Frankfurt - Die Begegnung zwischen Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt in der aktuellen Bundesliga-Saison war geprägt von einer der kontroversesten Szenen. In der Nachspielzeit traf ein Befreiungsschlag von Bayer-Torwart Lukas Hradecky Jonathan Tah im Rücken. Daraufhin entstand eine Bogenlampe, die Eintracht-Stürmer Hugo Ekitiké nutzte, um frei auf das leere Tor zuzulaufen. Doch kurz nach dem Absprung wurde er bei seinem Kopfballversuch von Tah zu Boden gestoßen. All dies ereignete sich bei einem Spielstand von 1:2 aus Frankfurter Sicht.
War der ausbleibende Elfmeterpfiff gerechtfertigt?
Schiedsrichter Dr. Felix Brych entschied sich gegen einen Elfmeter und überprüfte die Szene nicht erneut auf dem Bildschirm . Der fehlende Eingriff des VAR sorgte für Unmut bei Eintracht Frankfurt. Schiedsrichterboss Knut Kircher reflektierte die Situation im kicker und gab einen Einblick in die anschließende Analyse: „Wir hatten direkt danach einen Stützpunkt am DFB-Campus mit allen 24 Schiedsrichtern, und wollten sehen: wie einheitlich sind wir selbst bei der Bewertung dieser Szene und dem Austausch der Argumente? Das Gleiche haben wir danach bei der Tagung des Bundes Deutscher Fußballlehrer gemacht, bei der wir oft in den Austausch gehen.“
Kircher, ein ehemaliger Schiedsrichter, führte aus: „In meiner Kleingruppe waren Vincent Kompany , Ralph Hasenhüttl und Alexander Blessin, Felix Brych und Felix Zwayer waren auch da.“ Er zog einen Vergleich zu einer ähnlichen Situation: „Kurz zuvor haben die Bayern in der Champions League ein Gegentor in Barcelona bekommen, wo vorher der Verteidiger Kim auch in der Luft gestoßen wurde, als er köpfen wollte.“
Kircher kam zu dem Schluss: „Wäre besser gewesen, einen Strafstoß zu geben“
Der 55-Jährige zog sein Fazit: „Letztendlich sind wir alle gemeinsam zur Erkenntnis gekommen: Am Boden muss ich mich im Zweikampf auf kleinere Stöße einstellen und dagegenhalten. Aber in der Luft habe ich kaum noch eine Chance, Einfluss zu nehmen. Also wäre es besser gewesen, in der Szene bei Leverkusen gegen Frankfurt einen Strafstoß zu geben. Mir geht’s immer darum, sich im Prozess für die Zukunft zu verbessern.“ Seine ursprüngliche Meinung, die er im Doppelpass von Sport 1 äußerte, war jedoch eine andere: „Für mich ist das ein Anlegen des Armes und kein Stoßen von Tah.“ Doch diese Ansicht hat er mittlerweile revidiert.
Nach dem Spiel waren die Emotionen hochgekocht . Sky-Experte Dietmar Hamann kritisierte, dass Eintracht Frankfurt „übel mitgespielt“ worden sei. Trainer Dino Toppmöller zeigte sich „sprachlos“. Bayer-Boss Simon Rolfes hingegen sah keinen Grund für einen Elfmeter: „Man darf ja Menschen berühren. Das Spiel ist ja nicht kontaktlos, es fallen am Ende beide hin.“ Brych selbst äußerte sich nicht zur strittigen Szene, sondern sprach in der Süddeutschen Zeitung mehr über seinen körperlichen Zustand nach einer langen Verletzungspause . Kircher hingegen gab - wenn auch verspätet, aber lobenswerterweise ehrlich - die Richtung vor.