Der Abstieg als Fortschritt

Julian Klein ist mittlerweile im Trainerteam der SKG Gersfeld und zieht nach dem Abstieg in die B-Liga ein positives Fazit. © Jonas Wenzel

Die Fußballer der SKG Gersfeld befinden sich nach dem Abstieg in die B-Liga Fulda/Rhön mitten im Umbruch: Julian Klein hat in der Phase des Neuaufbaus gemeinsam mit seinem Bruder Patrick und Andre Ruppert den Trainerjob übernommen. Der 30-Jährige ist ein Gersfelder Urgestein.

Mehr als ein Drittel ist in der B-Liga Rhön gespielt. Ihr Zwischenfazit?

Wir sind momentan positiv überrascht, weil wir uns erst mal in der neuen Liga einfinden mussten. Das war nicht einfach. Hintergrund ist das letzte halbe Jahr in der A-Liga, wo wir quasi jede Woche abgeschossen worden sind. Das hat den Jungs anfangs noch in den Köpfen gesteckt. Dadurch hatten wir Start-Schwierigkeiten. Mittlerweile passt es aber deutlich besser.

Am Sonntag geht es gegen den Nachbar TSV Dalherda . Das ist die einzige erste Mannschaft neben der SKG Gersfeld in der Liga. Das ist das Spiel des Jahres, oder?

Definitiv. Das Hinspiel haben wir ja auswärts 2:1 gewonnen, jetzt feiern wir am Wochenende zu diesem Spiel unser Oktoberfest. Wir hoffen sehr, dass viele Zuschauer kommen. Selbst in Dalherda waren auswärts Leute mit dabei, die wir lange nicht bei Spielen von uns gesehen haben.

Wie ist der Zuschauerzuspruch generell, nachdem es mit dem Verein steil bergab ging und man nun in der B-Liga angekommen ist?

Zunächst war der Zuspruch tatsächlich nicht so gut. Aber mittlerweile kommen immer mehr Leute. Das liegt auch daran, dass wir in der B-Liga mehr Spiele gewinnen und entsprechend erfolgreicher sind. Das ist in Gersfeld schon immer so gewesen: Gewinnen wir, dann kommen auch die Leute. Das freut auf alle Fälle die Mannschaft.

Spielen nach dem Umbruch auch wieder mehr Gersfelder in der Mannschaft?

Ausschließlich: Es sind nur noch Gersfelder im Team und es gibt keinen einzigen Spieler von auswärts mehr. Alle Spieler wohnen und stammen aus Gersfeld oder einem der Ortsteile. Wir haben das Team total verjüngt. Das Durchschnittsalter liegt knapp über 20 Jahren. Es sind sehr viele 18, 19-Jährige dabei. Der Älteste ist unser Spielertrainer Andre Ruppert mit Mitte 30, dann noch einer mit 27. Ansonsten sind alles ganz junge Kerle. Das musste alles erst mal geformt werden, aber wir sind in der Spur.

Kann es also sein, dass der Absturz in die B-Liga vielleicht sogar gut für den Verein war?

Das unterstreiche ich sofort. Manchmal ist ein Rückschritt nunmal auch ein Fortschritt im Sinne eines Neuanfangs. Viele haben wieder die Lust am Fußball gefunden. Durch die vielen Niederlagen in der A-Liga haben sich einige letzte Saison auf der Fahrt zu den Spielen schon gefragt, wie viele sie heute wohl eingeschenkt bekommen. Das ist nicht der Anspruch, den man als Fußballer hat und das haben wir jetzt in der B-Liga nicht mehr. Im Nachgang gesehen, war der Abstieg eher ein Vorteil für uns.

Trotzdem muss ja das Ziel sein, wieder aus der „Reserve-Liga“ heraus zu kommen, um sich wieder weitgehend mit ersten Mannschaft zu messen.

Auf jeden Fall. Dalherda als einzige erste Mannschaft zum Gegner zu haben, kann nicht dauerhaft der Sinn sein, zumal die Reserven zuschauertechnisch nicht viele Leute mitbringen. Aber um größere Ziele zu verfolgen, müssen wir einfach noch ein bisschen reifen: Weder dieses Jahr, noch kommende Saison wird der Aufstieg unsere Vorgabe sein. Zunächst brauchen wir mehr Konstanz in den Spielen. Wenn wir das alles ein bisschen in der Gegenwart stabilisiert bekommen, dann besteht für uns auch wieder eine reelle Chance.

Thema Eigenständigkeit. Wie lange schafft das die SKG Gersfeld noch?

Momentan sieht es noch gut aus, aber langfristig wird das nicht funktionieren. Daher gibt es auch überall hin schon Gespräche. Die nächsten zwei, drei Jahre bekommen wir das vielleicht noch hin, aber es ist schwer, in die Glaskugel zu schauen.

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