Radic-Brüder eilen mit Giesel von Sieg zu Sieg

Brüder unter sich: Ljubisa Radic (rechts) spielt seit dieser Saison für die SG Giesel und unterstützt zusätzlich Bruder Zeljko bei dessen Trainerarbeit. © Ralph Kraus

Bei der SG Giesel läuft es in der B-Liga Fulda aktuell rund: Ein Mosaikstein des Erfolgs ist die Verpflichtung von Ljubisa Radic. Der 46-Jährige bringt viel Erfahrung mit und greift seinem Bruder Zeljko bei der Trainingsarbeit mit unter die Arme.

Sieben Spiele, sieben Siege, 32:4-Tore. Hätten Sie Ihrer Mannschaft einen solchen Traumstart vorher zugetraut?

Ehrlich gesagt nicht. Ich habe das Geschehen in Giesel in der vergangenen Saison durch Zeljko mitbekommen, wusste um die Problematiken. Jetzt im Nachhinein muss ich sagen, dass wir verdient die sieben Siege eingefahren haben, weil sich einiges geändert hat. Der Kader ist breiter geworden, die Trainingsbeteiligung mit 20 Leuten im Schnitt super. Dazu kommen Spieler wie Leon Gehendges oder Ivan Bajic, die den Kader wesentlich stärker machen.

Am Sonntag geht es zum Topspiel nach Hosenfeld II. Dann heißt es Zweiter gegen Erster. Zudem geht es indirekt auch gegen ihren zweiten Bruder Zlatko, der Trainer in Hosenfeld ist. Ist die tolle Serie in Gefahr? 

In so einem Spiel ist eine Serie immer in Gefahr, zumal uns bisher nur Buchonia Fulda richtig gefordert hat. Um zu bestehen, ist es entscheidend, dass wir unsere eigene Leistung auf den Platz bringen. An einem guten Tag hat es jeder Gegner schwer, uns zu schlagen.

Die SG Giesel hat viele Nationen im Team. Wie bekommt man die ganzen Kulturen unter einen Hut?

Durch unsere jahrelange Erfahrung im Fußballgeschäft versuchen wir Ordnung zu schaffen. Einige verstehen noch nicht so gut Deutsch. Aber langsam merken sie, was es bedeutet, sich in einem Verein zu integrieren. Es macht keinen Sinn, zum Spiel zu kommen und danach wieder zu gehen. Das wollen wir nicht. Deshalb haben wir ein paar neue Dinge eingeführt. Nach dem Training am Freitag gibt es jetzt immer ein gemeinsames Essen, wir treffen uns zudem frühzeitig vor den Spielen zu Kaffee und Kuchen. Dabei geht es um den Zusammenhalt, um die Verbindung, um Ordnung und Disziplin. Auch nachher sitzen wir noch alle zusammen und keiner fährt sofort nach Hause. Dieses Integrieren ist ein Prozess.

SG Giesel: Radic-Brüder eilen in der B-Liga von Sieg zu Sieg

Es steht der achte Spieltag an und bereits das sechste Auswärtsspiel. Warum spielt man zum Start so oft in der Fremde?

Ein Grund ist der Rückzug von Hattenhof/Neuhof II. Warum genau das alles letztlich so zustande gekommen ist, das weiß ich überhaupt nicht. Bald folgen aber auch vier Heimspiele am Stück.

Sie haben bei etlichen Vereinen gespielt, in Eichenzell, bei Borussia Fulda, in Müs, in Haimbach, in Hettenhausen, in Sickels, bei Germania. Warum sind Sie so oft gewechselt und wo hat es Ihnen am besten gefallen?

Ich finde gar nicht, dass ich so oft gewechselt bin. In Eichenzell war ich sieben Jahre, in Haimbach vier Jahre, bei Germania drei Jahre in der Verbandsliga, bei Borussia war ich auch drei Jahre. Vielleicht liegt es daran, dass ich schon so lange Fußball spiele. Gefallen hat es mit bei vielen Vereinen. Da waren wirklich tolle Stationen dabei.

Sie spielen und trainieren gemeinsam mit Ihrem Bruder Zeljko. Wie ist der so als Sportler? Ein harter Hund?

Wir drei Brüder sind alle gleich. Auch Zlatko ist so ein Typ. Deshalb spielen wir ja auch so lange im fortgeschrittenen Alter noch Fußball. Es war immer unsere Einstellung, viel von sich und den anderen zu fordern. Nur das bringt Erfolg. 

Topspiel gegen Spvgg. Hosenfeld II am Sonntag

Ihr Sohn Luka ist ins Nachwuchsleistungszentrum von Darmstadt 98 gewechselt. Wie ist Ihr Eindruck nach den ersten Wochen?

Sehr gut. Luka ist Stammspieler geworden, der Trainer hält viel von ihm. Das erste Spiel gegen die Eintracht haben die Jungs knapp 2:3 verloren. Nächste Woche gegen Karlsruhe werde ich mir das Spiel anschauen.

Sie trainieren die U10 und U11 der SG Barockstadt. Was gibt Ihnen die Jugendarbeit?

Wir gehen jetzt drei Jahre den Weg zusammen und haben wirklich sehr gute, talentierte Spieler. Das macht riesig Spaß, an der Entwicklung teil zu haben.

1993 holte die SG Giesel ihre einzige Meisterschaft. Trainer war Berthold Kraus, die Torjäger Frank Gehendges und Markus Quell, Spieler Leute wie Detlef Schrimpf oder Michael Mannert. Ist es Ihnen bewusst, dass Sie diese Saison Geschichte schreiben können?

Die Namen kenne ich nur vom Hören. Aber die Leute im Umfeld erzählen immer wieder über die alte Zeit. Das ist ein spannender, aber auch noch ein weiter Weg.