Der Mann mit der eingebauten Torgarantie
77 Ligatore in zweieinhalb Jahren SV Niederjossa stehen für Christian Pfeiffer zu Buche. Foto: Friedhelm Eyert
2016 kehrte Christian Pfeiffer nach 18 Jahren zurück zu seinem Heimatverein Niederjossa. „Eigentlich wollte ich nur noch ein Jahr Fußball spielen“, erzählt Pfeiffer. Doch aus einem Jahr beim SVN sind mittlerweile zweieinhalb Jahre geworden. Warum denn nach einem Jahr doch nicht Schluss war? „Du kickst hier mit deinen Kumpels zusammen, dazu kommt der überragende Erfolg. Wir hatten den sensationellen Aufstieg in der ersten Saison und konnten dann die Klasse in der Kreisoberliga halten. Für einen so kleinen Verein ist das Wahnsinn, und dann macht man automatisch immer weiter. Irgendwann ist aber auch mal Schluss, nur wann das der Fall ist, wird sich zeigen. Ich möchte vorher noch die 100 Tore für Niederjossa knacken“, flachst 'Piff', wie ihn seine Kumpels nennen. Dass ihm bis zu jener Marke gar nicht mehr so viele Tore fehlen, hat der 32-Jährige dabei gar nicht am Schirm. „45 Tore in der ersten Saison, 24 Tore in der zweiten Saison und in der aktuellen 8 Tore. Insgesamt sind es also 77 Tore. Fehlen demnach nur noch 23“, rechnet der einfache Familienvater vor.
Dass Pfeiffer allerdings knipst, wie er will, hatte er selbst nicht erwartet. Erst mit seinem Wechsel zurück nach Niederjossa fand er das Torjäger-Gen. „Ich habe bei den vorherigen Stationen meistens auf der Außenbahn oder im Mittelfeld gespielt. Als ich zurückkam, wurde aber ein Stürmer gesucht, weil Enis Adrovic weggefallen ist.“ Für den damaligen A-Ligisten war Pfeiffer, der bei der Polizei beschäftigt ist, natürlich ein Glücksfall, denn knapp die Hälfte der 102 geschossenen Tore im Meisterjahr gingen auf das Konto des neuen Goalgetters.
Bald 100 Jahre eigenständig - und dann?
Doch viel mehr als sich selbst und die Offensive hebt Pfeiffer die Defensive in den Vordergrund. „Unser Prunkstück war in den vergangenen Jahren die Abwehrarbeit. So haben wir beispielsweise auch die Meisterschaft gewonnen, oder in der letzten Saison den Klassenerhalt geschafft.“ In der Hinrunde der ersten KOL-Saison nach mehr als 28 Jahren lief es für den SVN nämlich wenig optimal, nur sechs Punkte standen auf der Habenseite, während es in der Rückrunde starke 29 Zähler zu verbuchen gab. „Wir mussten uns eben erst an die Liga gewöhnen“, weiß Pfeiffer. Ähnlich schwach startete Niederjossa auch in die diesjährige Saison, mit den beiden vergangenen Siegen, unter anderem gegen die FSG Hohenroda mit seinem Schwager Thorsten Heiderich als Trainer, sei aber etwas Ruhe eingekehrt. Und da wahrscheinlich nur eine Mannschaft absteigen muss, stehen die Chancen auf ein drittes Jahr Kreisoberliga beim SV Niederjossa ziemlich gut. Zu Heiderich pflegt Pfeiffer übrigens ein besonderes Verhältnis: „Wir haben am Sonntag vor dem Spiel noch gemeinsam Mittag gegessen. Ab und an sitzen wir auch mal zusammen, trinken das eine oder andere Bier und Fachsimpeln über den Fußball. Wir sind ja beide positiv fußballverrückt.“
Besonders stolz ist der 32-Jährige auch auf die Art und Weise, wie sein Heimatverein den großen Aufwand mit der Kreisoberliga löst: „Wir feiern im Jahr 2020 unser 100-jähriges Vereinsjubiläum, und wir sind noch immer eigenständig. Gerade das, was der erste Vorsitzende Dirk Allendorf und sein Team leisten, ist bemerkenswert.“ Doch auch Pfeiffer weiß, dass es in den kommenden Jahren schwer wird, den aktuellen Erfolg zu bestätigen und ein selbstständiger Verein zu bleiben. Die Mittel sind schließlich bescheiden, die Mannschaft wird immer älter und aus der Jugend kommt kaum etwas nach. „Das wird eine große Herausforderung für alle werden. Zusammengefasst ist in Niederjossa allerdings alles sehr, sehr cool“, betont 'Piff'. Er selbst möchte dabei auch mithelfen. Die Abwehrreihen der Kreisoberliga Nord müssen sich also wohl noch mindestens eine weitere Saison lang vor der „Lebensversicherung“ des SV Niederjossa fürchten.
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