Wichtige Elfmeter? Noch nie verschossen!

Rützels Coolness letztlich das große Plus

09.06.2016

Das war schon eine nervenaufreibende Aufstiegsrunde zur Gruppenliga. Drei enge Spiele, drei verschiedene Sieger und am Ende einen - im doppeldeutigen Sinne - glücklichen Gewinner. Auch weil ein Akteur in ganz wichtigen Augenblicken den Durchblick behielt: Heiko Rützel verwandelte in beiden Spielen seiner Kerzeller wichtige Elfmeter beim Stande von 0:0.

"Wichtige Elfmeter habe ich noch nie verschossen, bei mir bleibt der Kackstift immer drinnen", sagte der scheidende Spielertrainer schmunzelnd, nachdem er auch Fabian Lepper verladen hatte: "Ich wusste, dass er in die andere Ecke springt." Auch wenn dem nicht so gewesen wäre, der Aulataler Keeper wäre beim platzierten Schuss ohne Chance geblieben. Rützel wurde da gerade wieder ein wenig lockerer und spielte sich am Dieter-Hoeneß-Gedächtnisturban herum. Georg Muratidi erwischte ihn kurz vor Schluss mit den Stollen im Gesicht und konnte froh sein, nur Gelb-Rot gesehen zu haben. Rützel musste sich anschließend im Fuldaer Klinikum versorgen lassen und wurde am und ums Ohr mit über einem Dutzend Stiche genäht. Warum Muratidis Mitspieler André Honstein selbst die dafür ausgesprochene Verwarnung als des Guten zu viel befand und ein paar unflätige Wörter und Zeichen in Richtung Schiedsrichter Boris Borschel (SG Pfaffenbachthal) losließ, weiß nur er selbst. Die "Bestechungsvorwürfe" nahm Borschel jedenfalls nicht hin und schickte auch ihn unter die Dusche - glatt Rot! Beides spielte sich in der regulär letzten Minute ab, schon zwei Zeigerumdrehungen zuvor musste Paul Kozik gehen. Ebenfalls recht unnötig, weil er sich nach klarem Foulspiel auch noch zu einer kleinen Meckerei hinreißen ließ. So spielten am Ende nur noch acht gegen zehn, weil Rützel auch nicht mehr mitwirken konnte. Aulatal hatte spätestens da Borschel als Feinbild ausgemacht. Richtig sauer waren die Gastgeber allerdings schon früher - und zwar beim Elfmeterpfiff, der zum 0:1 führte (64.). Lepper kam etwas ungestüm aus seinem Kasten und stieß Dominik Günther um, die Szene lief weiter und Nico Bensing schoss einem Aulataler an die Hand. Der Pfiff von Borschel ertönte irgendwann zwischendurch. Leppers Vergehen war schon leicht über der Grenze, das Handspiel hätte aber ohnehin zwingend Elfmeter und dann sogar Rot nach sich ziehen müssen. So gesehen musste Aulatal hier sogar nur das etwas kleinere Übel hinnehmen.

Chancenverwertung das Manko von Aulatal und Müs

Hadern musste die Pflanz-Elf auch vielmehr mit Fehlschütze Bogdan Corocaju. Hätte der Mittelstürmer etwas mehr Gefühl walten lassen, Aulatal wäre nun Gruppenligist - und nicht Kerzell, denn die Szene, als er den Ball aus vielleicht zwei Metern Torentfernung in Kirchheims Nachthimmel blies, trug sich direkt vor dem Schlusspfiff zu und hätte den notwendigen 3:1-Siegtreffer bedeutet. Letztlich besaß Aulatal über die gesamte Strecke der drei Aufstiegsspiele gesehen die meisten "Hundertprozenter" und verwertete davon genau einen zu wenig. Gerade die 1:2-Pleite in Müs war vermeidbar und wird im Gedächtnis bleiben. Müs hingegen muss im Nachgang mit dem ersten Spiel hadern. Die Chancenauswertung passte in Kerzell vor der Pause nicht, eine deutlich bessere Ausgangslage wurde leichtfertig verschenkt, gerade unter dem Gesichtspunkt, dass in Timo Hasenauer 40 Minuten lang ein Feldspieler im Kerzeller Tor stand. Das ganz späte Kontertor durch Kerzells Hysen Haxhiu hatte letztlich dann sogar noch gehörigen Einfluss auf den Ausgang der Runde. "Da haben wir den Grundstein gelegt", ist sich Rützel sicher und freut sich nun "auf zwei geile Spiele mit Eichenzell gegen Kerzell". Interessant: Heiko Rützel musste nachher erst einmal fragen, wie denn Bronnzell gespielt habe. Während der eigenen Partie hatte er wohl als einziger im weiten Kirchheimer Rund keine Kenntnis von der 0:5-Klatsche erhalten und stellte fest: "Da haben wir ja genau das Ergebnis gebraucht." Markus Pflanz hingegen wusste Bescheid und machte auch gleich deutlich, dass man sich jetzt ganz sicher nicht an den Strohhalm Schwalmstadt klammere. Ein paar Oberaulaer und Kirchheimer werden die paar Kilometer Richtung Ziegenhain am Samstag aber unter Garantie auf sich nehmen und auf ein Fußballwunder hoffen. Drei Tore Vorsprung benötigt der FCS gegen Ederbergland, um dafür zu sorgen, dass Bronnzell und Aulatal auch noch aufsteigen können.

Die drei Spiele plus Tabelle:

[link url=http://torgranate.de/artikel/mues-vergisst-aushilfskeeper-hasenauer-zu-fordern/ text=Kerzell - Müs 2:0] [link url=http://torgranate.de/artikel/aulatal-verliert-und-hat-doch-gute-chancen/ text=Müs - Aulatal 2:1] [link url=http://torgranate.de/artikel/corocajus-fehlschuss-besiegelt-helvetias-aufstieg/ text=Aulatal - Kerzell 2:1] Tabelle: 1. Kerzell 2 / 3:2 / 3 2. Aulatal 2 / 3:3 / 3 3. Müs 2 / 2:3 / 3