Glühwein mit Reith

"Wollen Dome mit dem Titel verabschieden"

Torgranate-Redakteur Christian Halling (links) traf Hünfelds Mittelfeldregisseur Alexander Reith am Fuldaer Weihnachtsmarkt.

Alexander Reith vom Verbandsligaprimus Hünfelder SV ist zweifellos weiterhin einer der besten Kicker, den die Region zu bieten hat. Bei einem (alkoholfreien) Glühwein verrät der 29-jährige Mittelfeldmann, warum er auf der Rhönkampfbahn wieder Spaß am Spiel hat, wie er den Fußball in Osthessen einschätzt und wie er sich seine Zukunft vorstellt.

Im Sommer hast Du die SG Barockstadt verlassen und bist nach Hünfeld gewechselt, um den Spaß am Fußball wiederzufinden. Bisher scheint der Plan aufzugehen ...

Definitiv. Trainer Dominik Weber und unser Sportlicher Leiter Mario Rohde haben mir alle Freiheiten gegeben, damit ich wieder glücklich bin und durch Zufriedenheit gute Leistungen bringen kann. Spätestens seit dem Flieden-Spiel läuft es fantastisch. Und auch neben dem Feld stimmt es einfach in Hünfeld. Als ich zum Beispiel im Sommer vor dem Training noch in Hünfeld ins Schwimmbad wollte, steckte plötzlich ein Nagel in meinem Autorreifen. Ich hatte mir einen Platten geholt und war stinkig. Unser Betreuer Markus Stark hat das mitbekommen, sich die Schlüssel geschnappt – und als das Training durch war, hatte er schon einen neuen Reifen draufgezogen. So eine Geste ist mir viel mehr wert, als wenn Dir einer nach einem guten Spiel was zusteckt.

Was hatte Dir im Jahr davor den Spaß am Fußball geraubt?

Naja, als ich in Lehnerz noch ein Jahr Vertrag hatte, kam es zum Zusammenschluss zur SG Barockstadt. Ich wollte erstens meinen Vertrag einhalten und zweitens habe ich die Einstellung, dass ich beim besten Verein der Region spielen möchte. Ich wollte mir und anderen beweisen, dass ich immer noch zu den besten Kickern der Region gehöre. Dann hat aber vieles nicht gepasst. Zum einen hatten der erste Coach Alfred Kaminski und der Verein im Endeffekt völlig unterschiedliche Vorstellungen von der Zusammenarbeit. Zum anderen hatte mir sein damaliger Co- und der jetzige Cheftrainer Sedat Gören am vierten oder fünften Tag in der Sommervorbereitung gesteckt, dass Kaminski wohl nach zwei Tagen gefragt haben soll: „Was will ich mit dem Kleinen?“ Da war klar, dass ich unten durch bin, obwohl ich topfit war und Gas gegeben habe. Ich durfte aber fortan nur noch Zweite spielen, und das entsprach dann nicht meinen Erwartungen.

Was würdest Du dir für die Fußballregion Osthessen wünschen?

Die Region gibt es her, dass noch mehr Teams eine gute Rolle in der Hessenliga spielen können. Früher gab es nur Borussia und dann lange nichts, heute drücken einfach viele andere Vereine auf gutem Niveau nach oben. In naher Zukunft wird es daher wohl kein Verein in den überregionalen Fußball schaffen, zumal ich bei der Barockstadt auch nicht das Gefühl habe, dass man mit aller Macht aus der Hessenliga rauswill. Das wollten eigentlich nur die Sponsoren.

Wie lauten deine Ziele mit dem Hünfelder SV?

Der Aufstieg ist ein Muss, sage ich. Wir haben enorme Qualität und sind sehr konstant. Maxi Fröhlich weiß zum Beispiel gar nicht, wie gut er ist.

Allerdings muss sich der HSV für den Sommer nach einem neuen Trainer umschauen ...

Es ist schade, dass Dome geht, ich kann seine Entscheidung aber auch verstehen. Jetzt sollten wir alles dransetzen, um ihn mit dem Titel zu verabschieden.

Werden wir Dich irgendwann als Trainer sehen?

Ich hatte vor der Saison überlegt, mal bei Stephan Fröhlich und den Horaser A-Junioren reinzuschnuppern. Das hat dann aber wegen meines Jobs zeitlich nicht geklappt. Ich will bald Trainerscheine machen, auch weil zum Beispiel mein Vater Thomas (Trainer von Kiebitzgrund/Rothenkirchen, d. Red.) mir immer sagt: „Es wäre schade, wenn du das, was du über Fußball weißt, nicht weitergibst.“ Solange ich noch fit bin, will ich allerdings spielen.

Wenn wir an deine Jugendzeit in Bremen und Kaiserslautern denken: Haderst Du manchmal noch damit, dass es mit dem Profi-Dasein nicht geklappt hat?

Wenn ich Bundesliga schaue, dann komme ich schon ins Grübeln. Mit vielen Spielern, die ich da sehe, habe ich in der A-Jugend noch auf dem Feld gestanden. Trotzdem bin ich absolut zufrieden mit dem, was ich habe. Ich gehe nun seit fast sechs Jahren meinem Beruf als Speditionskaufmann nach, habe super Freunde, auf die ich immer zählen kann, und eine überragende Familie. Das ist, was zählt.

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