Interview mit Scheibelhut

Mit der "Katze im Sack" nach ganz oben

24.01.2021

Patrick Scheibelhut hat im Fußball schon einiges erlebt. Erst als Spieler, unter anderem in Kleinlüder und Stockhausen/Blankenau, später als Trainer. Doch eine erste Mannschaft hat der 47-Jährige erstmals im vergangenen Sommer übernommen. Mit Erfolg: Der Fulda/Lauterbach-A-Ligist Grebenhain/Bermuthshain überwintert auf Platz eins.

Seit der Saison 2014/15 war Grebenhain/Bermuthshain stets eine graue Maus in der A-Liga. Das ist diese Spielzeit ganz anders. War damit im Vorfeld zu rechnen?

Damit konnte sicherlich niemand rechnen. Unser Ziel war ein Platz unter den ersten fünf. Durch Corona habe ich die Mannschaft vor meinem Amtsantritt vor zwei Jahren das letzte Mal gesehen, als ich noch selbst gegen sie gespielt hatte. Ich habe den Verantwortlichen gesagt, dass sie sozusagen die Katze im Sack gekauft haben (lacht).

An welchen Stellschrauben hast du zuerst gedreht?

Mein Ziel war es schon immer, eine erste Mannschaft zu trainieren, nachdem ich zuvor nur Jugendteams und Reserven trainiert hatte. Da ist die Trainingsbeteiligung doch eine ganz andere. Am Anfang habe ich viele Einzelgespräche geführt und mir den Kader so zusammengestellt, wie ich es mir vorgestellt habe. Ein Tim Ittmann hat zum Beispiel lange in der Zweiten oder gar nicht gespielt, ist aber eine absolute Rakete. Da die Jungs erfolgreicher spielen wollten als in den vergangenen Jahren, habe ich ihnen gesagt, dass sie dafür auch privat arbeiten und auch mal ein Läufchen machen müssen. Wir haben in der aktuellen Zeit zum Beispiel eine Lauf-Challenge ins Leben gerufen. Die Jungs ziehen da super mit, deshalb habe ich nach einem Telefonat auch direkt für die neue Saison zugesagt. Es passt zu 100 Prozent, auch außerhalb des Platzes.

Die SG stellt die zweitbeste Offensive, hat aber genauso viele Gegentore kassiert wie der Tabellenzehnte. Geht der Blick nach dem Restart also Richtung Verbesserung der Defensive?

Wir mussten in dieser Saison ja schon einmal sieben Tore schießen, um überhaupt zu gewinnen (beim 7:5 gegen Stockhausen/Blankenau, Anm. d. Red.). Am taktischen Verhalten wurde in den Vorjahren kaum gearbeitet, ich musste also bei Dreiviertel der Mannschaft bei Null anfangen. Wir wollen in Zukunft definitiv hinten stabiler stehen und nicht mehr so viele Gegentore kassieren. Dabei wollen wir weiter auf Spieler aus der eigenen Jugend setzen.

Vorne gehen 23 von 24 Tore auf das Trio Tim Ittmann, Jannik Braun und Steffen Kreller-Beetz. Das Team scheint also ausrechenbar. Warum ist es trotzdem erfolgreich?

Ich vergleiche die drei gerne mit dem früheren magischen Dreieck in Stuttgart. Alle drei kannst du in dieser Liga einfach nicht ausschalten, zumal die Klasse nicht mehr so stark wie in den vergangenen Jahren ist. Ich bin mir aber sicher, dass noch andere Spieler in der Restrunde erfolgreich sein werden.

Grebenhain/Bermuthshain hat bis auf ein Spiel alles gewonnen. Beim 0:4 in Ilbeshausen gab es aber eine mächtige Abreibung. Wurden der Mannschaft da die Grenzen aufgezeigt?

Trainer Andre Wohnig hat zu mir später gesagt, dass es ein perfektes Spiel für Ilbeshausen war. Sie hatten einen super Tag und wir einen grottenschlechten. Vorne hat der Zug zum Tor gefehlt, hinten hatten wir zu große Lücken und standen zu hoch. Mit dem Ergebnis waren wir noch gut bedient, über sechs oder sieben Gegentore hätten wir uns nicht beschweren können. Da wurden die Jungs mal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Trotzdem steht zur Winterpause Platz eins zu Buche. Ist es nun das Ziel, diesen nicht mehr abzugeben?

Ziel ist weiterhin eine Top-fünf-Platzierung, selbst das wäre schon eine riesige Verbesserung zu den Vorjahren. Aber man merkt ja auch, wie sich die Jungs in den Gruppen gegenseitig anfeuern. Jetzt, wo sie da oben stehen, wollen sie auch so lange wie möglich bleiben. Für sie ist das eine super Erfahrung. Und wenn es am Ende dazu reichen sollte, ganz oben zu stehen, wäre jeder glücklich.