Barockstadt inside

„Der Fußball hat viel möglich gemacht“

16. März 2022, 06:05 Uhr

Stanislav Szilagyi spricht in „Barockstadt inside“ über seinen Werdegang. Foto: Privat

Früher gefürchteter Torjäger, inzwischen Jugendtrainer. Barockstadts A-Junioren-Coach Stanislav Szilagyi (40) spricht in „Barockstadt inside“ über seinen Werdegang.

Der Schritt zur SG Barockstadt war das Beste, was mir passieren konnte. Ich identifiziere mich mit dem Verein, habe tolle Erinnerungen an meine Jahre bei Borussia Fulda und Lehnerz. Nach meiner Zeit als Spieler wollte ich den Fußball nicht verlassen, und so hat sich das Trainergeschäft ergeben. Mein Nachbar, Andreas Schmitt vom TSV Künzell, hat mir die erste Stelle als A-Junioren-Trainer angeboten. Danach habe ich bei Steinau/Steinhaus im Seniorenbereich gearbeitet. Ich habe noch viele Freunde dort, aber mein Ehrgeiz war zu groß für die Vereine und die Liga.

Umso glücklicher bin ich über den Schritt zum JFV Viktoria Fulda in 2018. Hier habe ich die Zeit, an der Entwicklung der Jungs zu arbeiten – aber auch an meiner eigenen. Ich konnte schon als Fußballer schlecht verlieren und war als Trainer anfangs noch sehr impulsiv. Jetzt erlebe ich die 90 Minuten nicht mehr so, als ob es das letzte Spiel in meinem Leben wäre. Über vier Jahre lang begleite ich nun schon denselben Jahrgang. Im Sommer werde ich in gleicher Funktion neue Jungs kennenlernen. Ich kann mir vorstellen, diese Position noch über Jahre auszuüben.

Es macht mich stolz, wenn Hessenliga-Trainer Sedat Gören oder Verbandsliga-Coach Florian Roth nach meinen Spielern fragen oder Jungs wie Robin Fabinski die Vorbereitung bei der ersten Mannschaft absolvieren dürfen. Dass im Sommer sieben unserer Spieler in die U23 integriert werden, spricht für unsere gute Arbeit. Aber der Sprung in die Senioren-Hessenliga-Spitze ist enorm groß – und der Region Fulda fehlt es an Talenten.

Ich wünsche der ersten Mannschaft, dass sie in den Profibereich aufsteigt – so entstehen Highlights wie gegen Offenbach, an denen sich Nachwuchsspieler orientieren können. Wir müssen uns hier schnellstmöglich professionalisieren. Derzeit können wir in der Junioren-Hessenliga bestehen, aber mehr nicht. Wir müssen von den Bambini angefangen Schwerpunkte setzen, brauchen dafür lizensierte, engagierte Trainer – auch wenn diese enorm schwer zu finden sind. Auch Sichtungstrainer wären sehr wichtig. Es kann nicht sein, dass unsere Talente aus Fulda lieber nach Kassel, Baunatal oder in den Frankfurter Raum wechseln.

Der Fußball kann viel möglich machen – das habe ich selbst erlebt. In meiner Heimat, der Slowakei, und später in Tschechien war ich Profi, spielte für die U23-Nationalmannschaft bei einem WM-Qualifikationsturnier – unter anderem mit Stanislav Sestak und Radoslav Zabavnik, die später in Bochum beziehungsweise Mainz Bundesliga-Profis wurden.

Ich bin mit 24 Jahren nach Deutschland gekommen, mit meinem Berater sind wir 18, 19 Stunden lang im Bus nach Erfurt gefahren. Bei einem Probetraining ist der TSV Grebenhain auf mich aufmerksam geworden. Mir wurde etwas von Profifußball erzählt. Als ich im Ort ankam, lagen 40 Zentimeter Schnee. Später hatte ich Kontakt mit Tomas Oral vom FSV Frankfurt und Weltmeister Andreas Möller, der damals in Aschaffenburg war. Ich bin aber hier in der Region geblieben – und dank des Fußballs mit meiner Familie in Deutschland heimisch geworden.