KOL Nord: „Das war Willkür“

Darum nahm Prokopenko sein Team vom Feld

Roman Prokopenko erlebte einen "traurigen Tag". Foto: Kevin Kremer

Nach 80 Minuten nahm Roman Prokopenko, Trainer der SG Mecklar/Meckbach/Reilos, am Freitagabend seine Mannschaft in Niedergude vom Feld, schickte sie in die Kabine und verständigte sich anschließend mit Gegner Gudegrund/Konnefeld auf einen Nichtangriffspakt für die verbleibende Spielzeit im KOL-Nord-Spiel. Das Spiel wurde zu Ende gespielt, es blieb beim 2:1-Sieg für den Gastgeber.

Die Bilder der letzten zehn Minuten erinnerten an das Bundesliga-Spiel zwischen Hoffenheim und Bayern Anfang dieses Jahres, als die Spieler sich nur noch den Ball hin- und herschoben, um ein Zeichen gegen die Schmähungen gegen TSG-Mäzen Dietmar Hopp zu setzen. Oder aber an die „Schande von Gijon“, als im WM-Vorrundenspiel 1982 zwischen Deutschland und Österreich das frühe 1:0 für Deutschland beiden Teams zum Weiterkommen reichte und sich beide Mannschaften mit zunehmender Spielzeit nichts mehr taten.

Doch am Freitag war das Spiel weder geschoben, noch lagen Schmähungen vor. Prokopenko sah sich zu seinem Entscheid aus anderen Gründen gezwungen. So berichtet er, „dass das Spiel eine Stunde ganz normal lief. Es war umkämpft, keinerlei unfair und für die widrigen Platzverhältnisse sogar attraktiv. Dass wir bis dato 0:2 hinten lagen, hatten wir ausnahmslos uns selbst zuzuschreiben.“

Was dann folgte, bezieht Prokopenko nicht zuletzt auf sich selbst: „Ich war nur als Trainer auf dem Spielbericht vermerkt, habe von draußen eine Entscheidung kritisiert. Da war ich weder ausfallend noch beleidigend. Dafür habe ich Gelb gesehen. Ermahnt wurde ich vorher nicht. Aber just ab diesem Moment verteilte der Schiedsrichter für Kleinigkeiten Gelb gegen unsere Spieler.“ So hinterfragt Prokopenko beispielsweise, weswegen gleich zwei Spieler von ihm, die von Anfang an gespielt hatten, plötzlich Gelb wegen eines falschen Tapes auf dem Stutzen sahen.

Drei Gästespieler fliegen vom Platz

Kurz später erzielte M/M/R den 1:2-Anschlusstreffer und wieder nur wenige Sekunden später flogen André Deneke und Torschütze Kiles Isaac und damit zwei seiner Spieler vom Platz. Jeweils mit Gelb-Rot wegen Meckerns. Der gegnerische Torwart hatte den Ball nicht rausgerückt, es gab daher einen leichten Tumult vor dem Tor. Es waren die ersten Platzverweise gegen M/M/R in dieser Spielzeit.

„Überzogen“, sagte Prokopenko, der aber den für ihn persönlichen Gipfel noch nicht hatte kommen sehen: „Wir haben mit neun gegen elf gespielt, haben sogar Chancen und dann wird Stephan Kehl im Strafraum gefoult. Für mich zumindest war es ein Foul, der Schiedsrichter pfeift auch, gibt aber Gelb wegen Schwalbe. Ein Spieler von mir, Manuel Horn, sagt dann, dass das ein Witz sei, der Schiedsrichter hat die Aussage aber so ausgelegt, dass er der Witz sei und zeigte ihm glatt Rot.“

Prokopenko holte anschließend seine Mannschaft vom Feld und schickte sie in die Kabine: „Meine Mannschaft war natürlich ob der Entscheidungen des Schiedsrichters aufgebracht und so gab es für mich in dieser Situation nur zwei Möglichkeiten: Entweder werden noch Spieler des Gegners verletzt und/oder wir kassieren noch mehr Platzverweise. Ich musste diese Entscheidung treffen, um alle Beteiligten zu schützen, um der befürchteten Eskalation entgegenzuwirken.“

"Ich musste der drohenden Eskalation entgegenwirken"

Als sein Team in der Kabine verschwand, suchte Prokopenko parallel das Gespräch mit dem Gegner, entschuldigte sich bei ihm und wurde von seinem Vorstand darauf hingewiesen, „dass der Schiedsrichter drakonische Strafen angedroht hat, falls wir nicht weiterspielen“. Gemeinsam mit Gudegrund/Konnefeld fiel nach circa zehn Minuten die Entscheidung, das Spiel fortzuführen. Beide Mannschaften verständigten sich auf den zehnminütigen Nichtangriffspakt. Dann pfiff Boris Borschel (Pfaffenbachthal) das Spiel ab.

Für Prokopenko ein schwarzer Tag in seiner langen Fußballkarriere: „Ich habe mich total hilflos gefühlt, weil ich mich und unsere Mannschaft komplett der Willkür des Schiedsrichters ausgesetzt sah. Für mich war und ist das alles einfach nur sehr traurig. Wenn du als Fußballer oder Trainer so etwas miterleben musst, dann macht das alles keinen Spaß mehr. Ich bin jemand, der immer zuerst die Schuld bei sich sucht. Aber das, was am Freitagabend passiert ist, ist einfach nur traurig.“