Irgendwann reißt jede Serie, und die von Eintracht Frankfurt überlebte den Donnerstagabend nicht. In der Europa League waren die Hessen als Rekordhalter in 18 Partien ohne Niederlage geblieben, nun setzte es die erste Schlappe in diesem Wettbewerb seit August 2020 (0:1 in Basel). Im Kampf um das Achtelfinal-Ticket in der Europa League mussten die Frankfurter einen Rückschlag hinnehmen. Im Auswärtsspiel bei Olympique Lyon unterlagen sie mit 2:3 (1:1)..
Es war eine insgesamt verdiente Pleite gegen eine gute französische Mannschaft, auch wenn sich die Eintracht nach dem 1:3 noch mal aufgelehnt hatte und verkürzen konnte. Doch am Ende sanken die Männer in den orangefarbenen Jerseys geschlagen zu Boden. Die Hessen haben damit keines ihrer drei letzten Spiele gewinnen können, zwei davon sogar verloren. Es ist die bisher komplizierteste Phase in dieser Saison.
Für die erste Überraschung sorgte Dino Toppmöller bereits vor dem Anpfiff. Nicht etwa deshalb, weil er dieses Mal nur dezent rotierte und lediglich zwei Änderungen vornahm, sondern weil es ein personeller Wechsel in sich hatte. Denn der Cheftrainer entschied sich dafür, Überflieger Omar Marmoush nicht für die Startelf zu nominieren. Zwar hatte Toppmöller bereits nach der letzten Bundesligapartie gegen den FC Augsburg (2:2) eingeräumt, dass man aufgrund der enormen Belastung überlege, dem 25 Jahre alten Topstürmer mal eine schöpferische Pause zu gönnen, „um ihn nicht zu verheizen“. Doch eigentlich war niemand davon ausgegangen, dass der Ägypter im wichtigen Europa-League-Spiel in Frankreich tatsächlich zunächst auf der Bank sitzen würde. Für ihn rückte Fares Chaibi in die Sturmspitze – eine Maßnahme, die sich nicht auszahlen sollte. Chaibi enttäuschte erneut auf ganzer Linie.
Marmoush kommt und trifft
Die Partie fing für die Eintracht gar nicht mal so schlecht an, nach gerade einmal sechs Minuten startete Stürmer Hugo Ekitiké in seinem Heimatland durch, aus abseitsverdächtiger Position, doch sein Abschluss war viel zu schwach; womöglich hat er sich selbst in der verbotenen Zone gewähnt, anders ist diese zögerliche Aktion kaum zu erklären.
Und es ging munter weiter, dieses Mal aber in die andere Richtung, nach einem fahrlässigen Fehlpass von Tuta zog Ex-Bayern-Profi Tolisso ab, doch der Ball klatschte vom Außenpfosten ins Aus. Es war ein erster Warnschuss von OL, das aber erst einmal einen Dämpfer hinnehmen musste. Denn die Gäste kombinierten sich dann nach knapp 20 Minuten gefällig nach vorne, einen Steilpass von Mario Götze nahm Ekitiké auf, servierte den Ball gekonnt in die Mitte, wo Ansgar Knauff volley vollstreckte. Ein wunderbarer Treffer.
Doch die Führung beflügelte die Hessen nicht so wirklich, ganz im Gegenteil. Sie zogen sich immer weiter zurück, überließen den Platzherren ihr Terrain. Das war vielleicht nicht die beste Idee. Man kann es aber auch rumdrehen und anerkennen: Olympique zog ein herausragend gutes Kombinationsspiel auf. Die Eintracht kam nie in die Zweikämpfe, war immer mindestens einen Schritt zu spät. Sie gewann auch keine zweiten Bälle, um die Dominanz und die Angriffswellen mal zu brechen. Selbst rund um den eigenen Strafraum war die Passivität ihrer steter Begleiter.
Leicht hatten es die Frankfurter aber auch nicht, denn die Franzosen boten gerade über ihre spielstarken und flinken Offensivspieler Rayan Cherki, Alexandre Lacazette, Ernest Nuamah und Malick Fofana ein echtes Spektakel in der vordersten Linie. Da muss man sich schon fragen, weshalb diese hochtalentierte Mannschaft in der Ligue 1 nur auf Platz fünf rangiert. Gerade die beiden Außenverteidiger Nnamdi Collins und Niels Nkounkou wurden phasenweise schwindlig gespielt, erschwerend kam hinzu, dass sich Nkounkou wieder selbst aus dem Spiel nahm durch eine frühe Gelbe Karte. Nach einem weiteren grenzwertigen Einsteigen konnte er froh sein, den Pausenpfiff auf dem Feld erlebt zu haben.
Im zweiten Abschnitt blieb er in der Kabine. Da stand es noch 1:1, Cherki hatte ausgeglichen (27.). Damit war die Eintracht gut bedient, sie hätte sich nicht beschweren können, hätte sie nach 45 Minuten deutlicher im Rückstand gelegen, die Torschussbilanz: 12:2 für die Gastgeber.
Doch wer dachte, die Frankfurter würden sich sammeln in der Halbzeit, sah sich getäuscht. OL machte einfach da weiter, wo es zuvor aufgehört hatte. Und die Lyoner belohnten sich schnell, was sie aber eher ihrem Gegner zu verdanken hatten: Denn Arthur Theate vertändelte den Ball sträflich, ruckzuck ging es für die Franzosen nach vorne und Fofana schloss zum 2:1 ab (50.). Nicht mal fünf Minuten später sorgte Nuamah für die Vorentscheidung.
Die Eintracht steckte nicht auf, sie brachte Marmoush ins Spiel, und der machte prompt den Anschlusstreffer zum 2:3 (85.). Doch mehr war für die Eintracht an diesem Donnerstag nicht drin. Am Sonntag nun geht es nach Leipzig, dorthin, wo die kleine Misserfolgsserie vor gar nicht so langer Zeit begann.