Mitte Oktober erschien in der FR ein hübscher Text über einen Spieler, der so gar keine Rolle spielte bei Eintracht Frankfurt. Gut, in der ersten Runde im Pokal durfte er mitspielen, ein, zwei Freundschaftsspiele kamen dazu, aber eigentlich hatte den jungen, sehr schmächtigen Mann keiner auf der Rechnung, nicht mal in den Kader schaffte er es häufig. Seine Name: Nathaniel Brown.
Knapp sechs Wochen später sagt Trainer Dino Toppmöller über diesen 21 Jahre alten Linksfuß, er sei im Team des souveränen Tabellenzweiten inzwischen „eine feste Größe“. Schau an!
So schnell geht das in diesen Zeiten, da der Frankfurter Flow nicht zu stoppen scheint. Und auch der Höhenflug des Nathaniel, den alle Welt „Nene“ nennt, scheint vorerst kein Ende zu nehmen. Am Sonntag, bei dem sehr abgeklärt herausgespielten 4:0-Sieg beim 1. FC Heidenheim gehörte der vormalige Tribünenhocker zu den prägendsten Figuren im Frankfurter Gefüge – trotz der Gala eines Omar Marmoush, zweifacher Torschütze und in seinem Tatendrang niemals zu bremsen. Denn es war Nathaniel Brown, der nicht nur Marmoushs Treffer zum 1:0 und 3:0 vorbereitete, Brown liefert auch die Vorarbeit zum vorentscheidenden 2:0, das Fares Chaibi erzielte.
Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich dieser Deutsch-Amerikaner, geboren im fränkischen Amberg, bei der Eintracht festgespielt hat. Die Partie auf der Ostalb war ja erst seine fünfte Bundesligapartie, dabei spielt der Junge so, als hätte er 50 Partien auf dem Buckel, „einen sehr reifen Eindruck“, habe er schon bei seinem Wechsel im Sommer hinterlassen, auch außerhalb des Spielfeldes, hat Sportdirektor Timmo Hardung festgestellt: Frech, unbekümmert, mutig, dazu unglaublich abgezockt. Das 1:0 bereitete er nach einem langen Sprint über den halben Platz vor, 60 Prozent des Tores gehen da auf sein Konto, vor allem, weil er sich gegen physisch deutlich stärkere Gegenspieler nicht hatte abschütteln lassen.
Dazu sind dem Flügelspieler in der Bundesliga schon zwei Tore selbst gelungen, gegen Bochum und in Stuttgart, ein paar Tage später erzielte er auch bei der U21-Nationalmannschaft einen Treffer. Es läuft bei Nene Brown.
Das hat er sich selbst erarbeitet: Weil er dran geblieben ist, weil er geduldig geblieben ist, wie ihm geheißen, weil er sich verbessert hat. Denn es war ja so, dass er schon eine hervorragende Vorbereitung gespielt hatte, doch dann stand er beim letzten Testspiel gegen Valencia im Team, es gab eine 2:3 Niederlage, alle waren schlecht, und zum Bundesligaauftakt hatte plötzlich Konkurrent Niels Nkounkou die Nase vorne.
Das hat sich längst ins Gegenteil verkehrt, „Nene hat seine Chance eindruckvoll genutzt“, lobt Toppmöller. Ein paar Minuten gegen Union Berlin, dann im Pokalspiel gegen Gladbach, schließlich der Durchbruch beim 7:2 gegen Bochum, Brown war in der Mannschaft – und ist fast nicht mehr aus ihr wegzudenken. „Es macht momentan sehr, sehr viel Spaß“, sagte der Spieler am Sonntag vor der TV-Kamera. „Wir haben einen super Flow.“
Nathaniel Brown, bereits im Winter 2024 für drei Millionen Euro vom 1. FC Nürnberg verpflichtet und dann für ein halbes Jahr an den „Club“ zurückverliehen, ist einer jener Spieler, mit dessen Leistungsexplosion vorher nur die wenigsten gerechnet hatten. Er steht, zumindest in diesen aufregenden Wochen, in einer Reihe mit Leistungsträgern wie Omar Marmoush, Hugo Ekitiké, Arthur Theate, Rasmus Kristensen und Nnamdi Collins, die allesamt die Erwartungen deutlich übertroffen haben.