Albayrak spricht von "Emotionen"

Noch hat Felix Berger (links) nur den Elfmeter für Osman Özlük (am Boden liegend) gegeben, die Rote Karte gegen Keeper Dogus Albayrak folgte kurz später. Warum erklärt sich fast von selbst. Fotos: Charlie Rolff

Der SV Neuhof kommt nicht zur Ruhe. Nach der öffentlich ausgetragenen Debatte zwischen dem Sportlichen Leiter Alexander Bär und Torwart André Ditzel, der unsäglichen Geschichte um Niklas Heiliger und dem Abwerbeversuch der SG Bad Soden von Spielertrainer Radek Görner, schrieb der Verbandsligist am Sonntag erneut Schlagzeilen.

Bei der 0:1-Niederlage beim TSV Lehnerz II leistete sich Dogus Albayrak einen Aussetzer, der auf keinen Sportplatz gehört. Er nahm Schiedsrichter Felix Berger (Herleshausen) nicht als Respektsperson wahr, stürmte nach einer Elfmeterentscheidung gegen sich auf Berger los, schrie ihn an und warf ihm Blicke zu, die mehr als 1000 Worte sagten. Berger zeigte ihm Rot. Die Situation schien sich zu beruhigen, dann aber lieferten sich Albayrak und Lehnerz-Stürmer Osman Özlük ein Wortgefecht, beide mussten zurückgehalten werden - von Gegenspielern. Renato Tusha kümmerte sich um Albayrak, mehrere Gästespieler um Özlük. Dann sah Özlük Gelb-Rot und das Spiel konnte nach vier Minuten Unterbrechung per Elfmeter fortgesetzt werden. Özlük soll von Albayrak gefoult worden sein - eine Fehlentscheidung.

Albayrak äußert sich nun zu den Vorfällen: "Wie in jedem Fußballspiel waren auch in diesem Spiel Emotionen dabei, das Spiel ist zu Ende und damit auch die komplette Sache für mich. In meinen Augen war es eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters, die uns wertvolle Punkte gekostet hat." So ganz abgeschlossen allerdings noch nicht, schließlich wird sich das Sportgericht der Verbandsligen in Grünberg am kommenden Montag mit den Vorfällen befassen. Aus dem Vorstand des SV Neuhof war indes keine Meinung einzuholen, da der Sportliche Leiter Alexander Bär bereits nach der Heiliger-Geschichte angekündigt hatte, sich nicht mehr den Medien gegenüber zu äußern und der Vorsitzende Helmuth Müller seiner Linie ohnehin treu bleibt, die Öffentlichkeitsarbeit den einzelnen Abteilungen zu überlassen.

Ebenfalls nicht schön waren die Szenen nach Abpfiff: Als sich gerade alles zu beruhigen schien, kam es im Kabinengang erneut zu Tumulten. Neben Spielern beider Teams wollte auch eine ganze Reihe Zuschauer mitmischen. Wer dort Auslöser war, konnte nicht abschließend beurteilt werden. Die Ordner, die nach Albayraks Platzverweis überall zu sehen waren, hatten jedenfalls alle Hände voll zu tun.

Da war die Rote Karte bereits gezückt. Renato Tusha beruhigt Dogus Albayrak, rechts im Bild wird Osman Özlük zurückgehalten.

Wie bereits in der vergangenen Saison führt der SV Neuhof die Fairnesstabelle im negativen Sinne an: Waren es vergangene Runde in 32 Spielen acht Gelb-Rote und zwei glatt Rote Karten, steht der SVN nun nach acht Spielen bereits bei einer Gelb-Roten Karte und fünf Roten Karten. Zum Vergleich: Die anderen 16 Verbandsligisten erlaubten sich bislang in der Summe drei Rote Karten. Wobei die Rote Karte gegen Iven-Luca Schmitt in Lehnerz vollkommen überzogen war, denn Neuhofs Linksverteidiger foulte zwar Özlük, allerdings hätten noch zwei Mitspieler eingreifen können, weshalb keine Notbremse vorlag.

Und zu allem Überfluss war die Leistung in Lehnerz auch noch erschreckend, denn die Hessenliga-Reserve machte mit Neuhof was sie wollte. Das neue 3-1-4-2-System von TSV-Coach Sedat Gören trägt immer größere Früchte. Extrem spielfreudig trat Lehnerz auf, arbeitete sich Chancen im Überfluss heraus und ließ Neuhof kaum Luft zum Atmen. Wäre Albayrak nicht über sich hinaus gewachsen und hätte zahlreiche Gelegenheiten teils sensationell vereitelt, das Spiel wäre deutlich ausgegangen und der völlig unter Adrenalin stehende Schlussmann hätte sich gar nicht so in Rage bringen müssen.