„Kushtrim hat eine Waffe, und wir brauchen Spieler, die eine Waffe besitzen. Nur die schaffen den Weg nach ganz oben“, sagt Matthias Kapelle, sein DFB-Stützpunkttrainer. Waffe? „Die hohe Qualität im Eins gegen Eins. Er ist ein ganz starker Dribbler und dabei unheimlich unbekümmert, weil er die Aktionen immer wieder annimmt, auch wenn er zuvor dreimal hängengeblieben ist.“ Kusthrims Vater Raif zählt noch seine Schnelligkeit und den immer noch guten schwächeren rechten Fuß zu den größten Qualitäten. Kushtrim Asallari selbst lässt lieber andere über seine Stärken sprechen. Woran er hingegen arbeiten muss, weiß er genau: Defensivspiel und Kraft. Angebote hatte Asallari einige auf dem Tisch – ohne dass er sich dafür in Probetrainingseinheiten krummlegen musste. Seine Leistungen bei Viktoria Fulda, der Regionalauswahl, der Hessenauswahl und nicht zuletzt bei einem DFB-Perspektivlehrgang sprachen für sich und überzeugten die Scouts. Die Entscheidung für den Traditionsclub am Niederrhein fiel dennoch klar und deutlich aus, „weil mir dort einfach alles gefallen hat“. Doch auch Asallari weiß, dass dies nur der erste Schritt auf dem Weg nach ganz oben ist.
PlayStation, Fußball und Schule – das war's
„Mir ist klar, dass den Sprung längst nicht alle schaffen. Die Schule wird weiterhin im Fokus stehen. Erst will ich die Realschule zu Ende bringen, dann nach Möglichkeit das Abitur machen“, erklärt der junge Mann, der außer Fußball, Schule und PlayStation keine Zeit mehr für weitere Hobbys hat. Seinem Traum Berufsfußballer wird er fortan noch mehr als bisher unterordnen. Ab Sommer wird Asallari 340 Kilometer vom Eiterfelder Zuhause entfernt wohnen und zur Schule gehen. „Auch da werde ich neue Freunde finden“, ist der noch ein wenig schüchterne, aber durchaus pfiffige junge Mann sicher. Schüchtern ist er allerdings nur abseits des Platzes, auf dem Feld legt er alle Fesseln ab – einer, der am liebsten auf der „Zehn“ oder als eingerückter Rechtsaußen spielt und Lionel Messi sowie Eden Hazard als Lieblingsspieler aufzählt. Doch ganz allein habe man die aufregenden vergangenen Monate nicht überstehen können. „Seine Beraterfirma SNM-Sportsmanagement hat viele Kontakte hergestellt, sich hervorragend gekümmert“, bedankt sich Asallari senior insbesondere bei Stefan Neumann, der auch beim Wechsel des Fuldaers Felix Schütz zum 1. FC Nürnberg seine Finger im Spiel hatte.
In einer Reihe mit ter Stegen, Dahoud und Co.?
Während Raif Asallari, Anfang der Neunziger aus den Kriegswirren im Kosovo nach Deutschland geflüchtet, der Traum vom Profifußball verwehrt blieb, kann nun der ebenfalls hochtalentierte Sohn einen anderen Weg gehen. „Ich hätte gerne so eine Chance bekommen, aber das war aus vielen Gründen nicht möglich. Aber Kusthrim hat nun die Möglichkeit unter Profibedingungen zu arbeiten, die Verhältnisse sind wahnsinnig gut. Das Nachwuchsleistungszentrum wird gerade runderneuert, befindet sich direkt am Borussia-Park – und dort ist für wirklich alles gesorgt.“ Und dann erinnern sich die beiden an die Vertragsunterschrift vor wenigen Wochen, als sie an der „Hall of Fame“ im NLZ vorbeiliefen: Bilder von Mahmoud Dahoud, Marko Marin, Patrick Herrmann, Tony Jantschke oder Marc-André ter Stegen hingen da. Alle haben den Sprung nach ganz oben geschafft. Vielleicht wird dort irgendwann auch Kushtrim Asallaris Konterfei einen Platz finden. Träumen muss spätestens ab jetzt erlaubt sein.