Spieler im Blickpunkt

Der junge Anführer

In der Mittelfeldzentrale erlebt Hendrik Stumpf (links) etliche Zweikämpfe. Hier setzt er sich gegen Hünfelds Lukas Budenz durch. Foto: Siggi Larbig

Es tut sich etwas beim SC Soisdorf. Nach zuletzt durchwachsenen Jahren hat der A-Ligist sein Team verjüngt, künftig sollen hungrige Spieler das Gerüst bilden. Einer dieser Youngster, die Bock auf das Projekt haben, ist Hendrik Stumpf. Ein Soisdorfer Jung, der gerne Verantwortung übernimmt.

Als der SCS vier Jahre am Stück, von 2013 bis 2017, in der Kreisoberliga spielte war Stumpf schon hautnah dabei. Nicht am Platz, dafür war der mittlerweile 20-Jährige zu jung, aber daneben. Er hat schon immer einen engen Draht zum Club, sein Vater Gerald war zur damaligen Zeit Betreuer und ist nun im Vorstandsteam aktiv. Ob Stumpf junior es deshalb als selbstverständlich ansieht, Teil des Vereins zu sein? Mitnichten. Er ist froh, dass sein Vater äußerst kulant ist, dass er selbst entscheiden darf, was er machen möchte. Egal ob es sich um schulische, berufliche oder sportliche Dinge dreht. „Er hat ein offenes Ohr. Und es motiviert mich ein Stück weit. Ich möchte ihm zeigen, was in mir steckt. Es ist ganz cool, dass er bei meinem Hobby immer dabei ist. Selbst, wenn wir im Nachhinein ab und am mal andere Sichtweisen haben“, gesteht der Mittelfeldspieler ein.

Wechselgedanken hegt er deshalb nicht. Wenn, müsse schon etwas sehr Passendes kommen. Und in den Vordergrund drängeln möchte er sich ohnehin nicht. Zumal er weiß, was er an seinem Heimatverein hat. Und umkehrt ist es ebenfalls so. Nicht umsonst sieht Trainer Daniel van Thiel seinen Schützling als wichtiges Bindeglied in der Mannschaft. Stumpf nämlich übernimmt Verantwortung, zählt zur jungen Generation, die er mit der älteren verknüpfen soll. Er ist deshalb ein Paradebeispiel für den Weg des SCS.

Jene Worte des Trainers lächelt der 20-Jährige weg, stellt allerdings unmissverständlich klar, dass er keinerlei Probleme habe, jenes Bindeglied zu sein oder vorweggehen zu müssen. Stumpf war schon stets einer, der mehr den Ton angeben möchte. Und genau deshalb hatte er zu Beginn seiner Seniorenzeit einige Bedenken. „Plötzlich steht ein Tino Kister oder Jörg Sauerbier neben dir. Die sind seit 20 Jahren im Seniorenbereich. Da kannst du nicht einfach sagen, so oder so wird es gemacht. Aber genau darin sieht der Coach wohl meine Aufgabe. Es herrscht ein gewisser Wandel in den Generationen, wir als 20-Jährige haben eine andere Sicht auf die Dinge als sie. Wir diskutieren und versuchen, Dinge besser zu machen“, lässt „Stumpel“ verlauten. Jenen Spitznamen erhielt er von Tobias Fladung, als Stumpf mal in einer Aktion rumgeeiert habe. Quasi „rumgestumpelt“.

Dass er derweil bereits im frühen Alter Verantwortung übernehmen darf, sei seiner Meinung nach der Weg des Sportclubs. Der Verein nämlich locke mit anderen Mitteln als mit Geld. „Spielpraxis“, schiebt der Youngster an, erhalte hier jeder. Und genau deshalb sei der Verein so interessant. In die eine oder andere Rolle hereinwachsen, anstatt auf der Bank zu sitzen und immer mal ein bisschen Kleingeld zu erhalten. Das bringe viel mehr. „Wir sind ein Dorf mit 300 Einwohnern. So, wie wir verfahren, ist es genau richtig.“ Und vielleicht geht es mit diesen Mitteln irgendwann wieder in die Kreisoberliga. Das ist zumindest Stumpfs Ansporn. Die guten Zeiten kann er nun mit den schlechten Zeiten vergleichen und weiß deshalb, was er möchte. „Es gibt nichts Schöneres, als unseren Mitgliedern KOL-Fußball am Hauck zu bieten“, schildert er. Denn klar ist für ihn auch: „Ein Nichtabstieg, wie die vergangenen Jahre, ist kein Erfolg. Ich will etwas erreichen.“

Treten die Erfolge ein, gibt es wieder öfters das Soisdorfer Nationalgetränk: der AHA. Der Hünfelder Kräuterlikör ist Medizin und Partytrunk zugleich im Örtchen, vor einigen Jahren wurde er selbst am Platz nach den Spielen vom damaligen Vorsitzenden Angelo Jost gereicht. „Aber mittlerweile gibt’s den Strafenkatalog. Wir müssen also warten, bis wir in der Kabine sind“, erzählt der Anlagentechniker-Auszubildende, der nach seiner Prüfung im kommenden Winter ein Studium anstrebt.

Apropos zünftige Feierei: Darin war der SCS schon immer gut. Und deshalb lassen sich die Verantwortlichen in der Corona-Phase nicht lumpen. Nach 150 Trainingseinheiten der Spieler im Januar hat sich Coach van Thiel hinreißen lassen, bei nächster Gelegenheit ausreichend Getränken und Essen zu spendieren. Und noch besser wird es für die Akteure, wenn zur Zeit 1350 Kilometer binnen 30 Tagen gelaufen werden. Dann nämlich gibt es vom Vorstand eine Spende für die nächste Abschlussfahrt. Die soll zum Bierkönig auf Mallorca führen, der, na klar, 1350 Kilometer vom Soisdorfer Hauck entfernt liegt.

Steckbrief

Name: Hendrik Stumpf.
Spitzname: Stumpel.
Geburtsdatum: 18. Juni 2000.
Im Verein seit: Geburt an.
Position: Zentrales Mittelfeld.
Rückennummer: 8.