Die Vorgeschichte: Dem TSV Lehnerz unterlief beim 3:0-Auswärtssieg in Stadtallendorf am 5. September ein Formfehler im Spielbericht: Eigentlich war Niklas Odenwald in der Lehnerzer Startaufstellung eingetragen worden. Gespielt hatte dann aber aufgrund einer Verletzung Odenwalds beim Aufwärmen Sebastian Bartel - und der war komplett im Spielberichtsbogen vergessen worden. Obwohl Bartel während der Passkontrolle benannt worden war, fiel der Fehler erst später auf. Schon in der Halbzeit habe Lehnerz das Schiedsrichter-Gespann auf den Fehler hingewiesen. [link url=http://torgranate.de/artikel/glueck-im-unglueck-lehnerz-behaelt-die-punkte-gegen-stadtallendorf/ text=Horst-Günther Konlé, Vorsitzender des Verbandssportgerichts, klärte schon nach dem Spiel auf: "Das wird keine Konsequenzen haben. Der Fehler wurde bis 30 Minuten nach Abpfiff korrigiert, außerdem konnte sich der Spieler ausweisen. Der Sieg bleibt bestehen."] In erster Instanz wurden Konlés Ausführungen auch bestätigt. Doch diesmal nicht. "Das müssen wir erst mal sacken lassen", wollte sich der zutiefst niedergeschlagene Lehnerzer Abteilungsleiter Volker Bagus nicht weiter äußern. Auch Hans-Konrad Neuroth, der den Vorsitz am Abend in Grünberg innehatte, war zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen. Dafür sprach die siegreiche Partei und versuchte Aufklärung zu betreiben. "Weil wir im Recht waren. Es dürfen nur die ersten Elf, die auf dem Spielberichtsbogen auftauchen, auflaufen. Darüber hinaus stand der betreffende Spieler gar nicht auf dem Spielbericht. Das sind strenge Regeln, die der HFV vorgibt und nach ihnen wurde entschieden", erläutert Stadtallendorfs Rechtsanwalt Horst Kletke. Dieser sprach von einer sehr gründlichen Beweisaufnahme mit insgesamt acht gehörten Zeugen und einem somit bis ins kleinste Detail aufgearbeiteten Fall. Da es bereits die zweite Instanz war, ist auf Verbandsebene für den TSV Lehnerz nun Schluss, dort keine Revision mehr möglich. Die Kosten des Verfahrens bleiben am TSV Lehnerz hängen, der jedoch keine zusätzliche Strafe aufgebrummt bekam. Entschieden wurde letztlich nach §31 Nr.4 der Strafordnung des HFV. In Grünberg war der Verhandlungssaal voll, schließlich reisten alleine vom osthessischen Hessenligisten Trainer Henry Lesser, die Spieler Sebastian Bartel, Kevin Steudter und Niklas Odenwald sowie die Abteilungsleiter Martin Geisendörfer, Dirk Schütrumpf und Volker Bagus zur Berufungsverhandlung an. Hinzu kamen zwei Anwälte. Da auch Stadtallendorf ein mächtiges Aufgebot auffuhr und das Schiedsrichter-Gespann um Martin Kliebe (SG Hopfelde/Hollstein) ebenfalls aussagen musste, dauerte die Veranstaltung über drei Stunden. Für Kletke lange nicht der erste Erfolg vor einem Sportgericht: Er hatte 2012 für Fortuna Düsseldorf die Kohlen aus dem Feuer geholt, als Hertha BSC sich nach dem Skandal-Relegationsspiel in Düsseldorf (Zuschauer stürmten vor Abpfiff den Innenraum) in die Bundesliga einklagen wollte. Ganz so prestigeträchtig war dieser Fall für Kletke freilich nicht, am Ende stand jedoch erneut ein Sieg zu Buche. Und für Lehnerz nach langer Zeit wieder eine Niederlage. Eine ganz bittere.