige Vermögensberater in der Küche neben seinem Arbeitsplatz Kaffee, mit dabei ist Vater Wolfgang, da beide zusammenarbeiten. Nachdem Roman Schad wieder in sein Büro gegangen ist, klappt er kurze Zeit später zusammen. Vater Wolfgang hört, wie sein Sohn auf dem Boden aufschlägt, antwortet geistesblitzartig und reanimiert seinen Sohn mehrere Male, bis der Krankenwagen eintrifft. "Ich war 15, 20 Minuten lang tot. Aber ich hatte einen riesigen Schutzengel, mein Vater hat gut reagiert. Und zum Glück war kein Kunde zu diesem Zeitpunkt im Büro meines Vaters, ansonsten hätte er das Ganze vielleicht gar nicht mitbekommen", so der 28-Jährige. Im Krankenhaus wird Roman Schad für fünf Tage in ein künstliches Koma gelegt, erst als er aufwacht, ist er endgültig über den Berg. Da der Fliedener über mehrere Minuten ohne Sauerstoffzufuhr war, ist allerdings zunächst unklar, ob er bleibende Schäden davongetragen hat. "Mit dem Sprechen habe ich von Anfang an keine Probleme gehabt, dafür war meine Konzentrations- und Merkfähigkeit schlecht. Auch das Sehen hat Probleme bereitet. Ich war anschließend knapp sechs Monate in der Reha, in dieser Zeit ging es deutlich mit dem Heilungsverlauf bergauf", berichtet Schad, der inzwischen kaum noch mit Einschränkungen zu kämpfen hat. Die Konzentration ist besser geworden, die Sehkraft ebenfalls – wenngleich nicht perfekt, weshalb der 28-Jährige jetzt eine Brille trägt. Und nur noch die Fingerspitzen sind taub, nachdem anfangs die kompletten Finger nicht funktionsfähig waren.
Das Fußballspielen vermisst Schad nicht, aber ...
Außerdem trägt Schad seit einigen Monaten einen Defibrillator mit sich herum, den der Körper von Anfang an problemlos akzeptiert hat. Nachdem zunächst nicht klar war, warum er zusammengebrochen war, wurde bei ihm das Long-QT-Syndrom festgestellt: eine genetisch bedingte Herzkrankheit, die auch bei jungen Menschen zu einem plötzlichen Herztod führen kann. Angedeutet hatte sich das keineswegs. "Ich habe aber nie damit gehadert, warum gerade ich betroffen bin", betont Schad, der offen über seine Krankheit spricht und so schon ebenfalls Betroffene kennengelernt hat. Ganz wichtig waren in der schwierigen Zeit neben der Familie und Freundin Melanie auch die Kumpels, die den Innenverteidiger des FC Britannia Eichenzell von Anfang an im Krankenhaus besucht haben. "Das Schöne ist, dass meine besten Freunde alle in Eichenzell spielen", erzählt Schad, der zwar noch Sport treiben kann, aber nicht mehr Fußball spielen will. Stattdessen wird der ehemalige Borusse das Trainerteam des Verbandsligisten um Coach Heiko Rützel und Co-Trainer Christian Hehrmann erweitern. "Heiko hat die Führungsspieler schon immer in seine Gedanken mit einbezogen, das Trainergeschäft war schon länger ein Thema für mich. Jetzt hat es sich angeboten, dass ich reinschnuppere, sobald es weitergeht. Ich freue mich drauf." Das Spielen selbst vermisst der oft verletzungsgebeutelte Hessen- und Verbandsliga-Spieler nicht, dafür aber das Drumherum. Die Sprüche in der Kabine, die Bratwurst und das Bier nach dem Spiel, das alles soll wieder zum Alltag gehören, wenn der Ball wieder rollt. Ob Schad, der noch bis zu seiner nächsten angedachten Reha im September krankgeschrieben ist, während der Corona-Pandemie zu den Risikopatienten zählt, da sind sich selbst seine Ärzte uneinig. "Ich habe mich jedenfalls am Anfang mit meiner Freundin isoliert, so wie es jeder machen sollte. Mein Herz ist zu hundert Prozent gesund, und wenn doch einmal etwas sein sollte, habe ich ja den Defibrillator."