Als Lütter um die Ankunft von Uwe Seeler bangt

26. Januar 2023, 08:00 Uhr

Die Uwe-Seeler-Traditionself (blaue Trikots) hinterließ in Lütter Eindruck. Helmut Haller (zweiter von rechts), Günter Netzer (links daneben) und Uwe Seeler (Sechster von rechts) waren nur drei der Stars. © privat

Der 6. Juli 1979 war ein Feiertag für die TSG Lütter: Etliche Weltstars gastierten mit der Uwe-Seeler-Traditionself am Sauerbrunnen. 7:3 (4:1) endete das Spiel vor einer traumhaften Kulisse.

Das Spiel fand anlässlich der Einweihung des neuen Sporthauses in Lütter statt. Das bekam den Namen „Uwe-Seeler-Vereinsheim“. Was lag da also näher, als den Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft mit seinem Team zu einem Freundschaftsspiel einzuladen? Das Spiel war für heutige Verhältnisse fast ein Schnäppchen. 16.000 Mark kostete das Gastspiel der Auswahl insgesamt. Bei 3200 Zuschauern mit jeweils 7,50 Mark Eintritt ist leicht auszurechnen, dass sich der Tag für die TSG Lütter gelohnt hatte.

Uwe Seeler, Günter Netzer und Lothar Emmerich in Lütter

Bevor es damals losgehen konnte, mussten Verein und Zuschauer aber zunächst bibbern. „Uwe Seeler steckt zwischen Würzburg und Frankfurt in einem 50 Kilometer langen Stau“, gab Lütters Vorsitzender und Macher Rainer Gutberlet über die Lautsprecher bekannt. Weil auch andere Spieler wegen des Verkehrs nicht pünktlich sein konnten, ging das Spiel eine Stunde später als geplant los.

Mit elf Mann war die Traditionsmannschaft angereist. Darunter mit Jürgen Haller der damals erst 17-jährige Sohn von Helmut Haller, der ebenfalls am Feld stand. Jürgen spielte zu dieser Zeit beim FC Augsburg, später unter anderem bei Blau-Weiß 90 Berlin in der Bundesliga. Nach dem 4:1 zur Pause dauerte es zunächst länger, ehe alle elf Spieler der Traditionself wieder aus der Kabine zur zweiten Hälfte auf den Platz kamen. Es wurde gemunkelt, dass in der Halbzeit die Kuverts mit den Spieler-Gagen verteilt wurden und der ein oder andere mit dem Inhalt nicht ganz zufrieden war.

Ohnehin schlug zunächst die Stunde von Paul Fladung. Zur Pause eingewechselt, machte der Spieler der TSG Lütter schnell zwei Tore. „Ich weiß noch, dass das erste ein Kopfball war und der zweite Treffer ein Distanzschuss. Da hatten wir eine richtig gute Phase und haben noch einmal die Latte getroffen. Das wäre das 4:4 gewesen. So aber fiel dann das 3:5 und das Spiel nahm seinen Lauf“, erinnert sich Fladung.

Günter Netzer und Uwe Seeler froh über Spiel in Lütter

Günter Netzer, zu dieser Zeit Manager des Hamburger SV, war nachher froh, „dass der Gegner erfreulich fair gespielt hat. Mir persönlich hat es wahnsinnig Spaß gemacht, mal wieder selbst Fußball zu spielen.“ Netzer traf im Spiel per Foulelfmeter. Und Uwe Seeler freute sich: „Uns Alten sind noch ein paar Kabinettstückchen gelungen. Ich glaube, dass wir die Zuschauer zufriedengestellt haben.“

Franz Wiegand in seiner Funktion als Trainer der Auswahl sah „ein schönes Spiel, in dem wir aber nach meinem Geschmack zwei Tore zu viel kassiert haben. Die Uwe-Seeler-Elf hat die Tore teilweise sehr schön herausgespielt.“ Die Traditionself schlief indes geschlossen im „Schwarzen Roß“ in Lütter. Für Helmut Haller und Lothar Emmerich ging es nach dem Ausschlafen am nächsten Morgen direkt an den Frankfurter Flughafen und von dort aus nach New York. Dort betreute man für als Trainer eine Gruppe Jugendlicher der dort ansässigen Fußballschule von Pele.

Fladung erinnert sich: „Auch die Auswahlspieler saßen dann im Schwarzen Roß und haben gefeiert. Da wurden etliche Bierchen gemeinsam gezischt. Die Stars haben sich nicht lumpen lassen.“ Nette Anekdote: Drei Spieler der Uwe-Seeler-Traditionself machten sich am späten Abend auf und wollten in Fulda noch etwas erleben. Es zog sie in die „Lenz-Bar“. Dort kamen sie aber wegen „unpassender Garderobe“ nicht hinein. Und so landete das Trio letztlich im „Oberbayern.“

Da wurden etliche Bierchen gemeinsam gezischt. Die Stars haben sich nicht lumpen lassen. Paul Fladung.

Auswahl (1. Halbzeit): Peter Kreß (SV Flieden); Karl Baier (TSV Weyhers), Werner Fuchs (SG Rönshausen), Kurt Leipold Alfred Brehl, Willi Hilfenhaus, Michael Schütz, Robert Birkenbach, Wolfgang Bolz, Wolfgang Greif, Reinhold Reith (alle TSG Lütter), Dietmar Walter (SG Hattenhof), Thomas Barth (TSV Schmalnau), Alfons Schäfer (TSV Rothemann). Auswahl (2. Halbzeit): Hans-Dieter Baier; Rudi Jung, Paul Fladung, Gerhard Will, Manfred Greif, Rreinhard Schleicher (alle TSG Lütter), Siggi Möller (FC Eichenzell), Werner „Berti“ Müller (SV Flieden), Alfred Heil (SG Büchenberg), Albrecht Ruppel (SG Kerzell), Hermann Odenwald (SV Welkers). Uwe-Seeler-Traditionself: Wolfgang Fahrian; Horst-Dieter Höttges, Jürgen Haller, Jürgen „Atze“ Friedrich, Willi Schulz, Horst Eckel, Helmut Haller, Reinhold Wosab, Lothar Emmerich, Günter Netzer, Uwe Seeler. Schiedsrichter: Winkler (Großenlüder). Zuschauer: 3200. Tore: 0:1 Uwe Seeler (18.), 1:1 Thomas Barth (24.), 1:2 Lothar Emmerich (32.), 1:3 Reinhold Wosab (36.), 1:4 Lothar Emmerich (45.+1), 2:4 Paul Fladung (48.), 3:4 Paul Fladung (52.), 3:5 Reinhold Wosab (61.), 3:6 Günter Netzer (67., Foulelfmeter), 3:7 Lothar Emmerich (72.).

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