Youngster

„Der Fußball fehlt mir total“

Dominik Crljenec (oben) gehört trotz seiner erst 20 Jahre zu den Leistungsträgern bei der SG Barockstadt. Ob der Hessenligist das Talent über die Saison hinaus halten kann? Foto: Charlie Rolff

Dominik Crljenec ist das vielleicht größte Talent in Reihen von Hessenligist SG Barockstadt. Der 20-Jährige ist trotz seines Alters längst ein nahezu unverzichtbarer Leistungsträger. An der momentanen Situation ohne Fußball hat der gebürtige Kroate allerdings zu knabbern.

Ein Blick auf die nackte Statistik reicht aus, um zu erkennen, dass Crljenec eine echte Größe bei der Barockstadt ist. In der laufenden Runde hat er alle 22 Punktspielpartien in der Startelf gestanden. Ein Umstand, den sonst nur Torwart Tobias Wolf und Kapitän Patrick Schaaf für sich beanspruchen dürfen. Nimmt man noch die drei Hessenpokalspiele mit dazu, dann stand Crljenec in allen 25 Pflichtspielen von Beginn an auf dem Platz und versäumte insgesamt nur ganze zwölf Minuten, weil ihm Trainer Sedat Gören beim 5:0 gegen Walldorf (81.) und beim 3:1 in Stadtallendorf (87.) nach starken Leistungen durch Auswechslungen den Applaus der Fans gönnte.

Ex-Trainer Alfred Kaminski lockte ihn einst nach Fulda. Er kannte Crljenec aus seiner Zeit als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums bei Kickers Offenbach und hatte ihn immer am Schirm. Begonnen hatte Crljenec seine Laufbahn beim FSV Mainz 05, ehe er in die U?13 vom OFC wechselte. Was folgte, war im zweiten A-Juniorenjahr der Wechsel zum SV Wehen Wiesbaden und danach der Schritt zur SG Barockstadt. „Ich hatte damals noch keinen neuen Verein, als mich Alfred Kaminski kontaktiert hat. So kam ich nach Fulda, und ich muss wirklich sagen, dass ich hier von Beginn an top aufgenommen worden bin. Die Jungs sind super und ich habe mich wirklich blitzschnell eingefunden“, erklärt Crljenec, der in Biebrich aufgewachsen ist, nun aber bei den Eltern in Wiesbaden wohnt. „Dort bin ich auch so oft wie möglich.“

Ansonsten lebt der Mittelfeldspieler während der Trainings- und Fußballzeit in einer Fuldaer Studentenwohnung. „Das permanente Pendeln wäre sonst einfach zu viel“, so der Spieler, der voll für den Fußball lebt und der entsprechend mit der aktuellen Situation zu kämpfen hat. „Man muss einfach sagen, dass momentan die Gesundheit für alle vor geht und der Sport und andere Dinge hinten anstehen. Aber der Fußball fehlt mir total. Manchmal merkt man erst, was man im Leben gerne hat und wie schön es ist, Fußball spielen zu dürfen, wenn es eben nicht mehr geht. Am liebsten würde ich sofort wieder anfangen“, gibt Crljenec zu.

"Das ist gerade eine Prüfung für uns alle"

Doch ihm bleibt wie allen anderen Fußballern nur das „Heimtraining“: „Natürlich haben auch wir vom Trainer einen Plan bekommen, der individuelles Lauftraining sowie Stabilitäts- und Krafttraining beinhaltet. Wir halten uns fit“, sagt Crljenec. Was Trainingspläne in den Sommer- und Winterpausen angeht, das sei das eine. Doch derzeit müssten die Spieler tatsächlich alles zu Hause machen, da zudem keinerlei Sportanlagen oder Fitnessstudios zur Verfügung stünden.

„Aber das klappt schon“, so Crljenec. „Man legt sich halt auf die Matte und macht Sachen wie Liegestütze, Sit-ups, was für Brust und Bauch. Ich fühle mich wirklich gut und bin bereit, wenn es denn wieder losgehen soll.“
Ob denn diese Saison überhaupt noch mal gespielt werden kann, erscheint ihm mittlerweile fraglich. „Der Virus darf sich nicht weiter verbreiten. Erst mal muss die Gesundheit von allen gesichert sein. So lange müssen wir uns an gewisse Regeln halten. Das ist gerade eine Prüfung für uns alle“, mahnt er.

Und so könnte es durchaus sein, dass der Anhang der SG Barockstadt den Publikumsliebling im Extremfall überhaupt nicht mehr im Trikot der Fuldaer sehen wird. Sein Vertrag läuft nämlich am 30. Juni aus. Interessenten gibt es für den 20-Jährigen genügend. Das der SV Wehen Wiesbaden aber bei seinem Ex-Spieler vorgefühlt haben soll, dem widerspricht Crljenec. „Ich könnte mir durchaus vorstellen, noch länger für die SG Barockstadt zu spielen. Für mich ist es das Wichtigste, dass ich meine Leistung bringen und dass ich spielen darf. Aber ich würde ja lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht gerne den Schritt zu einem höherklassigen Verein wagen würde.“