Frankfurt – Am vergangenen Wochenende war es sengend heiß, als der aufstrebende FC Gießen sein viertes Saisonspiel in der Regionalliga austrug. Zu Besuch kam der ehrgeizige Traditionsklub Stuttgarter Kickers, der nur knapp den Aufstieg in die 3. Liga verpasst hatte. Die Schwaben hoffen, diesen Erfolg im nächsten Frühjahr zu erreichen. Doch in Gießen, etwa 60 Kilometer nördlich von Frankfurt am Main, gab es nur ein Unentschieden zu holen. Nach intensiven 90 Minuten bei sommerlichen 30 Grad stand es 2:2.
Mit 42 Jahren spielt Michael Fink immer noch in Gießen
Die Gießener, die nach zwei Jahren in der Hessenliga wieder in die vierthöchste Spielklasse aufgestiegen sind, waren überglücklich. Ein entscheidender Faktor für den Punktgewinn war der 42-jährige Michael Fink, der mit einem immensen Erfahrungsschatz ausgestattet ist. Der gelernte Mittelfeldspieler, der nun als Libero die Mannschaft zusammenhält, hat eine beeindruckende Karriere hinter sich: Arminia Bielefeld, Besiktas, Borussia Mönchengladbach und drei Jahre bei Eintracht Frankfurt stehen in seinem Lebenslauf. Seit 2018 spielt der gebürtige Waiblinger für Gießen.
Fink und Trainer Daniyel Cimen, der selbst bei Eintracht ausgebildet wurde und zum Profi aufstieg, sind die zwei Gesichter des Klubs. Sie verstehen sich auch privat sehr gut. Fink ist spielender Co-Trainer, Cimen seit September 2017 Chefcoach. Auf Nachfrage von fussball.news schwärmte Cimen von seinem Kollegen und Freund: „Micha ist jedes Jahr ein Phänomen bei uns. Es hat einen unglaublichen Ehrgeiz für die Karriere, die er schon hatte. Das hat auch für mich als Trainer einen gewaltigen Mehrwert, wenn ich so einen Spieler in der Mannschaft habe.“
Trainer Cimen hatte selbst den SGE-Adler auf der Brust
Fink hat 137 Bundesliga-, 72 Zweitliga-, sechs Europa League - und vier Champions League -Spiele auf dem Buckel. Er hätte seine Fußballschuhe schon längst an den Nagel hängen können. Doch auch diesmal kämpfte er sich nach einer Verletzungspause zurück und unterstützt das junge Gießener Team. „Er haut auch mit seinen 42 Jahren weiterhin in jedem Training alles rein und hält sich körperlich so fit, dass er in der Liga mithalten kann. Deshalb sind wir auf und neben dem Platz unheimlich froh, dass wir ihn haben.“
In der Partie gegen die Kickers zeigte der Gegner einen gewissen Respekt vor dem prominentesten Gießener . Natürlich ist die Dynamik seiner früheren Tage nicht mehr vorhanden. Doch seine Teamkollegen vertrauen Fink beim Spielaufbau, er leitet seine Kollegen und gibt dem Team mit seinen präzisen Pässen Sicherheit. Der erfahrene Spieler erkennt gefährliche Situationen, bevor sie eskalieren. Cimen ist jedenfalls begeistert: „Seine Eigenmotivation ist vorbildlich. Dadurch haben die anderen Jungs ein großes Vorbild in der eigenen Mannschaft.“ In Gießen hoffen sie, dass die beiden ehemaligen Adler dazu beitragen können, die Klasse zu halten. Der Start mit sechs Punkten aus vier Spielen ist jedenfalls gelungen. Und die Stuttgarter werden nicht die letzten sein, die an Finks Routine verzweifeln.