Interview: Spvgg. Neuswarts

A-Liga-Traum ist allgegenwärtig

Ein miserabler Saisonstart, doch seitdem läuft es für die Spvgg. Neuswarts. Der lange gehegte Traum A-Liga rückt für den kleinen Tanner Ortsteil in den Bereich des Möglichen. Foto: Charlie Rolff

Im Haifischbecken der vielen Reserve-Teams mucken Dalherda (Platz eins) und Neuswarts (Rang drei) in der B-Liga Fulda/Rhön auf. Genugtuung ist die Erfolgssträhne für die Spvgg. aus Neuswarts und Trainer Julian Kirchner (22), darf doch erstmals nach über 18 Jahren wieder der Blick Richtung A-Liga gehen. Exakt eine Saison spielte der Verein in jener Liga, nach dem Aufstieg über die Relegation 2001 ging es aber 2002 umgehend wieder zurück in die B-Liga.

Mit zwei Pleiten ging der Saisonstart gründlich in die Hose. Wie war die Gefühlswelt?

Das haben wir, um ehrlich zu sein, so überhaupt nicht erwartet. Wir hatten ein scheiß Wochenende, und anschließend war enorm viel Frust vorhanden. Wir hatten eine katastrophale Chancenausverwertung, spielerisch war es schon damals in Ordnung.

Anschließend gab es fünf Siege aus sechs Spielen. Was hat sich getan?

Grundsätzlich liegt es daran, dass die Mannschaft komplett durchzieht. Die Trainingsbeteiligung ist seit mehreren Wochen top, für ein Spiel habe ich 16 Akteure zur Auswahl. Zudem haben wir die Spielweise etwas umgestellt, durch zwei Stürmer haben wir einen höheren Offensivdruck. Das sind für mich die zwei ausschlaggebenden Faktoren. Die Jungs muss ich loben, weil sich jeder im Training bemerkbar macht. Man spürt, dass jeder gewillt ist.

Am Wochenende kommt Tabellennachbar Künzell III. Ein Spitzenspiel vom Papier her ...

Wir freuen uns ungemein darauf. Es ist das erste Mal, dass ein gewisses Kribbeln herrscht. Solche Spiele machen unglaubliche Lust. Wir wollen unser Maximum präsentieren und uns oben weiter festbeißen.

So weit oben, dass es für den Aufstieg reicht?

Über Zielsetzungen haben wir nicht gesprochen. Das hat seine Gründe, denn wir wissen innerhalb des Vereins, dass wir uns selbst immer enormen Druck aufbauen. Aber wir können die Tabelle lesen.

Aber die A-Liga ist schon ein Traum?

Das steht außer Frage. Ich möchte aber nicht zu hohe Ziele anreißen. Ein Aufstieg wäre ein Riesenerfolg und der Kader ist A-Liga-tauglich. Allerdings ist die B-Liga sehr ausgeglichen, weshalb wir demütig bleiben sollten.

Seit zwei Jahren bist du nun Trainer, hast nach dem Abgang von Lothar Fischer übernommen. Wie reflektierst du diese Zeit?

Zu Beginn war es eine große Umstellung für mich. Ich war noch am Kreuzband verletzt, bin eigentlich als Spieler zu meinem Heimatverein zurückgekehrt. Dann kam die Anfrage vom Vorstand, ob ich mir das Traineramt vorstellen könne, obwohl ich gerade 20 Jahre alt war. Durch meinen Kreuzbandriss zu Zeiten bei Borussia Fulda hatte ich noch einige Probleme, doch das Traineramt bereitet sehr viel Spaß, da auch die ganzen Kumpels in der Mannschaft spielen.

Du begehst am Sonntag deinen 23. Geburtstag. Spielt das junge Alter in der Mannschaft mal eine Rolle?

Bedenken hatte ich vor allem zum Anfang. Was, wenn ein 30-Jähriger vor dir steht? Doch die Mannschaft macht es einem einfach, nimmt sich selbst in die Pflicht und badet negative Erlebnisse gemeinsam aus. Dennoch muss ich sehen, dass ich trotz des jungen Alters autoritär rüberkomme.

Nach mehreren Jahren schnürst du seit dieser Saison wieder die Fußballschuhe. Weshalb?

Weil ich zu gern Fußball spiele. Ich hatte nach der ersten Operation wegen meines Kreuzbandrisses weiterhin große Probleme, so dass im März letzten Jahres eine zweite nötig war. Seitdem fühlt sich das Knie super an. Mein letztes Pflichtspiel lag rund drei Jahre zurück, entsprechend war es herausragend, wieder am Platz zu stehen und wieder Tore zu erzielen. Gemeinsam mit Patrick Fischer, der nach seinem Kreuzband- und Meniskusschaden ebenfalls mit mir eingestiegen ist, haben wir Alternativen. Patrick hält den Laden hinten dicht, ich versuche vorne die Jungs zu unterstützen.

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