Provokationen drohten zu eskalieren

03. Januar 2023, 08:00 Uhr

Fanlager der SG Barockstadt und des SC Borussia Fulda drohten laut Polizeihinweisen beim Reinhold-Völker-Turnier aufeinanderzutreffen. Fotos: Charlie Rolff

So etwas gab es in Hessen noch nie. Ein Amateurturnier muss eine Woche vor dem geplanten Start abgesagt werden – aus Sicherheitsgründen. Dem FV Horas entsteht ein erheblicher finanzieller Schaden.

„Gewaltbereite und rivalisierende Fußballfans“ hätten sich für das eigentlich von Donnerstag bis Samstag stattfindende Reinhold-Völker-Gedächtnisturnier in Fulda angekündigt . Nicht zuletzt durch den Blick in die Kommentarspalte in den sozialen Medien wurde deutlich, vor welchen Fans die Polizei den Veranstalter gewarnt hatte: Es wurde ein gewaltsames Aufeinandertreffen zwischen Anhängern von Borussia Fulda und der SG Barockstadt befürchtet. Hintergrund: Seit 2018, als sich der TSV Lehnerz durch die Kooperation mit Borussia Fulda zur SG Barockstadt Fulda-Lehnerz umbenannte, lehnen einige SCB-Anhänger das neue osthessische Zugpferd ab. Viele unterstützen den weiter eigenständig spielenden SC Borussia Fulda in der A-Liga.

Provokationen zwischen Fans von Barockstadt und Borussia Fulda drohten zu eskalieren

Abgesehen von einigen kleineren Provokationen blieb es zwischen beiden Parteien bislang aber augenscheinlich friedlich. Beim Horaser Hallenturnier wäre dieses Verhältnis auf die Probe gestellt worden, nicht zuletzt, weil Barockstadt II auf Borussia getroffen wäre. Schon vor einigen Wochen sickerten bei der Polizei Hinweise durch, dass das Hallenturnier von Randalen begleitet werden könnte. Erstes Glied in dieser Kette ist die Landesinformationsstelle Sport des Innenministeriums, das Hinweise sammelt und diese an die Polizeidienststellen weiterleiten. „Wir stehen in regelmäßigem Austausch mit den Vereinen und der Ordnungsbehörde. Wenn wir Erkenntnisse erlangen, tragen wir denen Rechenschaft“, sagt Patrick Bug, stellvertretender Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Osthessen. Die Horaser Verantwortlichen wurden über diese Bedenken wenige Tage vor Weihnachten informiert.

Im Austausch mit den Behörden wurden dem Verein Alternativen aufgezeigt, das Turnier trotz der Sicherheitsbedenken ordnungsgemäß stattfinden lassen zu können. „Es war zu kurzfristig, um zu reagieren. Auch die Behörden sagten, dass sie sich da mehr Zeit wünschen würden“, erläutert Winfried Mehler, der im Vorstand des FV Horas aktiv ist und das Reinhold-Völker-Turnier organisiert. Mit Beginn dieser Woche hätte die Halle hergerichtet werden sollen, die Tore aufgestellt und Kabinenbelegung geregelt werden.

Vereine, die am Turnier teilgenommen hätten, äußerten ihr Bedauern an der Absage. Für Mehler und den FVH ist der Schaden weitaus höher. Die größte Einnahmequelle im Winter bleibt dem Verein im dritten Jahr in Folge aus, rund 2500 Euro Gewinn erzielt Horas durchschnittlich mit dem Turnier. Diesmal wäre der Gewinn niedriger ausgefallen, denn ein ordentliches Sicherheitskonzept hätte den Verein 1800 Euro gekostet. Eine Rechnung, die Mehler wohl in Kauf genommen hätte, wäre ihm mehr Zeit geblieben. Doch in der Kürze der Handlungszeit war dem Verein die Gefahr zu hoch, dass etwas Ernsthaftes passieren könnte.

Reaktion der SG Barockstadt Sebastian Möller, Manager der SG Barockstadt, bedauert die Absage des Reinhold-Völker-Turniers: „Als wir über die Sicherheitsbedenken informiert wurden, haben wir sofort angeboten, unsere Mannschaften von dem Turnier abzumelden. Auch, um unsere Spieler und Fans vor einer möglichen Gefährdung zu schützen.“ Die Bedenken der Behörden nehmen Möller und die SG Barockstadt ernst: „Wir müssen bei so etwas immer auf die Informationen der Sicherheitsbehörden vertrauen und entsprechend handeln“, betont der Manager. Reaktion von Borussia Fulda: Die Verantwortlichen des SC Borussia Fulda zeigten sich in der vergangenen Woche über die Absage des Horaser Hallenturniers überrascht. „Weder die Polizei noch der FV Horas haben im Vorfeld mit uns gesprochen. Wir wurden auch nie gebeten, unsere Mannschaft zurückzuziehen“, erklärt die Zweite Vorsitzende Katrin Heitz. Dass die Fanszene der Borussia öffentlich mit der Absage in Verbindung gebracht wurde, überrascht Heitz nicht. Mit einigen Anhängern suchte sie den Kontakt. „Sie waren erstaunt und haben erzählt, nichts davon mitbekommen zu haben“, sagt Heitz, die berichtet, dass es in der Vergangenheit zu kleineren Provokationen zwischen SCB- und SGB-Anhängern gekommen sei. Zum Beispiel schauten Barockstadt-Anhänger bei einem Auswärtsspiel der Borussen vorbei. Zu Auseinandersetzungen sei es aber nicht gekommen.