Der Frankfurter Trainer Dino Toppmöller hat ja zuletzt kein Hehl daraus gemacht, dass er es erstaunlich findet, wie stark Robin Koch immer auf die Zähne beißen kann. Der Mann, 28 Jahre alt, ist nicht klein zu kriegen, von Gegenspielern selten, allenfalls von Verletzungen, aber auch da geht der Innenverteidiger häufig über die Schmerzgrenze hinaus. Toppmöller fand es bemerkenswert, dass der rustikale Stopper auch die Partie gegen den FC Bayern durchgestanden hat, bis zum Ende. Dann freilich sank der Eisenharte erschöpft zu Boden, in der letzten Aktion dieses rassigen Spiels hatte sich Koch noch einmal reingeworfen, danach ging nichts mehr, die Hüfte schmerzte. Aber der überraschende Punktgewinn versüßte vieles.
Das ist jetzt auch wieder zehn Tage her. Robin Koch hat diese Zeit genutzt, seine Blessur zu kurieren, er hat eine Auszeit bekommen, die ihm zu nehmen sicher nicht leicht gefallen war. Denn er musste jetzt die beiden Länderspiele der deutsche Nationalmannschaft in der Nations League gegen Bosnien-Herzegowina und die Niederlande absagen, schwer ist ihm das gefallen, denn das Auswahl-Team ist für Koch eine Herzensangelegenheit. Zuletzt war er im September bei den Spielen gegen Ungarn dabei, da durfte er 20 Minuten mitspielen, in Amsterdam gegen die Niederlande saß er auf der Bank, aber er war wieder dabei. Und mit einer tragenderen Rolle als bei der Heim-EM, als er der einzige Feldspieler der DFB-Auswahl war, der im Verlaufe des Turniers keine einzige Sekunde hatte spielen dürfen. Er fand das nicht besonders prickelnd, hat es aber, ganz Profi, klaglos akzeptiert. Er kannte ja seine Rolle bei der EM, er war Innenverteidiger Nummer fünf - und im Grunde froh, überhaupt dabei gewesen zu sein.
Dahoud: „Da geht mehr“
Nun ist Robin Koch zurück. Am Dienstag nahm er erstmals wieder am Training von Eintracht Frankfurt teil - nach einem sehr langen freien Wochenende. Zwar absolvierte er nur Teile des Pensums, das Spiel auf drei Tore mit vielen Zweikämpfen auf engem Raum musste er sich noch nicht zumuten. Aber alle gegen fest davon aus, dass Robin Koch an diesem Samstag zum Spitzenspiel beim Deutschen Meister Bayer Leverkusen seinen Mann in der zuletzt so hoch gelobten zentralen Verteidigung stehen wird.
Und das ist angesichts der Offensivkraft des Bayer-Ensembles auch dringend geboten. Leverkusen, sagt etwa Kochs Mannschaftskollege Mo Dahoud, habe „das gleiche Niveau wie die Bayern“, das werde „kein leichtes Spiel, aber machbar“. Natürlich reise man unters Bayer-Kreuz, um zu gewinnen, findet Dahoud. „Wir wollen etwas Besonderes erreichen in dieser Saison, da geht noch mehr. Wir wollen irgendetwas in der Hand halten“.
Koch geht voran
Dass auf die Vier aus der abwehrenden Abteilung der Hessen am Samstag mal wieder Schwerstarbeit wartet, darf befürchtet werden, das aber ist ihre Kernkompetenz. Ohnehin ist - neben dem stürmenden Traumduo Omar Marmoush/Hugo Ekitiké - ja die Frankfurter Hintermannschaft Verlass, aus dem Spiel heraus ist sie nur schwerlich zu überwinden. Neben Koch ist das der erstaunlich stabile und erstaunlich lang so stabile Tuta, dazu die Routiniers Arthur Theate, der mit der belgischen Nationalmannschaft am Montagabend allerdings zwei Tore des ehemaligen Eintrachtlers Randal Kolo Muani bei der 1:2-Niederlage Belgiens nicht verhindern konnte. Und Rasmus Kristensen, der gestern Abend mit Dänemark in der Nations League noch gegen die Schweiz im Einsatz war.
Und am Samstag wird Robin Koch, der in sechs Ligaspielen nur einmal Gelb gesehen hat, die Spielführerbinde an den eigentlichen Kapitän weiterreichen. Kevin Trapp wird im Tor stehen, Koch hatte ihn während seiner Auszeit vertreten, auch das angesichts seines hohen Stellenwertes in der Kabine logisch. „Das Wichtigste ist, dass man auf dem Platz Leistung zeigt, vorangeht und möglichst viele Kollegen mitnimmt“, hat Koch sein Selbstverständnis formuliert. Und das tut er, bis zur Schmerzgrenze.