".... da bringt doch kein Geld der Welt was!"
"Basti" Bott (links) hier in einem Duell mit einem A-Junior Eintracht Braunschweigs, früher wählte er die Braunschweiger öfters im Karrieremodi beim Fußball-Manager und spielte da mit heutigen Gegenspielern. Foto: Charlie Rolff
Als Ur-Steinbacher, der Tür an Tür zur Vereinskneipe und drei Steinwürfe vom Mühlengrund entfernt wohnt, seien solcherlei Dinge ganz normal. Bott zählt in Steinbach nicht zu den Top-Verdienern, auch wenn ihm als Grundschullehramtsstudent natürlich jeder Euro gut zu Gesicht steht. Doch Fußball spielt er in seinem Heimatverein aus anderen Beweggründen – und hat einen riesigen Spaß daran, Mannschaften wie Regionalliga-Absteiger Watzenborn-Steinberg auch noch zu besiegen: „Nein, ich bin nicht neidisch auf die Spieler dort, vielmehr ist es doch ein Privileg gegen solche Mannschaften spielen zu dürfen und auch noch zu schlagen. Da bringt dir doch kein Geld der Welt was“, sagt Bott, der am Donnerstag 25 Jahre alt wurde. Vielmehr habe er sich darüber amüsiert, dass bei Watzenborn-Steinberg Spieler wie Matthias Henn dabei seien, mit denen er früher im Karrieremodus beim „Fußball-Manager“ am PC gezockt habe.
Mit dabei war auch Kumpel Fabian Wiegand. Beide verbindet ohnehin eine Menge, so auch die Liebe zum Tanzsport und Karneval. Nachdem die „Gang 2.0.“ – eine Steinbacher Showtanzgruppe – im vergangenen Jahr pausiert hatte, werden Bott, die Wiegand-Brüder und einige Spieler der zweiten Mannschaft in der kommenden Session wieder das Tanzbein schwingen. Hessenliga-Fußball und ausgiebige Karnevalsaktivitäten seien nicht vereinbar? Bott und Co. vereinen sie einfach. Und wenn die Zeit noch Raum für sein drittes Hobby lässt, greift er freitags für den TSV Arzell zum Tischtennisschläger.
Die Mentalität könne am Samstag entscheidend sein
Dass er deswegen Trainingseinheiten unter Trainer „Kalle“ Müller verpasst, passiert in der Regel nicht, doch Bott nimmt sich dennoch Pausen: „Meiner Muskulatur tut das einfach gut, wenn ich mal eine Einheit nicht bestreite“, sagt er und lässt durchblicken, was ihn in den vergangenen Jahren immens beschäftigt hat: die große Verletzungsanfälligkeit. „Das habe ich wohl von meinem Vater und meinem Onkel geerbt. Im vergangenen Jahr hatte ich auch überlegt, die Schuhe an den Nagel zu hängen.“ Für ihn habe es wenig Sinn ergeben, zwei Spiele zu machen und dann wieder vier Wochen zu pausieren. Doch auch die Tatsache, dass er mit den Kumpels Hessenliga spielen darf, hat ihn von solcherlei Gedankenspielereien weggebracht.
Vielmehr hat sich Bott nach einer für ihn persönlich durchwachsenen Vorsaison nun den Platz an der Seite von Abwehrchef Steffen Trabert in der Innenverteidigung erspielt und in den ersten beiden Spielen durchblicken lassen, dass er einer derjenigen sein kann, die die einstmalige Schießbude der Liga auf Kurs bringen können. "Gerade in Watzenborn haben wir gesehen, dass es auswärts sinnvoll sein wird, etwas tiefer zu stehen und defensiver aufzustellen. Das hat super funktioniert“, sagt Bott, dem die Art und Weise imponiert hat: „Die Mannschaft war absolut geschlossen.“ Und so ein Tor wie von Marius Müller nach Traum-Kombination über Petr Kvaca und Vuk Toskovic habe er in sieben Steinbacher Seniorenjahren noch nicht erlebt.
Auswärts also stabilisieren und zu Hause? Eigentlich wie immer! „Im Mühlengrund können wir ganz viel mit Mentalität wettmachen. Das ist hauptverantwortlich dafür, dass wir hier solche Spektakel erleben.“ Und gegen Borussia Fulda darf dies nach seinem Gusto auch gerne so bleiben: „Ich glaube aber, dass Borussianach der Niederlage in Flieden gemerkt hat, dass es ohne kämpfen nicht geht; es wird schwer für uns. Aber allein die Konstellation, dass wir selbst bei einer Niederlage noch vor Borussia Fulda stehen würden, ist wirklich einmalig.“ Nachdem er in der Vorserie beide Spiele verletzungsbedingt verpasst hatte, brennt Sebastian Bott heute ganz besonders.