Druck auf Führungsspieler Skhiri wächst: „Er muss mehr kommunizieren“

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Ellyes Skhiri sollte schnell einer der Häuptlinge bei Eintracht Frankfurt werden. Aus diversen Gründen hat das im ersten Jahr nicht geklappt. Der Druck erhöht sich.

Ellyes Skhiri kam im vergangenen Jahr ablösefrei vom 1. FC Köln zu Eintracht Frankfurt. Der Tunesier passte auf den ersten Blick perfekt zu den Hessen, die einen laufstarken Sechser und Abräumer vor der Abwehr gesucht haben. Der Start verlief zwar etwas holprig, doch nach wenigen Wochen hatten sich Skhiri und Hugo Larsson immer besser zusammengefunden und waren im goldenen Herbst die Taktgeber. Dann aber gab es Rückschläge: Verletzung, Afrika-Cup, Rückenprobleme, die Rippe schmerzte..

Chandler erhöht den Druck auf Skhiri

Plötzlich lief es nicht mehr rund bei Skhiri, er hinkte den Erwartungen zusehends hinterher. Und der 28-Jährige ist, wie er selbst sagte, „kein Lautsprecher“. Skhiri macht die Dinge mit sich selbst aus, er ist von Natur aus etwas ruhiger und hält sich mit kernigen Aussagen zurück. Timothy Chandler erhöhte bei einer Presserunde am Mittwoch auf fussball.news -Nachfrage dennoch den Druck auf den Mittelfeldspieler: „Ellyes wird noch mehr aus sich herauskommen müssen. Er muss langsam hereinwachsen und auf dem und neben dem Platz mehr kommunizieren.“

Das sind deutliche Worte des Eintracht-Urgesteins. Die Erwartungen an Skhiri wachsen, der Integrationsprozess sollte spätestens zur kommenden Saison komplett abgeschlossen sein. Sein Trainer Dino Toppmöller wurde am Donnerstag von fussball.news auf die Aussagen von Chandler angesprochen. Er nahm Skhiri in Schutz: „Ellyes hatte ein gewohntes Umfeld beim 1. FC Köln. Dann wechselt er den Verein und kam mit einem wichtigen Tor gegen Sofia gut an. Er war grundsätzlich ein Spieler, der beinahe durchgängig 90 Minuten gespielt hat. Dann kamen zwei Verletzungen und der Afrika-Cup. Dadurch musste er Enttäuschungen verarbeiten.“

Toppmöller: „Auf Skhiri sind viele Dinge eingeprasselt“

Toppmöller will der Lauf-Maschine noch eine „gewisse Zeit“ geben: „Ich glaube, dass er mit den Dingen, die auf ihn eingeprasselt sind, gestärkt aus der Saison herausgehen kann. Ellyes kann dadurch noch mehr Verantwortung übernehmen und in die Rolle als Führungsfigur schlüpfen.“ Der Coach hat jedoch das Gefühl, dass er trotz seiner Schüchternheit und Zurückhaltung „seinen Platz gefunden“ habe: „Ellyes kann den nächsten Schritt gehen.“ In Zusammenarbeit mit Larsson , dem Juwel in Reihen der Frankfurter, hat das in dieser Spielzeit häufiger schon gut geklappt. Und doch gibt es Luft nach oben. Vor allem sein Patzer in der Conference League bei Union Saint-Gilloise war ein herber Nackenschlag. Ein individueller Fehler bei der Ballverarbeitung im eigenen Strafraum leitete die Wende und somit das Aus (2:2/1:2) ein.

Was Skhiri zudem seit längerer Zeit fehlt, ist ein persönliches Erfolgserlebnis. Zuletzt traf der Nationalspieler am 12. November vergangenen Jahres beim Remis in Bremen (2:2). Die Performance von Skhiri wird auch an Treffern und Vorlagen gemessen. In Köln nahm er gerne Fahrt auf, ging mit großen Schritten in den gegnerischen Sechzehner und verwertete die Zuspiele (20 Tore und acht Vorlagen in 133 Pflichtspielen). Möglicherweise kann er im Rennen um Rang sechs bei der Eintracht noch einige Akzente setzen und das dringend benötigte Selbstvertrauen tanken. Immerhin: Beim Heimsieg gegen den FC Augsburg (3:1) am vergangenen Freitag landete seine Kopfballabwehr bei Omar Marmoush , der auf das leere Gehäuse zurennen durfte. Auch so etwas kann Blockaden lösen.

Ich glaube, dass Ellyes Skhiri mit den Dingen, die auf ihn eingeprasselt sind, gestärkt aus der Saison herausgehen kann. Er kann dadurch noch mehr Verantwortung übernehmen und in die Rolle als Führungsfigur schlüpfen. Eintracht-Trainer Dino Toppmöller