Milankovic spielt jetzt in Seligenstadt
Aus der "grottenschlechten Liga" abgestiegen
2015 traf Ex-Borusse Nikola Milankovic noch gegen Seligenstadt (hier Torwart Mike Wroblewski sowie Melih Gültekin). Jetzt spielt Milankovic selbst für die Sportfreunde. Archivfoto: Charlie Rolff
Sven Kittler ist ein ehrgeiziger Funktionär. Der Fußball-Abteilungsleiter der Einhardstädter blickt positiv auf vier erfolgreiche Hessenliga-Jahre an der Aschaffenburger Straße zurück, in denen sein Team immer einen einstelligen Rang belegte: "Es war schon eine geile Zeit. Jedes Jahr in einer höheren Klasse bleibt unvergessen. Wir haben das aktiv gelebt und waren richtig erfolgreich. Es hat Spaß gemacht", resümiert der Autohändler in der Rückschau. 2012/13 gelang den Sportfreunden in der Verbandsliga Süd die Meisterschaft und damit gelang dem familiären Verein erstmals in der Vereinsgeschichte der Aufstieg in die Hessenliga. Die Premierensaison beendeten die "Roten" unter der Regie von Trainer Klaus Reusing auf dem respektablen achten Tabellenplatz.
In der folgenden Runde steigerte sich Seligenstadt unter dem gleichen Coach einen Rang nach oben auf Platz sieben, bevor Reusing 2015 das Zepter an Ex-Profi Lars Schmidt übergab. Auch unter dem Ex-Karlsruher belegten die Seligenstädter mit Rang neun in der Saison 2015/16 einen einstelligen Rang. Obwohl in der Winterpause der Spielzeit 2016/17 der dann letztendlich vollzogene Rückzug vereinsintern schon ein Thema war, beendete Seligenstadt seine letzte Saison im hessischen Oberhaus mit 44 Punkten auf Rang acht. Übrigens war es der SV Steinbach, der von der damaligen Entscheidung des Vereins aus dem Offenbacher Ostkreis profitierte und dadurch noch ein zweites Hessenliga-Jahr spielen konnte.
Kittler möchte nicht mehr so viel über die damals viel diskutierte Entscheidung sprechen, nur so viel: "Der Fußball ist auf dieser Ebene unattraktiv geworden, der Zuschauerzuspruch nicht mehr so hoch wie früher. Auswärtsreisen nach Vellmar oder Lohfelden sind nicht billig, entsprechend schwach waren auch Heimspiele gegen solche Gegner besucht." Der Rückzug sei unumgänglich gewesen: "Wir mussten die Reißleine ziehen. So wie wir es gemacht haben, war es kein Fehler, auch wenn wir viele Hiebe bekommen haben", so Kittler. Zwei Klassen tiefer startete Seligenstadt unter Tainer Thomas Marton mit dem Gros der damaligen Zweiten Mannschaft, die ja in der Oststaffel der Gruppenliga schon spielte.
Zudem gelang es, einige Spieler aus dem Hessenliga-Kader zum Verbleib zu bewegen. "Die Runde begann schlecht. Wir hatten eine Toptruppe, aber die Einstellung der Hessenliga-Spieler war nicht optimal. Die dachten wohl, dass es zwei Klassen tiefer von alleine und ohne viel Training geht. So hat die Misere angefangen", rekapituliert Kittler. Der Funktionär machte sich während der Gruppenliga-Saison auch bei den Ligakonkurrenten keine Freunde, als er in einem Interview aussprach, dass er "raus aus dieser grottenschlechten Liga" wolle.
"Thomas Epp arbeitet wie mit einem Profiteam"
Trotz Spielern wie Tobias Leis, Philipp Hochstein und Marcus Willand bewegten sich die Sportfreunde durchgängig im Mittelfeld des Klassements und stürzten nach dem letzten Spieltag auf den sechstletzten Rang ab. Weil es in jener Saison sechs Direktabsteiger erwischte, fanden sich die Seligenstädter plötzlich ungewollt in der Kreisoberliga Offenbach wieder, was so mancher Club aus der Region mit Schadenfreude vernahm. Für den Neubeginn auf Kreisebene konnte mit Thomas Epp ein ehemaliger Bundesligaspieler verpflichtet werden, der als Coach auch einige Stationen in der Hessenliga vorzuweisen hat. Der gebürtige Bietigheimer trainierte im hessischen Oberhaus den SV Erzhausen, Viktoria Urberach und Hessen Dreieich.
"Vielleicht haben wir so einen Trainer gebraucht. Er ist sehr streng, arbeitet aber wie mit einem Profiteam", verdeutlicht Kittler. Mit Erfolg: Nach dem 2:1 im Topspiel gegen den Tabellendritten 1. FC Langen stehen die Zeichen auf direkten Wiederaufstieg. 13 Punkte Vorsprung sind es schon auf die TSG Mainflingen, von 23 Spielen wurden 21 gewonnen, das Torverhältnis ist mit 76:17 beeindruckend. Es steht auch keine normale KOL-Truppe auf dem Platz, sondern neben Jan Hertrich, Markus Willand und Patrick Hofmann kamen in der Winterpause mit dem Ex-Lehnerzer Nikola Milankovic und dem Ex-Neu-Isenburger Patrick Hartmann noch weitere Hochkaräter hinzu.
"Ich sehe das nicht so euphorisch. Thomas Epp hat es sehr gut hingekriegt, weil wir momentan auch ohne echten Mittelstürmer spielen", wiegelt Kittler ab. Aber auch ihm ist klar: Es wird auf Anhieb zurück in die Gruppenliga gehen. "Das ist der erste Schritt, mittelfristig soll es in die Verbandsliga gehen", so Kittlers Plan. "Wir gehen kleine Schritte, das ist auch vernünftig. Und auch die Hessenliga wäre irgendwann nicht ausgeschlossen. Wir würden es aber anders angehen und bräuchten mehr Unterstützung", erklärt der Macher.
Das Catering der Seligenstädter war in der Hessenliga-Zeit breit gefächert und wurde zum besten der Liga gewählt, das sei weiterhin der Fall. Und auch zu ehemaligen Spielern und Trainern besteht reger Kontakt. "Viele Spieler und auch Lars Schmidt schauen regelmäßig bei uns vorbei", berichtet Kittler. Und auch der Kontakt nach Osthessen ist nie abgerissen. Zu Borussia Fulda und dem TSV Lehnerz bestand stets ein gutes Verhältnis, deswegen wurde schon jetzt mit der SG Barockstadt ein Testspiel für den Sommer fixiert.
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