Auf Eintracht Frankfurt wartet ein dicker Brocken
Kommt immer besser in die Gänge bei der Eintracht: Mo Dahoud, Torschütze gegen Bochum. © IMAGO/Jan Huebner
Nathaniel Brown, der zuletzt ziemlich senkrecht gestartet und auch ganz weich gelandet ist, kann am Donnerstagabend mal die Beine hochlegen. Okay, das ist eigentlich nicht das, was sich der 21 Jahre alte Fußballprofi so vorgestellt hat, viel lieber würde er mit seinen Eintracht-Kameraden auf der Wiese stehen im Europa-League-Heimspiel gegen Slavia Prag, aber das geht nun mal nicht. Denn: Nathaniel Brown ist für den Wettbewerb nämlich nicht gemeldet, schaffte es Anfang September nicht in den Kader für die internationalen Spiele – und das Aufgebot umfasst immerhin 25 Akteure.
Keine leichte Zeit für den aus Nürnberg gekommenen Linksverteidiger, „schon schwierig“, wie er einräumt. Doch der Kümmersbrucker ließ sich nicht ins Bockshorn jagen. Und wurde belohnt, zuletzt mit zwei Startelfeinsätzen und seinem ersten Bundesligator gegen Bochum, „ein Kindheitstraum“. Müsste Trainer Dino Toppmöller heute die Entscheidung noch mal treffen, würde sie anders ausfallen. Doch die Pause wird Brown gut tun, den Drei-Tages-Rhythmus hat er noch nicht verinnerlicht.
Toppmöller wird es auf links also anders lösen müssen, das ist eigentlich kein Problem. Er könnte Niels Nkounkou mal wieder eine Bewährungschance geben, doch bei dem Franzosen weiß man nie, was herauskommt. Das können abgeklärte Auftritte mit haufenweise Offensivaktionen sein – oder eben vogelwilde Darbietungen. Das ist immer ein bisschen Vabanque.
Oder aber der Trainer betraut Arthur Theate mit der Aufgabe, die linke Seite abzudichten. Der belgische Nationalspieler kann das, genauso wie in der Zentrale verteidigen. Der 24-Jährige ist ein herausragender Abwehrspieler, eine 100-prozentige Verstärkung – trotz seinen zwei Hinausstellungen zuletzt. Doch sowohl Gelb-Rot in Berlin als auch die Rote Karte gegen Mönchengladbach sind eher der Kategorie maximal unglücklich zuzurechnen, ihnen sind keine brutalen Fouls vorausgegangen. Theate wird ganz sicher in die Startelf zurückkehren.
Dahoud kommt auf Touren
Durch die geglückte Rotation bei der 7:2-Gala gegen den VfL Bochum hat Dino Toppmöller nun auf internationaler Bühne noch mehr personelle Gestaltungsmöglichkeiten. Der Coach kann inzwischen ohne nennenswerten Qualitätsabfall wechseln. Ausdruck des gestiegenen Niveaus und ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Hugo Larsson und Mario Götze verordnete der Fußballlehrer gegen das Schlusslicht eine schöpferische Pause, Larsson kam eine gute Viertelstunde zum Einsatz, Götze gar nicht. Mit ziemlicher Sicherheit werden beide am Donnerstag (18.45 Uhr/RTL+) gegen die Tschechen zur ersten Elf zählen. Vielleicht auch der gegen Bochum ebenfalls auf der Bank platzierte Eric Dina Ebimbe. Wobei es keinen Grund gibt, Ansgar Knauff aus dem Team zu nehmen – außer Toppmöller will ihn für die ebenfalls nicht unwichtige Partie in Stuttgart am Sonntag frisch am Start haben.
Die Frage wird auch sein, ob Ellyes Skhiri seinen Platz im defensiven Mittelfeld wird verteidigen können. Beim Tunesier zeigt die Formkurve klar nach oben. Ganz sicher auch ein Grund dafür: Der 29-Jährige spielt mittlerweile wieder ohne die nervende Gesichtsmaske, die zwar das gebrochene Jochbein schützte, den Spieler aber behinderte.
Doch auch Mo Dahoud hat auf dieser Position Spuren hinterlassen. Der Last-Minute-Zugang, für viele eine Art Notlösung, hat sich schnell eingefügt, wird akzeptiert und fühlt sich pudelwohl. Der von Brighton & Hove Albion gekommene Techniker hat gegen Bochum sein erstes Tor für die Eintracht erzielt, zudem ein weiteres durch Hugo Ekitiké mit einem feinen Pass vorbereitet. Das Fachmagazin „Kicker“ berief den 28-Jährigen prompt in die Elf des Tages.
„Er hat nicht viel gespielt in den letzten eineinhalb Jahren, aber er kommt jetzt immer besser rein“, sagt Sportvorstand Markus Krösche. Dahoud sei einer „außergewöhnlicher Spieler, fußballerisch über jeden Zweifel erhaben“. Kleines Manko: Ab und an lässt er sich zu tief fallen. Gegen sich verbarrikadierende Gegner kann er aber durch seine Spielintelligenz, seine Technik und sein Gespür für Räume ein wichtiges Element werden.
Doch der Gegner am Donnerstag ist nicht dafür bekannt, sich vor dem eigenen Tor zu verrammeln. Ganz im Gegenteil. Slavia ist eine spielstarke, robuste Mannschaft, die gerne den Ball hat und die tschechische Liga dominiert. Von 13 Partien haben die Prager elf gewonnen und keine verloren, sie liegen unangefochten an der Spitze – schon acht Punkte vor Viktoria Pilsen, das in der Europa League ebenfalls Gegner der Eintracht war und in Frankfurt ein glückliches 3:3 ergattert hat.
Slavia ist aber ein anderes Kaliber, ein dicker Brocken, die Eintracht sollte gewarnt sein. Auf internationalem Geläuf haben die Tschechen bisher vier Punkte geholt, zuletzt in Bilbao 0:1 verloren. Aber höchst unglücklich, in Spanien waren sie deutlich überlegen, hatten mehr Torschüssen und fast 65 Prozent Ballbesitz. Das wiederum könnte den konterstarken Frankfurtern mit ihren Himmelsstürmern Omar Marmoush und Hugo Ekitiké in die Karten spielen. Deshalb ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass das Zauberduo gemeinsam aufläuft, relativ hoch.