Interimstrainer in Cottbus

Agovics Mission: Zwei Spiele, ein Titel

Damir Agovic kümmert sich seit einigen Tagen um die Profis von Energie Cottbus. Foto: Steve Seiffert

Turbulente Tage liegen hinter Damir Agovic. Der aus Steinau an der Straße stammende 31-Jährige wurde vor kurzem zum Interimstrainer von Nordost-Regionalligist Energie Cottbus befördert und hat ein großes Ziel: den Gewinn des Brandenburg-Pokals und damit den Einzug in den DFB-Pokal.

Damir Agovic sitzt gerade im Zug, als ihn der Anruf aus der Torgranate-Redaktion erreicht. Ein gewohnter Ort für den Fußballlehrer, der in Bad Soden-Salmünster gebaut hat und dort mit Frau und Tochter wohnt. Zumindest, wenn die Arbeit nicht ruft. Unter der Woche lebt der ehemalige A-Junioren-Coach von Viktoria Fulda gewöhnlich in einer Pension in Cottbus, nimmt nur an freien Tagen die fast sechsstündige Fahrt gen Heimat auf sich. „Diese Zeit kann ich gut nutzen, zum Beispiel für Telefonate. Momentan sitze ich an einer Videoanalyse“, berichtet der 31-Jährige zur Mittagszeit am Montag.

Viele freie Tage hatte Agovic zuletzt nicht, ganz im Gegenteil. Vor anderthalb Wochen wurde der bisherige U19-Coach zum Interimstrainer bei Energie Cottbus ernannt, nachdem die Zusammenarbeit mit Dirk Lottner beendet wurde. Agovic übernimmt zunächst bis Saisonende – und hat die kuriose Mission, in nur zwei Spielen einen Titel einzusammeln. Da die Regionalliga Nordost ihre Spielzeit abgebrochen hat, geht es nur noch um den Brandenburg-Pokal. Am Sonntag steht das Halbfinale gegen den SV Babelsberg an, im Finale würden Union Fürstenwalde oder FSV Luckenwalde warten.

„Vom Namen und unserer Aura her sind wir sicherlich der Favorit. Aber qualitativ werden das 50:50-Spiele“, vermutet Agovic – schließlich befanden sich bis zum Abbruch alle Clubs in der Regionalliga Nordost auf ähnlichem Niveau. Dass der ehemalige Bundesligist letztmals am 1. November zum Einsatz kam, erhöht die Chancen sicherlich nicht – mehrere Wochen durfte Energie nicht trainieren, dementsprechend ist der Fitnesszustand zum jetzigen Zeitpunkt. Immerhin: Vergangenes Wochenende feierte Agovic in einem Testspiel sein Debüt, beim 0:0 gegen Bischofswerda sah der Interimscoach einige gute Ansätze – nur das Tor habe gefehlt.

Beförderung auf Dauer scheint möglich

Erstmals durfte der Steinauer auf der Trainerbank im Stadion der Freundschaft Platz nehmen. Dort, wo früher bekannte Namen wie „Ede“ Geyer und „Pele“ Wollitz saßen. Ein tolles Erlebnis für den 31-Jährigen, auch ohne Fans. Und eine Belohnung für jahrelange harte Arbeit. Als Agovic im Sommer vergangenen Jahres erstmals den Schritt aus der Komfortzone und zur Cottbuser U19 wagte – zuvor war er im Jugendbereich bei Eintracht Frankfurt, Wehen Wiesbaden und Viktoria Fulda aktiv –, hatte er auf eine ähnliche Entwicklung gehofft: „Viele haben mich gefragt, warum ich diesen Schritt gehe. Ich wollte mich testen und sehen: Wie gut bin ich? Wie weit komme ich? Ich wusste, dass der Weg irgendwann belohnt würde – wenn auch zunächst nur interimsweise.“

Wie es über diese Saison hinaus weitergeht, steht noch nicht fest. Cottbus hat sich Agovic gegenüber offen positioniert, ihm erklärt, dass Gespräche mit anderen, erfahrenen Trainern geführt werden. „Der Verein hört sich um und kann mir kein Versprechen abgeben, das ist aber auch absolut legitim“, so der derzeitige Interimscoach, der zumindest nicht chancenlos scheint – zumindest wenn er den Brandenburg-Pokal gewinnt und damit den Einzug in den DFB-Pokal sichert.

Dafür nimmt Agovic einen gewaltigen Aufwand in Kauf: Zahlreiche Einzelgespräche wurden geführt, um das Team bestmöglich kennenzulernen. Zu diesem zählen aufgrund einer Verletztenmisere einige seiner U19-Spieler, mit denen der Montenegriner in den vergangenen Monaten durchgehend trainieren durfte, da Internatsspieler in Brandenburg unter spezieller Förderung stehen. Pflichtspiele gab es seit mehr als einem halben Jahr aber nicht – umso bemerkenswerter, dass die nächsten zwei darüber entscheiden, ob Agovic erstmals einen größeren Titel in seine Vita aufnehmen darf.

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