Igor Matanovic: Brecher wartet auf Durchbruch

08.01.2025

Igor Matanovic hat sich bei Eintracht Frankfurt noch nicht durchsetzen können – doch der Sportchef glaubt an ihn

Die anstehende Reise in den Norden der Republik ist für den Frankfurter Sturmtank Igor Matanovic nicht nur ein Trip in die Vergangenheit, sondern auch einer in die Heimat. Etwas sehr Spezielles, keine Frage. Der kroatische Nationalspieler ist in Hamburg-Heimfeld geboren und aufgewachsen, stürmte als Knirps für den Harburger Turnerbund von 1865 und dann in der Jugend für den FC St. Pauli, schaffte am Millerntor auch den Sprung ins Profigeschäft. Die Familie lebt noch in der schönen Hansestadt. Sehr viel größer kann das wohlige Heimkommen-Gefühl wohl nicht sein.

Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) kehrt der 21-Jährige mit seinem aktuellen Klub, Eintracht Frankfurt, zurück auf den Kiez nach Pauli – doch man kann beim besten Willen nicht behaupten, Matanovic würde als gefeierter Starspieler sein Gastspiel in seinem Wohnzimmer bestreiten, der Sturmriese kommt eher als Randfigur nach Hause.

Auf den Durchbruch in Frankfurt wartet der Kroate bisher vergeblich, in der Bundesliga stand er nur zweimal in der Startelf, ein Tor gelang ihm, vor den Augen seiner Eltern beim 4:2-Erfolg in Kiel, und er hoffte damals, Ende September, inständig, dass der Knoten geplatzt sei. Doch Pustekuchen. Zwar kam er in 20 Spielen zum Zug, doch zumeist nur als Kurzarbeiter. Zurzeit scheint der Hüne weiter weg von der ersten Elf als zu Saisonbeginn, als er, etwas vorschnell, über den grünen Klee gelobt wurde.

Igor Matanovic, für den es kurioserweise in der kroatischen Nationalelf sehr viel besser läuft, ist aber kein Typ, der die Flinte ins Korn werfen würde, seinem Ex-Klub, dem KSC, sagte er jetzt ab. Er ist wild entschlossen, sich in Frankfurt durchzubeißen. Das ist ganz im Sinne der Verantwortlichen, die nicht im Entferntesten daran dachten, den Spieler auf Leihbasis abzugeben.

Zuweilen verkrampft

Sportvorstand Markus Krösche spricht von einem „normalen Prozess, sich an die Bundesliga gewöhnen zu müssen.“ Zuvor stürmte Matanovic ja nur im Fußball-Unterhaus, in Karlsruhe in der zurückliegenden Saison mit einigem Erfolg (14 Tore, sieben Vorlagen). Doch in der Beletage herrschen anderen Geflogenheiten, „eine andere Intensität, bessere Gegenspieler“, wie Krösche sagt. Matanovic bringe aber vieles mit, eine Körpergröße von 1,92 Metern, „eine richtig gute Geschwindigkeit – von diesen Typen gibt es nicht so viele. Stürmer dieser Kategorie brauchen einfach Zeit“.

Der Sportchef erinnert etwa an Viktor Gyökeres (Sporting Lissabon), Serhou Guirassy (Borussia Dortmund) oder auch Alexander Sörloth, der in Leipzig nicht funktioniert hat, aber jetzt bei Atletico Madrid eine „herausragende Saison“ spiele. Auch der Faktor Erfahrung spiele eine wichtige Rolle, die richtige Positionierung im Strafraum etwa, „es ist die schwierigste Position.“ Man werde daher mit dem jungen Igor Matanovic auf jeden Fall Geduld haben.

Auffällig bei seinen Auftritten: Der Angreifer wirkt oftmals nicht handlungsschnell genug, auch mit dem Rücken zum Tor hat er Luft nach oben, lässt sich da zu leicht den Ball abluchsen, Krösche sieht auch im ersten Ballkontakt Verbesserungsbedarf. Inzwischen scheint er in seinen Aktionen ein wenig verkrampft, weil er ein Erfolgserlebnis unbedingt erzwingen will. Ein Schuss mehr Lockerheit würde dem Mann, der die Balkan-Mentalität zurück nach Frankfurt bringen wollte, gut tun.

Kurios zudem: Wenn Matanovic auf dem Feld steht, werden gefühlt noch weniger Flanken geschlagen als ohnehin, dabei ist er aufgrund seiner Körpergröße prädestiniert für hohe Hereingaben. „Er ist kein klassischer Kombinierer“, wirft Krösche ein, hat ein anderes Profil als die technisch beschlagenen und trickreichen Kollegen Omar Marmoush und Hugo Ekitiké. Matanovic ist ein klassischer Mittelstürmer, ein Brecher, der von seiner „Robustheit, Physis und Kopfballstärke“ lebt. „Er muss in Aktion gebracht werden oder in Aktion kommen“, sagt Krösche. Offenbar gar nicht so einfach.

Immer auf dem Gas

Der Sportboss ist überzeugt davon, dass der Angreifer noch wichtig werden wird. Zumal Trainer Dino Toppmöller die Mannschaft immer wieder mal durchmischt. Eine gewisse Rotation sei aufgrund der hohen Belastung, aber auch der Altersstruktur des Teams zwingend notwendig. „Anders ist es gar nicht möglich“, betont Markus Krösche. „Wir haben eine junge Mannschaft, die noch nicht die Erfahrung hat, sich ein Spiel einzuteilen. Unsere Spieler sind immer bei Vollgas.“

Das liegt sicher auch an ihrer Einstellung und der Bereitschaft, auf ihre Chance zu warten. „Die Jungs wissen, dass sie nicht abgeschrieben sind und dass es an ihnen liegt, wie viel Spielzeit sie bekommen“, sagt Krösche. Nathaniel Brown oder Nnamdi Collins sind da Paradebeispiele.

Und vielleicht gilt das auch für Igor Matanovic, den Hamburg-Rückkehrer für einen Tag. Denn eines ist klar: Der zähe Bursche gibt in jeder Minute alles, was in ihm steckt. Die Frage ist, ob (oder wann) das reichen wird.