Alexander Zickler

Familienmensch, Joker und Titelsammler

Alexander Zickler (links) mit seinen "Chef" Marco Rose. Foto: imago images/osnapix

Als sich die Bundesrepublik Deutschland 1974 zum zweiten Mal zum Weltmeister krönte, erblickte mit Alexander Zickler in der damaligen DDR ein kommender Star das Licht der Welt. Im benachbarten Wartburgkreis, nur wenige Kilometer hinter der innerdeutschen Grenze, verbrachte der heutige Co-Trainer des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach die ersten Jahre seiner Kindheit. Aus dem kleinen Barchfeld in die höchsten Sphären des Fußballs: Alexander Zickler erlebte eine bewegte Spielerkarriere. Nun steht er als Co-Trainer im Rampenlicht.

Es ist Ende März. Länderspielpause in der Bundesliga. Zickler darf ein paar Tage durchatmen und hat Zeit für ein Interview mit unserem Portal. Die Pause genießt er, darf er doch wieder zu seiner Familie fahren. Seine Frau und vier Kinder leben in Salzburg. Also dort, wo er am Ende seiner Spielerkarriere heimisch geworden ist. Und wie sehr er sich auf die Tage mit seiner Frau und den vier Kindern freut, ist spürbar. Der 47-Jährige ist ein Familienmensch durch und durch. Ehe es ihn vor zwei Jahren nach Mönchengladbach zog, verbrachte er täglich Zeit mit seinen Liebsten. Er genieße es, Papa zu sein, sagt er. Dass man sich nun, aufgrund der Entfernung von 800 Kilometern, nur alle paar Wochen sieht – das müsse eben funktionieren.

Es ist nicht geplant, dass sich etwas an dieser Situation ändert. Familie Zickler fühlt sich wohl in Salzburg. Die drei Jungs gehen noch zur Schule, spielen bei RB Salzburg im Nachwuchs, während die Tochter das Abitur bereits in der Tasche hat. Mit Wohnortwechseln kennt sich Papa Alexander besser aus. Seine Wurzeln liegen in der Region Bad Salzungen, in Barchfeld verbrachte er die ersten drei Jahre seines Lebens. Die Erinnerungen daran? „Absolut schön, obwohl wir zeitig nach Dresden zogen“, sagt Zickler. In Sachsen unterrichtete sein Vater an der Technischen Universität, weshalb die Familie Barchfeld verließ. Die Ferien nutzte der junge Alexander, um den Großeltern einen Besuch abzustatten. „Vom Opa“, so der frühere Bayern-Star, „habe ich die Fußball-Gene geerbt.“ Heute jedoch ist der Bezug kaum noch vorhanden, auch, da die Verwandtschaft weniger wird.

In Dresden kam er schnell an. Bei Dynamo spielte er die gesamte Juniorenzeit. Dass er später Titel um Titel gewinnen würde, stand da auf keinem Zettel. Die Leidenschaft zumSport besaß Zickler zwar immer, „aber mit 13, 14 Jahren war ich ein guter, doch kein überragender Kicker“. Und dennoch weckte er Begehrlichkeiten. Mit 18 debütierte er für Dresden in der Bundesliga, nur ein Jahr später trug er bereits das Trikot von Bayern München. Dass der Stürmer zwölf Jahre beim Rekordmeister bleiben sollte, war für ihn damals utopisch. Eine große Karriere hatte er nicht im Kopf. Er wollte lernen für künftige Aufgaben. Heute bleibt festzustellen, dass Zickler in seiner Bayern-Zeit zu einer Persönlichkeit gereift ist. 19 Titel sackte er ein, darf sich unter anderem Champions-League-Sieger, UEFA-Cup-Sieger und siebenmaliger Deutscher Meister nennen.

Zickler reifte zur Persönlichkeit

Zickler lässt Fans noch heute von seinen Toren träumen. Beispielsweise 2001, als er am 33. Spieltag mit seinem Tor zum 2:1 in der Nachspielzeit gegen Kaiserslautern erst den Vorhang zum dramatischen Meisterfinale zwischen Bayern und Schalke öffnete. Oder kurz darauf, als er im Champions-League-Finale gegen Valencia im Elfmeterschießen die Nerven behielt. Diesen Spirit, den das Team im Jahr 2001 besaß, hatten sich die Spieler zwei Jahre zuvor eingehaucht. In den „grausamsten Stunden, die man als Sportler erleben kann“, wie Zickler verrät. Eigentlich war er mit dem FCB bereits am Ziel, ehe Manchester United die Münchner im Endspiel der Königsklasse mit zwei Treffern in der Nachspielzeit ins Tal der Tränen stürzte. „Anstatt auseinanderzubrechen, haben wir uns eingeschworen. Wir hatten nach dem Spiel eine der schönsten Partys. Genau das haben wir gebraucht“, unterstreicht der „Joker“. Joker deshalb, weil er für viele das Paradebeispiel eines Einwechselspielers darstellt. Zickler brauchte in zahlreichen Spielen kaum Anlaufzeit, um auf dem Platz heißzulaufen.

In seiner Spielerkarriere war aber nicht alles rosig. 2002 begann seine gesundheitliche Leidensgeschichte. Ein Tumor am rechten Schienbein musste entfernt werden und kostete ihn die Teilnahme an der WM. Fortan war er drei Jahre außer Gefecht, brach sich dreimal das Schienbein. „Dank Uli Hoeneß verschwand ich nicht von der Bildfläche“, gesteht Zickler heute. Der Bayern-Macher verlängerte den Vertrag des Stürmers, obwohl dieser auf lange Sicht nicht spielen konnte.

Wieder genesen, schlug er das neue Kapitel in seiner heutigen Heimat Salzburg auf. Bei RB war er Kapitän, holte drei Meistertitel und war nach seiner Spielerkarriere dem Verein verbunden. Erst als Repräsentant, dann als Juniorentrainer. Zickler fuchste sich ins Trainer-Dasein, lernte Marco Rose kennen, mit dem er 2017 bei den Profis von Salzburg anheuerte. Nun ist er wieder in Deutschland angelangt. Nach zwei Jahren in Mönchengladbach ist Zickler ab Juli Roses „Co“ in Dortmund.

Wie Alexander Zicklers Wechsel nach Dortmund ablief, was er zu seiner WG mit Marco Rose zu sagen hat und vieles mehr lest ihr in der Samstagsausgabe der Fuldaer Zeitung.