Das Märchen der 1980er-Jahre

02. März 2023, 11:47 Uhr

Unvergessen: 1986 besiegte der FSV Schwarzbach auf dem heimischen B-Feld den großen Favoriten Borussia Fulda. Hier pariert Torwart Hans-Jürgen „Hansi“ Sandner einen Elfmeter von Klaus Hofmann. © privat

Oftmals wird beim FSV Schwarzbach über die Erfolge der Frauen gesprochen, die es 1994 und 1996 zweimal in die Bundesliga schafften. Doch auch die Männer des FSVhatten eine echte Glanzzeit.

Es war eine goldene Generation, die Schwarzbach zu Beginn der 1980er-Jahre über die Grenzen des Bezirks hinaus zu einem Begriff machte. 1980 dank des Top-Torschützen Thomas Herbert unter Walter Pappert in die Gruppenliga (damals Bezirksliga) aufgestiegen, folgte drei Jahre später in jener Gruppenliga der größte Coup der männlichen Vereinsgeschichte. Nach einer packenden Saison holte sich Schwarzbach die Meisterschaft und stieg in die damals viertklassige Verbandsliga Nord (damals Landesliga Nord) auf – „nach einer Saison, die alles andere als gut begann“, erinnern sich Hans-Jürgen Sandner und HaraldSchäfer heute gemeinsam.

Der Saisonstart ging komplett in die Hose. Nach 3:9-Punkten und sechs Spielen ohne Sieg musste Trainer Wilfried Klüber seinen Hut nehmen. Für ihn kehrte Thomas Herbert früh in der Saison vonHessenligist Hessen Hersfeld zurück.Dorthin war er frisch gewechselt, riss sich aber in der Vorbereitung die Kreuzbänder. Mit nur 25 Jahren war er damals schon einer der jüngsten Trainer überhaupt. Und mit Herbert kam die Wende: Unter seiner Regie starteten die Schwarzbacher durch und vor dem letzten Spieltag war der Club punktgleich mit dem FV Steinau.

FSV Schwarzbach: Das Märchen der 1980er-Jahre

Schwarzbach gewann sein letztes Saisonspiel nach Toren von Dieter Baier und Günter Herbert 2:0 auf dem Ascheplatz der SG Ulmbach. Nun war die Frage, was Steinau zeitgleich im Heimspiel gegen Schmalnau machte. „Handys gab es zu dieser Zeit nicht, also sind permanent Leute mit dem Auto oder Motorrad von Steinau nach Ulmbach und zurück gefahren, haben die Zwischenstände übermittelt“, sagt Sandner schmunzelnd. Letztlich unterlag Steinau Schmalnau mit 1:2 und Schwarzbach war fortan Viertligist. All das glückte mit einer Mannschaft, die mit Ausnahme des Mackenzellers Hans-Joachim Trapp nur aus Schwarzbachern bestand. Kurios: Torwart Peter Ortmann war mit neun verwandelten Elfmetern einer der treffsichersten Akteure.

Das erste Verbandsligaspiel fand dann am 15. August 1983 gegen Borussia Fulda statt. Die Borussia war gerade aus der Hessenliga abgestiegen und Topfavorit auf den Titel, den sie am Ende auch holen sollte. Mit 1:5 verloren die Schwarzbacher nach Toren von Thomas Reith (2), Michael Glißner (2) und Klaus Keßler. 1500 Zuschauer waren nach Schwarzbach gepilgert und die sahen zumindest das erste Verbandsligator durch Detlef Pabst zum zwischenzeitlichen 1:4. Am Ende der Runde rettete Schwarzbach das Glück, denn nachdem der FSV das Entscheidungsspiel gegen den TSV Wabern mit 0:1 verloren hatte, kam die Rettung durch die Ergebnisse von „oben“ und den verminderten Abstieg.

Borussia Fulda unterlag beim FSV Schwarzbach

Auch 1984/1985 war es eng. Diesmal sicherte sich das Team auch dank Dieter Baier den Klassenerhalt. 26 Treffer hatte Baier in den ersten beiden Jahren Verbandsliga erzielt. Neu war der Coach. Jürgen Krawczyk war als Spieler vom VfB Schrecksbach gekommen und trat in der Rhön seine erste Trainerstation an. Rang 14 bedeutete die direkte Rettung ohne Nachsitzen und Bangen.

Das wurde 1985/1986 schon wieder anders. Das dritte Verbandsligajahr wurde gezittert bis in die Extraschicht. Borussia Fulda war wieder abgestiegen und zum zweiten Mal zu Gast in der Rhön. Diesmal schaffte Schwarzbach erstmals den Coup. 4:2 wurde Fulda bezwungen. Die Torfolge: 1:0 Dieter Baier (18.), 2:0 Wolfgang Lambrecht (30., Foulelfmeter), 2:1 Thomas Hack (34.), 2:2 Manfred Storch (54.), 3:2 Joachim Knothe (56.), 4:2 Hans Vilmar (90.). Fuldas Zymelka schoss zudem einen Elfmeter an den Pfosten. Dieser Sieg bleibt unvergessen, aber dennoch rettete sich der FSV erst spät und nur, weil es der RSV Margretenhaun am letzten Spieltag beim 2:3 gegen Melsungen versäumt hatte, selbst den rettenden Punkt zu holen. So kam es im Fuldaer Stadion zum Entscheidungsspiel zwischen Schwarzbach und Margretenhaun. Ein Eigentor von Bernhard Brähler sowie die Treffer vom Reiner Knothe und Hans Vilmar sicherten dem FSV den 3:2-Sieg und so erneut den Ligaverbleib.

Vier Jahre Verbandsliga, ehe es wieder Richtung B-Liga ging

1986/1987 erlebten die Rhöner die letzte Verbandsligasaison. Diese begann stark. Nach einem Sieg beim SC Neukirchen (1:0) folgte das dritte und bis heute letzte Derby gegen Borussia Fulda. Weil am A-Platz die Drainage erneuert wurde, schauten die mehr als 1000 Zuschauer am B-Feld zu. Wieder schlug Schwarzbach die Borussen. Diesmal nach Toren von Wolfgang Lambrecht und Hans Vilmar mit 2:1. Keeper Hansi Sandner hielt einen Elfmeter von Klaus Hofmann. „Damit waren wir zum einzigen Mal Tabellenführer der Verbandsliga. Zwar nur für zwölf Stunden, weil am Sonntag andere vorbeigezogen waren, aber wir haben das gefeiert“, frohlocken Sandner und Schäfer. Am nächsten Tag ging es mit der gesamten Mannschaft auf Abschiedstour mit der Rhönbahn von Elters aus nach Hilders. Wenige Tage später wurde die Bahnstrecke stillgelegt.

In der Folgezeit erlebte der Verein den Absturz. Viele Verletzte sorgten für eine miserable Hinrunde mit 4:30-Punkten und dem Abstieg aus der Verbandsliga im Juni 1987. Es war der erste von drei Abstiegen in Folge. Im Sommer 1989 war der FSV Schwarzbach wieder in der B-Klasse angelangt. Das Märchen war vorbei – die Legende lebt aber bis heute.