Buchonia-Trainer Rümmler: „Fünf Leute haben in Marokko Straßenfußball gespielt“

Trainer Uwe Rümmler möchte mit Buchonia Fulda auf den Relegationsplatz springen. © Ralph Kraus

Heute wird Uwe Rümmler 63 Jahre alt. Am Sonntag spielt der Trainer von Buchonia Fulda in der B-Liga Fulda das tabellarische Topspiel gegen Spitzenreiter SG Giesel.

Sie haben im Fußball schon das ein oder andere erlebt. Was ist das Besondere an Buchonia Fulda?

Eigentlich stamme ich ja von FT Fulda . Als ich dort vor 55 Jahren mit dem Fußball angefangen habe, waren damals die Gegebenheiten dort so wie heute bei Buchonia Fulda . Mit FT hatten wir damals ja noch kein Clubheim, sondern haben den kleinen Raum in der Gellingshalle genutzt. Auch bei Buchonia gibt es viele Baustellen. Aber die Leute, die hier sind – ob die Mannschaft, die Abteilungsleitung Fußball oder der Gesamtvorstand des Vereins – das passt einfach. Mir macht es trotz der manchmal schwierigen Umstände unheimlich viel Spaß.

Es läuft einiges anders als bei vielen anderen Vereinen, oder?

Es läuft tatsächlich einiges anders und ab und zu habe ich gerade am Anfang auch dann und wann mit dem Kopf geschüttelt. Das ganze Drumherum mit dem Verkauf. Dass wir als Trainer oder Betreuer uns darum kümmern, dass die Schiedsrichter etwas zu trinken haben. Oder dass nach dem Spiel alles abgebaut wird. Es wird viel improvisiert. Dann wiederum richtet der Verein Weihnachtsfeiern aus, so schön habe ich das noch nicht erlebt. Einfach klasse. Zudem haben wir für die Heimspiele drei Mädels, die unser Räumchen bewirten und sich um Kaffee und Kuchen kümmern. Das läuft wiederum hervorragend. 

Buchonia hat eine ordentliche Tradition, ist 1995 und 2000 für insgesamt vier Spielzeiten in der Gruppenliga zu Hause gewesen. Sieht man die „Legenden von einst“ heute noch ab und an am Sportplatz?

Thomas Schlimme ist noch mit dabei und Sasa Necovski ebenfalls. Es kommen auch immer mal ehemalige Spieler zum Zuschauen, aber ich kann die Leute beim besten Willen nicht zuordnen.

Fulda: Uwe Rümmler zwischen Baustellen und Aufstiegsrelegation

Buchonia hat keine Jugendmannschaften, muss entsprechend andere Wege finden, um ein Seniorenteam zu stellen. Wie läuft das?

Viel geht über Mundpropaganda. Die Leute fragen ihre Freunde und Bekannte, die schon bei uns sind, ob sie einfach mal mittrainieren können. Bei uns ist jeder willkommen. Ich bin Trainer für alle, die Spaß am Fußball haben. Ganz egal, ob sie schon mal gespielt haben oder nicht. Bei uns wird auch niemand weggeschickt, egal wie gut er ist. Wir haben Spieler dabei, die kommen mit Anfang 20 auf vielleicht insgesamt zehn Fußballspiele. Fünf Leute spielen ihr erstes Fußballjahr überhaupt, haben vorher in Marokko Straßenfußball gespielt. Da fehlt dann natürlich das taktische Verständnis. Aber: Jeder spielt doch im Abschlusstraining lieber zehn gegen zehn auf dem großen Platz als fünf gegen fünf. Von uns erwartet niemand drei Aufstiege in Serie und dass wir irgendwann bei der SG Barockstadt anklopfen. Bei uns wird auch niemand aus dem Kader geschmissen, weil er auf einer Hochzeit oder einer Taufe ist und deshalb nicht spielt. Dafür haben wir 99 Prozent Trainingsbeteiligung. Das ist mir wichtig.

12:0 gegen Horas III, 6:6 gegen Hauswurz, 1:7 gegen Eichenzell II. Liegt der Ergebnisausschlag auch darin begründet?

Natürlich. Nicht allen ist Fußball so wichtig wie dem Trainer und den Betreuern. Wir haben auch Leute dabei, die Ende 30 sind, 100 oder 110 Kilo haben, uns aber sehr gerne aushelfen, wenn es eng wird. In der Breite kommen wir maximal auf 15 Leute auf einem Niveau, von denen aber viele vergessen, dass Fußball auch gearbeitet werden muss.

Wer unterstützt Sie?

Gerhard Piossek beispielsweise. Er ist immer da, kümmert sich um alles. Er war es auch, der einst vor meiner Tür stand und mich geholt hat.

Wissen Sie, wie viele Nationen in Ihrer Mannschaft spielen?

Das sind ein paar, aber ich weiß beim besten Willen nicht wie viele. Wir haben Türken, Russen, Letten, Studenten, Schichtarbeiter, verschiedene Glaubensrichtungen. Das spielt für mich überhaupt keine Rolle. Das sind alles meine Jungs.

Wie zufrieden sind Sie mit der eigenen Saison?

Mit der Saison bin ich sehr zufrieden, auch wenn wir nicht am Optimum sind. Offensiv sind wir stark, aber an der Defensive und daran, Fußball zu arbeiten, hakt es. Unser Ziel ist der Relegationsplatz und wir würden auch aufsteigen wollen. Sonst bräuchten wir nicht Fußball spielen. Die Relegation wäre ein Traum für die Wertschätzung des Vereins.

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