Der Mann mit dem Benz spielt jetzt für die TSG
Wer sich mal für ein paar Minuten mit Joey Geißler unterhalten hat, muss einfach loslachen – und wer dann noch in seinen 15 Jahre alten Benz einsteigt, der nach einem Gemisch aus Dior, Hugo Boss und kalter Zigarette duftet, der bekommt schnell eine Vorstellung darüber, dass Geißler eine echte Type und so gar nicht dem Normalbild entspricht. Immer den passenden Spruch auf Lager, mit waschechtem Frankfurter Dialekt ausgestattet, verrückte Frisuren, ein paar Tätowierungen – den 24-Jährigen kann niemand in ein Schema pressen.
Auch wenn Geißler über seine Hünfelder Zeit spricht: "Das ist wie mit 'ner Alten, wenn's nicht mehr passt, dann trennt man sich eben." Die vormalige "Nummer zehn" wurde nicht warm mit KOL-Trainer Johannes Helmke, der das Ruder im Sommer von Abteilungsleiter Mario Rohde übernommen hatte. "Das ist aber gar nicht schlimm. Ich hatte eine prägende und geile Zeit. Wir trennen uns im Guten, aber ich hatte einfach noch nie einen guten Draht zu Sportlehrern und so die Lust auf Fußball verloren, habe mich um andere Sachen gekümmert und will jetzt wieder den Spaß zurückgewinnen."
Zu den "anderen Sachen" gehört unter anderem seine neue Leidenschaft fürs Boxen. Aktuell trainiert er zweimal in Gelnhausen, will das allerdings zurückschrauben, aber nicht gänzlich aufgeben. "Mein Cousin Jan, der richtig was draufhat, hat mich da reinschlittern lassen, das macht richtig Spaß, deswegen will ich es nicht gleich wieder aufgeben. Aber auch in dieser Beziehung waren die Mackenzeller um Abteilungsleiter Tobi Baumann ganz locker", führt der in Fulda lebende gebürtige Horbacher aus. Geholt hat den "Straßenkicker" aber letztlich Steffen König.
Mit dem "King" spielte er einst in Hünfeld, beide verstehen sich prima. Und dementsprechend weiß sein neuer Trainer, was er bekommen wird, nämlich "einen geilen Kicker, der aber faul ist". O-Ton Joey Geißler. Die TSG wird Freude an ihm haben, wenn er das erste Mal aus seinem Benz aussteigt. Dann aber in einem neueren Modell: "CLS. Baujahr 2007. Der wäre was, die neueren Modelle sind einfach zu viel Plastik." Nächste Woche geht er auf Shoppingtour.
Der "Hanauer Bub" kam vor dreieinhalb Jahren über seinen Studienkollegen Sebastian Alles (jetzt Borussia Fulda) zum HSV und erzielte in 74 Spielen neun Tore. Der Spielmacher verfügt über ein ganz feines rechtes Füßchen, bringt punktgenaue Standards und kann den entscheidenen Pass spielen. In dieser Saison kam er nicht zum Einsatz und ist daher ablösefrei zu haben gewesen.