„Ich würde alles wieder so machen“

30. März 2023, 06:15 Uhr

Nach seinem verletzungsbedingt frühen Karriereende war Ralf Fladung (Mitte) jahrelang Vorstandsmitglied von Borussia Fulda. © Charlie Rolff

Ralf Fladung gehörte zu den besten Torhütern, die die Region Fulda jemals hervorgebracht hat. Ihm hätte eine wohl noch viel erfolgreichere Karriere bevorgestanden, wenn da nicht seine Leidensgeschichte mit seinem Knie gewesen wäre.

Andere hätten ihre Laufbahn früher beendet, doch sogar der dritte Kreuzbandriss stoppte den Torwart nicht. Erst ein kapitaler Knieschaden im Jahr 1994 sorgte dafür, dass Fladung die Fußballschuhe als damals 27-Jähriger endgültig an den Nagel hängen musste. „Da war dann wirklich alles im Knie kaputt, was kaputtgehen kann. Das vordere und hintere Kreuzband, Innen- und Außenmeniskus, der Knorpel – alles“, schaut Fladung auf die Verletzung aus dem Pokalspiel 1994 gegen den RSV Petersberg zurück.

Ralf Fladung: Knieschaden stoppt Wechsel zu Eintracht Frankfurt

Doppeltes Pech für ihn: Nachdem er bereits beim Zweitligisten VfL Osnabrück und dem VfL Bochum vorgespielt hatte, bahnte sich genau in dieser Phase ein Wechsel zur Frankfurter Eintracht an. „Das stimmt“, bestätigt Fladung. „Das Thema wurde gerade konkret, nachdem ich mehrfach vorgespielt hatte und Trainer Dragoslav Stepanovic mich haben wollte“, erinnert sich der Schlussmann, der vom Dicken Turm stammt, einst beim TSV Pilgerzell begann und später über die Jugend von Borussia und Germania Fulda letztlich als Stammkeeper von Borussia Fulda bekannt wurde. Seine Trainer hießen unter anderem Heinz Straeter, Jürgen Krawczyk und Uli Sude.

Bis heute sind die Folgen seiner Sportverletzungen spürbar. Vor einem Jahr ist dem berenteten Sportinvaliden eine Vollprothese im linken Knie eingesetzt worden. „Seitdem ist die Lebensqualität enorm gestiegen“, freut sich Fladung, der nach seiner aktiven Laufbahn dem SC Borussia noch lange treu blieb. Zunächst als Co- und Torwarttrainer, von 1999 bis 2005 dann als Vorstandsmitglied. Hier erlebte der heute 55-Jährige die Zeiten mit dem berühmten „Elferrat“ und dem Vorsitzenden Dieter Udolph mit, ehe ohne Fladung das Engagement von Ross Shtyn bei der Borussia begann. Fladung war viele Jahre für die sportliche Leitung sowohl im Senioren- als auch im Jugendbereich zuständig.

Heute findet man Fladung kaum noch am Sportplatz. „Meine Söhne studieren in Hamburg und Barcelona. Als die beiden noch in Lehnerz und Künzell Fußball gespielt haben, bin ich noch regelmäßig an die Plätze gegangen. Heute kommt das kaum noch vor, weil schlicht der Bezug fehlt“, gibt der einstige Klasse-Keeper zu.

Sowieso sei der Kalender voll genug, sagt Fladung schmunzelnd. Seit über 30 Jahren ist er als selbstständiger Immobilien-Kaufmann in Fulda tätig, konzentriert sich dabei verstärkt um hochwertigere Wohneinheiten, Gewerbeprojekte und Investments. „Den Rest der Zeit verbringe ich am liebsten mit meinen Freunden und meiner Frau, mit der ich seit über 25 Jahren verheiratet bin. Was den Sport angeht, habe ich durch mein Knie die Aktivitäten längst umgestellt. Sport mache ich gerne draußen an der Luft, fahre Fahrrad. Aber auch mit schwimmen und Athletiktraining halte ich mich fit.“

Fladungs besondere Erinnerungen an Duelle mit Kickers Offenbach

Blickt er auf seine Zeit als Fußballer zurück, dann kommt eine überraschende Antwort: „Ich würde wirklich alles wieder genauso machen. Durch den Fußball habe ich viele gute Menschen kennengelernt, von denen ich im Leben viel profitiert habe. Und meine Verletzungen haben mich gelehrt, dass man durch Krisen und Rückschläge stärker und gefestigter wird.“

Auf die schönsten Momente seiner Laufbahn angesprochen, kommen bei Fladung wie aus der Pistole geschossen sofort die Duelle mit Kickers Offenbach zur Sprache. „Spiele unter Flutlicht am Bieberer Berg, das waren immer ganz besondere Highlights. Ich denke da an eine Partie, die wir gegen die Kickers gewonnen haben. Wir waren eigentlich chancenlos, die haben unser Tor durchweg beschossen. Pfosten, Latte, wir haben auf der Linie gerettet – wir konnten kaum Luft holen. Dann habe ich kurz vor Ende eine Ecke abgefangen und den Ball aus der Hand abgeschlagen. Eigentlich wollte ich den Ball nur weit weg vom eigenen Tor bringen, aber ihn so perfekt getroffen, dass er über die Abwehr ging und Thomas Hack alleine auf Rene Keffel zulief. Thomas hat ihn reingemacht und wir haben gewonnen. Was danach abging, das war einer der unvergessenen Abende und Nächte als Fußballer“, lacht Fladung.

Torwartspiel ist relativ einfach: Wer gut steht, der muss am Ende nicht so oft fliegen. Ralf Fladung

Kommentieren