Eintracht-Fan fragt sich: EU-Mitgliedstaat oder Kriegsgebiet?

14. März 2023, 17:53 Uhr

Ultras von Eintracht Frankfurt haben ein Plakat mit der Aufschrift „Polizeiwillkür nach italienischer Art“ angebracht. © Arne Dedert/dpa/Archivbild

An dieser Stelle wagt Christopher Schaus in unregelmäßigen Abständen den „Adlerblick“ – immer kritisch, immer aus der Vereinsbrille. Schaus ist Fan von Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt und blickt diesmal für torgranate.de auf einen traurigen Tag des Fußballs. Nämlich den Auftritt der Eintracht am Mittwoch (21 Uhr) im Champions League-Achtelfinale ohne die Fans der SGE.

Heute ist für mich persönlich und für ganz viele Eintracht-Fans ein ganz trauriger Tag: Auf den Tag genau vor vier Jahren konnten wir mit dem Eintracht-Fanshop in Fulda erstmals einen Fanflieger organisieren. Es ging nach Mailand. Nach Italien. Damals hatten die Mailänder extra das Gästekontingent aufgestockt, waren gegenüber der Eintracht-Fans unfassbar aufgeschlossen. Haben uns mit offenen Armen empfangen. Eine tolle Reise.

Eintracht-Fan fragt sich: EU-Mitgliedstaat oder Kriegsgebiet?

Und heute? Dürfen wir nicht Neapel. Worauf ich ehrlicherweise auch keinen Bock mehr habe. In der Lombardei ticken die Uhren offensichtlich noch anders, denn umso südlicher es in Italien geht, umso offensichtlicher werden die Mafiastrukturen. Wenn ich höre, was schon in den Tagen vor dem Spiel in Neapel abgeht, dann stelle ich mir die Frage: Ist das eine Stadt in einem EU-Mitgliedstaat oder sind wir in einem Kriegsgebiet. Durchsuchte Hotelzimmer von Deutschen sind da nur eine von vielen offensichtlichen behördlichen Schikanen. Ich war immer von der Stadt Neapel und der Kultur des Vereins begeistert, doch jetzt stehen sie bei mir persönlich auf einer Stufe mit dem OFC.

Für mich war es irgendwann gar keine Alternative mehr, nach Neapel zu fliegen. Denn die Gesundheit ist mir dann doch mehr wert, als ein Auswärtsspiel in Neapel. Denn wenn dir nicht irgendein irrer Napoli-Fan vielleicht ein Messer in den Bauch rammt, musst du dich vor den Behörden und deren Schikanen fürchten. Ich kann wirklich nur jedem empfehlen: schaut euch das Spiel zu Hause an, ladet ein paar Freunde ein und esst von mir aus eine Pizza. Aber: bitte fahrt auch nicht mehr nach Italien in den Urlaub. Irgendwie müssen wir Fans ein Zeichen setzen und diese Mafiastrukturen dürfen einfach nicht unterstützt werden.

Aber wie hat schon mein Sohn gesagt: Das Karma wird zurückschlagen und gewinnen. Und das bedeutet: Die Diva vom Main beweist, warum sie so heißt. Kein Mensch weiß, wie die Eintracht 3:0 gewinnen soll, aber sie wird es tun. Weil Euro-Daichi zurück sein wird, weil Mario Götze einen guten Tag erwischt, weil Rafael Borre zeigt, was ihn im vergangenen Jahr so stark gemacht hat. Weil die „Trottel“, wie es Trainer Oliver Glasner gesagt hat, plötzlich wieder das Selbstvertrauen spüren, das sie so stark gemacht. Weil ich das gesparte Geld von der Napoli-Reise im Viertelfinale auf den Kopf hauen will.

Der Mann mit dem Adlerblick: Christopher Schaus (42) ist geschäftsführender Gesellschafter des Fuldaer Unternehmens WEMAG GmbH und Co. KG. Er betreibt seit 2013 den Eintracht-Fanshop in den Räumlichkeiten der WEMAG in der Heidelsteinstraße. Schaus ist zeitlebens eingefleischter Eintracht-Fan und hat die großen Triumphe der letzten Jahre hautnah miterlebt.