Patrick Jahn wird vor Anpfiff wegen "unerlaubten Markierens" verwarnt

Torhüter der FSG Bebra wusste nicht was los war

24.03.2015

Bei zahlreichen Tohütern ist es mehr als nur Ritual: Auf dem Weg zum Tor wird der Fußballschuh schnell über die Linien von Fünf- und Sechzehnermeterraum gezogen. Dabei wird versucht ungefähr die Mitte anzusteuern, um so eine Orientierung beim Raus- und Zurücklaufen zu erhalten. Doch ist das "Markieren von Fünf- und Sechzehnmeterraum" tatsächlich eine Unsportlichkeit und damit gelbwürdig?

In der Redaktion wurde kräftig diskutiert. Mit dem Ergebnis, dass wir uns herrlich uneinig waren. Kein Wunder, dass Patrick Jahn über die Maßen überrascht war, als ihm am Sonntag schon vor Anpfiff die Gelbe Karte unter die Nase gehalten wurde. Eben wegen unerlaubten Markierens. "Unsportlich" sagte Schiedsrichter Mario Beckmann (SSV Rambach). "Das habe ich in 20 Jahren noch nicht erlebt. Und der Schiedsrichter hat gesagt, dass er das auch noch nie gemacht hat. Ich wusste gar nicht was los ist, draußen haben alle gedacht, ich habe den Schiedsrichter beleidigt", versucht Jahn das Zugetragene kurz vor Anpfiff des KOL-Spiels zwischen seiner FSG Bebra und der SG Haunetal zu beschreiben. Falsch gehandelt hat Beckmann nicht - zumindest was das Regelwerk angeht. Tatsächlich ist eine Verwarnung wegen des fast allwöchentlichen Vergehens im Rahmen, allerdings findet die Regel so gut wie nie Anwendung. Auch am Sonntag in Bebra nur einmal: "Nach dem Spiel hat mich der gegnerische Torwart gefragt, warum ich Gelb gesehen hätte. Ich habe es ihm erzählt und er hat nur gemeint, ob ich gesehen habe, was er gemacht hätte. Natürlich auch die jeweilige Mitte der Linien markiert." Haunetals Hendrik Ruppel kam jedoch um die Verwarnung herum, der Schiedsrichter kann die Augen schließlich auch nicht überall haben. Überhaupt scheinen die Schiedsrichter und Jahn nicht so recht warm zu werden - zumindest nicht in Hessen: "Hier habe ich meine erste Rote Karte gesehen. Das liegt zwar immer im Auge des Betrachters. Aber das war wirklich keine. Auch wurde ich schon mal zurückgepfiffen, weil ich den Ball angeblich zu lange in der Hand hatte. Gelb und indirekten Freistoß gab es obendrauf." Und dabei dachte der 26-Jährige, dass er in Thüringen bereits alles erlebt hatte, bevor es ihn vor vier Jahren beruflich über die Landesgrenze zunächst zum TSV Kirchheim und vor knapp zwei Jahren zur FSG Bebra zog. Ob Jahn sich in Zukunft die Markierung spart, weiß er noch nicht: "Auf jeden Fall will ich mich nicht mehr erwischen lassen. So eine frühe Gelbe Karte ist schon störend, vor allem weil du nicht weißt, wie der Schiedsrichter im weiteren Verlauf reagiert."

Der Torhüter im Körper des Stürmers - oder andersrum

Ohnehin ist Jahn der Mann für die besonderen Geschichten: In seiner persönlichen Saisonstatistik stehen bereits 15 Treffer. Nein, keine Gegentore. Denn wenn Jahn nicht zwischen den Pfosten des KOL-Teams steht, stürmt er für die zweite Mannschaft in der B-Liga: "Ich stelle mich da voll in den Dienst des Vereins. Ich bin eigentlich Torhüter, aber im Feld auch nicht schlecht. Und da dachten wir uns: Warum nicht mal die zweite Mannschaft zur Meisterschaft schießen?" Bis vor Kurzem sah es auch noch ganz danach aus, denn Robin Stein erhielt den Vorzug im Tor der ersten Mannschaft, Jahn konnte seiner Zweit-Lieblingsbeschäftigung nachgehen. Doch mit nun schon sechs Spielen in der Rückrunde, begründet durch eine Verletzung Steins, wird Jahn spätestens im Endspurt um den B-Liga-Titel nicht mehr helfen können. "Und dass, obwohl ich so gerne Torschützenkönig geworden wäre", schmunzelt Jahn. Den Meistertitel kann sich Bebra II ohnehin abschminken, da Rotenburg/Lispenhausen II schon neun Punkte weg ist, der Relegationsplatz ist aber noch möglich. Und in der Torjägerliste steht hinter Tim Hojenski (16 Treffer) von Mecklar/Meckbach/Reilos immerhin noch Platz zwei zu Buche. Wenn Jahn bei einem fremden Verein - wie einst in Kirchheim - vorstellig wird, dann stellt er sich übrigens als Torhüter vor. Die Kreisoberliga traut er sich als Stürmer nämlich nur bedingt zu. Im Tor schon, auch wenn er da schon einmal besondere Begegnungen mit den Unparteiischen hat - so wie am letzten Sonntag.